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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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»Was haben Sie denn heute für mich auf dem Terminplan?«
    »Mr Albert Pierce kommt, um mit Ihnen zu frühstücken«, sagte sie. »Mr Pierce besitzt drei Fernsehsender in Texas und zwei in Oklahoma. Er möchte einige Programmvorschläge mit Ihnen besprechen – Sie erinnern sich an seine Briefe?«
    »Ja«, sagte Hopkins.
    Das Geschäftsfrühstück war Routine, seit zehn Jahren schon. Hopkins wollten so viele Leute sehen, dass es nötig war, sie wo immer möglich einzuschieben. Zunächst die ganzen Leute, die ihn wegen Fragen des Unternehmens sprechen wollten – Leute aus der Produktion, aus der Recherche, die Top-Entertainer, denen geschmeichelt werden musste, Werbemanager mit dicken Verträgen, die Besitzer angeschlossener Sender, Promotion-Leute, Publicity-Experten, Sponsoren, Autoren, die große Künstler waren und nie fürs Fernsehen geschrieben hatten, es nun aber tun würden. Auch Bankiers kamen, Immobilienleute, Investment-Experten und Anwälte, die unter Hopkins’ Anleitung das Portfolio der United Broadcasting Corporation betreuten. Und zusätzlich zu all den Leuten, die Hopkins sprechen wollten, kamen auch noch die Manager der zahlreichen Unternehmen, bei denen er im Vorstand saß, und die Männer und Frauen, die mit den guten Werken zu tun hatten, deren Treuhänder er war. Hopkins war Treuhänder bei zwei Universitäten, fünf Krankenhäusern, drei öffentlichen Bibliotheken, einem Fonds für Waisenkinder, zwei Stiftungen für die Förderung von Kunst und Wissenschaft, einem Blindenheim, einem Hort für behinderte Kinder und einem gemütlichen Seemannsheim. Darüberhinaus war er Mitglied in Komitees und Kommissionen, die die Bedingungen in Südindien, das Gesundheitswesen der Vereinigten Staaten, die Rassentrennung, höhere Standards in der Werbung, das Parkproblem in New York, Subventionen für Farmen, die Sicherheit auf den Highways, die Pressefreiheit, die Atomenergie, die Hausregeln des City Club oder den Anstandskodex bei Comics untersuchten.
    »Nach Mr Pierce kommt Dr. Andrews – es wird Zeit für Ihre vierteljährliche Untersuchung.«
    Hopkins runzelte leicht die Stirn. Es war nur vernünftig, sich vierteljährlich untersuchen zu lassen, dennoch verabscheute er es. »Na gut, und danach?«, fragte er.
    »Wegen Dr. Andrews habe ich Sie im Büro erst wieder um zehn Uhr vormittags eingeplant. Zu der Zeit möchte Mr Hebbard mit Ihnen konferieren – er hat einige neue Kostenschätzungen und Zeitpläne. Um elf ist Vorstandssitzung, die bis Mittag geht …«
    Sie wurde von der Türklingel unterbrochen. Hopkins ging die Tür öffnen. Albert Pierce, ein großer, dickbäuchiger Mann mit einem breiten, cremefarbenen Sombrero auf dem Kopf, kam herein.
    »Hallo!«, sagte Hopkins und schüttelte ihm herzlich die Hand. »Wie nett von Ihnen, so früh schon zu kommen. Ich hatte gehofft, mit Ihnen zu Mittag essen zu können, aber heute habe ich Vorstandssitzung, und Sie wissen ja, wie das ist! Ich freue mich jedenfalls sehr über die Gelegenheit, Sie zu sehen!«
    Der große Mann strahlte. »Riesig nett von Ihnen, sich wegen mir Umstände zu machen!«, sagte er.
    Miss MacDonald schlüpfte zu einer Seitentür hinaus, und Hopkins führte Pierce ins Esszimmer. Eine Kellnerin servierte Pierce eine Schale frisches Obst, Waffeln und Wurstpastetchen. Hopkins verzehrte lediglich eine Schale trockene Cornflakes mit Magermilch und eine Tasse schwarzen Kaffee. »Ich wünschte, ich hätte Ihren Appetit!«, sagte er zu seinem Gast. »Das ist die Stadtluft, die raubt ihn einem!«
    Während des ganzen Mahls erläuterte Pierce seine Ansichten über Fernsehprogramme, die fast ausschließlich aus der Überlegung bestanden, dass mehr altmodische Sendungen wie Squaredance, Rodeos und Kirchengesänge vom ländlichen Publikum begrüßt würden. Hopkins pflichtete ihm aus vollem Herzen bei. Um Viertel vor neun klingelte es erneut, und Hopkins sprang auf, um zu öffnen. Das war einer der Vorteile, die Tür nicht von Personal öffnen zu lassen – es gab Hopkins die Gelegenheit, Besprechungen zu beenden, ohne unhöflich zu erscheinen. Dr. Andrews, ein urbaner Mann mit vorzeitig ergrauten Haaren, kam herein, eine kleine schwarze Tasche in der Hand. » Danke , dass Sie gekommen sind«, sagte Hopkins. »Ich bin sofort für Sie da. Mr Pierce, das ist Dr. Andrews – bitte gehen Sie nicht , Mr Pierce –, ich hatte gehofft, länger mit Ihnen plaudern zu können. Nun gut, wenn Sie gehen müssen , dann verstehe ich das. Ich schätze Ihren Rat

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