Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)
Bernstein haben sollte.
Als er aufwachte, war er erschöpft und so gereizt, dass ihn die schrillen Stimmen seiner Kinder am Frühstückstisch ärgerten. »Still jetzt!«, sagte er scharf zu Janey, als die »Daddy, kann ich die Milch haben! Kann ich die Milch haben? Kann ich die Milch haben?« sagte. Sie machte so ein verletztes Gesicht, dass er hastig »Entschuldige« hinzusetzte, ihr die Milch gab und den Rest des Frühstücks den Mund hielt.
»Ich setze dich bei Richter Bernstein ab«, sagte Betsy, nachdem er seine zweite Tasse Kaffee ausgetrunken hatte. »Ich nehme die Kinder mit und melde die Mädchen in der Schule an.«
»Ich will aber nicht in die Schule«, sagte Janey. »Da will ich nie hin.«
»So schlimm ist das gar nicht«, sagte Barbara nachdenklich. »Ich finde sie nur ein bisschen doof.«
»Kann ich auch hin?«, fragte Pete.
»Es dauert sowieso noch einen Monat«, sagte Betsy.
Sie stiegen in den Wagen und fuhren langsam zur Hauptstraße von South Bay.
»Und lass dir keinen Unsinn erzählen«, sagte Betsy, als Tom vor dem Gebäude, in dem Bernstein sein Büro hatte, ausstieg. »Wir sollten unsere ersten zehn Häuser nächstes Frühjahr zum Verkauf anbieten, und wenn wir das wollen, müssten wir gleich anfangen.«
Bernstein saß hinter seinem zernarbten Kieferntisch, als Tom hereinkam. Er sah Tom durchdringend an – irgendwie hatte er nicht erwartet, dass Mrs Raths Enkel so groß war. »Setzen Sie sich, Mr Rath«, sagte er herzlich. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich hätte gern gewusst, wie lange es ungefähr dauern könnte, bis Mrs Raths Nachlass gerichtlich festgestellt ist«, sagte Tom, »und ich würde gern etwas über die Bauvorschriften hier in der Gegend erfahren. Wir haben uns überlegt, dass wir vielleicht eine Art Wohnsiedlung errichten wollen.«
»Aha«, sagte Bernstein und wartete.
»Wie lange dauert es im Allgemeinen, bis ein Nachlass geregelt ist?«
»Nicht lange, wenn es keine Komplikationen gibt. Vor einigen Tagen war ein Mann namens Schultz bei mir. Edward Schultz. Sagt Ihnen der Name etwas?«
»Er hat für meine Großmutter gearbeitet. Ich möchte für ihn tun, was ich kann, aber ich muss damit warten, bis der Nachlass geregelt ist.«
»Mr Schultz hat mir gesagt, seiner Ansicht nach habe Mrs Rath gewollt, dass das gesamte Anwesen an ihn geht«, sagte Bernstein ruhig.
»Das ist absurd! Meine Großmutter hat mit mir kurz vor ihrem Tod über ihn gesprochen.«
»Anscheinend glaubt er, er hat ein Recht auf das Haus«, sagte Bernstein trocken.
»Das ist doch lächerlich!«
»Was glauben Sie, warum meint er, ein Recht darauf zu haben?«
»Ich glaube, er ist ein bisschen verrückt«, sagte Tom. »Ich weiß nicht – die Sache ist mir ziemlich unangenehm. Mrs Rath war dreiundneunzig Jahre alt, als sie starb, und möglicherweise hat sie ihm Anlass zu der Hoffnung gegeben, sie werde ihm alles hinterlassen.«
»Glauben Sie, sie könnte ihm das Anwesen als Dank für seinen Dienst bei ihr bis zu ihrem Tod versprochen haben?«, fragte Bernstein sanft.
»Nein! Das hätte sie mir doch gesagt! Kurz vor ihrem Tod sagte sie mir, sie werde alles mir hinterlassen, und entsprechend ist ja auch das Testament verfasst.«
»Mr Schultz behauptet, er habe Mrs Rath etwa ein Jahr vor ihrem Tod um eine Lohnerhöhung gebeten, worauf sie gesagt habe, das könne sie sich nicht leisten, aber wenn er ihr restliches Leben noch bei ihr bliebe, werde sie ihm alles hinterlassen.«
»Ich will versuchen, in der Sache fair zu sein«, sagte Tom. »Wir können nicht beweisen, ob sie das gesagt hat oder nicht. Sie war alt und verwirrt, und es ist möglich, dass sie es gesagt und wieder vergessen hat. Ich weiß nur, dass sie die ganze Zeit davon gesprochen hat, sie wolle das Haus mir überlassen, und so steht es ja auch im Testament.«
»Mr Schultz glaubt, man versuche, ihn zu betrügen.«
»Ich kann nichts dafür, dass der alte Mann das glaubt!«, sagte Tom. »Ich kann es mir nicht leisten, dass sich der Nachlass bis ins Unendliche hinzieht! Wie kann er das aufhalten? Er hat doch gar keinen Beweis!«
»Er sagt, er habe einen«, sagte Bernstein.
»Was denn für einen?«
»Er sagt, er habe alles schriftlich von ihr, mit einem späteren Datum als das Testament, das Mr Sims mir geschickt hat.«
»Das glaube ich nicht!«
»Das sagt er aber. Ich habe ihn gebeten, mir eine Fotokopie seines Dokuments zu schicken, und er hat eingewilligt.«
»Haben Sie es schon erhalten?«
»Nein – dafür war keine
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