Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
verdammt ernst. Irgendwann kommt immer einmal der Moment, wo all die hochtönenden, anscheinend hohlen und oft gehörten Phrasen einen Sinn ergeben. Und dies ist ein solcher Moment. Sie stehen am Scheideweg der galaktischen Geschichte, Ned. Und deshalb werden Sie jetzt auch dort hineingehen und lügen und betrügen und Meineide schwören und Halbwahrheiten von sich geben. Ich erwarte, daß Ihr Gewissen sich einige Zeit lang hundsmiserabel fühlen wird und Sie sich dafür abgrundtief hassen werden. Aber ich weiß auch, Sie werden schließlich begreifen, was Sie da getan haben. Und dann werden Sie es als heroische Tat ansehen. Der Test der Kommunikationsgeräte ist damit beendet. Jetzt kommen Sie wieder zu uns herein, damit wir alles zusammenpacken können.“
     
     
22
     
    Diesmal brauchte er nur ein kurzes Stück allein zu gehen. Stein und Alton begleiteten ihn bis zum Eingang von Zone E. Es gab keine Zwischenfälle. Sie zeigten ihm die richtige Richtung, und er trat durch einen wirbelnden Schauer aus blitzenden, azurblauen Funken auf den darunterliegenden, schmucklosen Friedhof zu. Als er die aufsteigende Rampe zum Eingang hinaufstieg, fiel ihm eine Kuppel ins Auge, die auf einer aufrecht stehenden Steinsäule angebracht war. Inmitten ihres dunklen Inneren bewegte sich etwas leicht Glühendes, das irgendwie an ein Auge erinnerte.
    „Ich glaube, ich habe einen Bestandteil von Mullers Überwachungssystem gefunden“, meldete Rawlins. „Da ist ein Gerät in der Wand, das mich beobachtet.“
    „Sprühen Sie etwas darüber“, schlug Boardman vor.
    „ Ich fürchte, er würde das als feindseligen Akt auffassen. Warum sollte ein Archäologe ein solch hochinteressantes Stück beschädigen wollen?“
    „Ja, da haben Sie recht. Machen Sie weiter.“
    Die Stimmung in Zone E war weit weniger bedrohlich. Dieser Teil des Labyrinths bestand aus dunklen, kompakten, niedrigen Gebäuden, die wie Turteltauben aneinanderklebten. Rawlins konnte ein Stück voraus andere Strukturen erkennen: hohe Mauern und leuchtende Türme. Jede einzelne Zone unterschied sich so sehr von allen anderen, daß Ned allmählich glaubte, sie seien gar nicht zur gleichen Zeit erbaut worden. Im Zentrum die Wohnbezirke, und dann waren allmählich die fallenbestückten Außenringe hinzugekommen, um eines ständig drohenden Feindes Herr zu werden. Ein Archäologe mochte zu solchen Schlüssen kommen. Ned notierte sich das in Gedanken. Das ließ sich sicher später noch verwenden.
    Er marschierte ein Stück weiter und bemerkte dann, wie die schattenverdunkelte Gestalt Walkers auf ihn zukam. Walker war hager, starrköpfig und unnahbar. Er behauptete, mehrere Male mit derselben Frau verheiratet gewesen zu sein. Er war etwa vierzig, ein Karrieretyp.
    „Fein, daß Sie es geschafft haben, Rawlins. Passen Sie auf die linke Seite auf, die Wand ist beweglich.“
    „Ist hier alles in Ordnung?“
    „Mehr oder weniger. Wir haben vor etwa einer Stunde Petrocelli verloren.“
    Rawlins erstarrte. „Aber es hieß doch, diese Zone sei ungefährlich!“
    „Anscheinend nicht. Sie ist tückischer als F und fast so schlimm wie G. Wir haben sie unterschätzt, nachdem wir die Drohnen hindurchgejagt haben. Es gibt ja eigentlich auch keinen vernünftigen Grund, warum die inneren Zonen sicherer sein müssen als die äußeren, oder? Ich möchte behaupten, diese hier ist eine der schlimmsten.“
    „Um uns einzulullen“, sagte Ned, „um uns ein falsches Gefühl der Sicherheit zu geben.“
    „Da sagen Sie etwas, Mann. Kommen Sie nun. Folgen Sie mir, und strengen Sie Ihren Gehirnkasten nicht allzusehr an. Es geht hier nicht um Witz oder Esprit. Sie bleiben schön auf dem einzigen sicheren Weg, oder Sie haben alles hinter sich.“
    Rawlins folgte ihm. Er konnte nirgends eine Gefahr erkennen, aber er sprang dort, wo Walker sprang, und machte dort einen Umweg, wo Walker einen machte. Nicht weit entfernt befand sich das innere Camp. Er stieß dort auf Davis, Ottavio und Reynolds; und auch auf die obere Hälfte von Petrocelli. „Wir warten noch auf die Anweisung, ihn zu bestatten“, erklärte Ottavio. Unterhalb der Gürtellinie war von Petrocelli nichts mehr übrig. „Ich wette, Hosteen ordnet an, ihn hinaufzuschaffen.“
    „Decken Sie ihn doch wenigstens zu“, sagte Rawlins.
    „Sie wollen also heute noch in die Zone D?“ fragte Walker.
    „Ich denke schon.“
    „Gut, dann sagen wir Ihnen, worauf Sie zu achten haben. Da gibt es nämlich etwas Neues. Dort, wo es Petrocelli

Weitere Kostenlose Bücher