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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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erwischt hat, knapp hinter dem Eingang zu D, vielleicht fünf Meter weiter innen. Man tritt auf irgendeine Platte, und schon wird man in der Mitte durchgeschnitten. Die Drohnen haben offensichtlich den Mechanismus nicht ausgelöst.“
    „Oder es schneidet alles entzwei, was darauf tritt, bis auf Drohnen“, meinte Rawlins.
    „Muller hat es auch nichts getan“, sagte Walker. „Aber Ihnen wird nichts geschehen, wenn Sie es umgehen. Wir zeigen es Ihnen.“
    „Und was liegt dahinter?“
    „Das müssen Sie schon selbst herausfinden.“
     
     
23
     
    „Wenn Sie müde sind“, sagte Boardman, „dann bleiben Sie die Nacht über im Camp.“
    „Ich möchte lieber weiter.“
    „Sie sind dann ganz auf sich allein gestellt, Ned. Warum wollen Sie sich nicht vorher ausruhen?“
    „Lassen Sie den Computer eine Untersuchung an mir vornehmen und feststellen, wo die Grenze meiner Belastbarkeit liegt. Ich bin jedenfalls zum Weitermarsch bereit.“
    Boardman veranlaßte eine Diagnose. Mittels Telemetern wurde Rawlins durchgecheckt. Der Computer kannte seinen Puls, seinen Atemrhythmus, seinen Hormonspiegel und viele andere Werte. Die Datenbank sah keinen Grund, warum Rawlins seinen Weg nicht fortsetzen sollte.
    „Also gut“, sagte Boardman, „dann los.“
    „Ich stehe kurz davor, in Zone D zu gelangen, Charles. Das ist die Stelle, wo es Petrocelli erwischt hat. Ich kann die trügerische Fuge erkennen, … doch, sehr gut verborgen, kaum wahrzunehmen. Ich gehe jetzt um sie herum. So … Jaaa … Und schon bin ich in Zone D. Ich bleibe jetzt stehen und warte, bis weitere Anweisungen vom Computer kommen. Zone D wirkt etwas freundlicher als E. Die Durchquerung sollte nicht allzuviel Zeit in Anspruch nehmen.“
     
     
24
     
    Die rotbraunen Flammen, die Zone C umgaben, waren nur optische Täuschungen.
     
25
     
    Leise sagte Rawlins: „Sagt den Galaxien, daß ihr Schicksal in guten Händen liegt. Ich werde Muller in fünfzehn Minuten gefunden haben.“

 
Sieben
     
     
     
    Muller war früher oft für längere Zeit allein. Bei der Unterzeichung seines ersten Ehevertrages hatte er auf der üblichen Unterbrechungsklausel bestanden. Lorayn hatte sich nicht dagegen gewehrt, weil sie wußte, daß seine Arbeit ihn gelegentlich an Orte führte, wohin sie ihn nicht begleiten konnte oder wollte. Während der acht Jahre dieser Ehe hatte er die Klausel dreimal in Anspruch genommen, für einen Zeitraum von insgesamt vier Jahren.
    Als sie den Ehevertrag ohne Erneuerung hatten auslaufen lassen, hatte das eigentlich kaum an Mullers langer Abwesenheit gelegen. Er hatte in jenen Jahren gelernt, mit der Einsamkeit zurechtzukommen, und wußte, daß sie sogar positiv auf ihn wirkte. Wir entwickeln alles in der Einsamkeit, außer Charakter, hat Stendhal einmal geschrieben. Muller konnte nicht sagen, inwieweit das zutraf, aber sein Charakter war bereits ausgeformt, bevor er Aufträge angenommen hatte, die ihn zu leeren, gefährlichen Welten führten. Er hatte sich freiwillig für diese Aufträge gemeldet. In einem anderen Sinn hatte er sich auch freiwillig hier auf Lemnos eingeschlossen. Dieses Exil war schmerzlicher zu ertragen als die früheren, einsamen Missionen. Doch er fand sich auch hier zurecht. Seine eigene Anpassungsfähigkeit erstaunte und erschreckte ihn zugleich. Er hätte nicht gedacht, daß er so leicht auf Geselligkeit und Gemeinschaft verzichten konnte. Die Sache mit dem Sex war natürlich recht schwierig, aber auch nicht so unlösbar, wie er sich das vorher ausgemalt hatte. Und der Rest, Gespräche und Anregungen, ständig neue Gruppenerlebnisse, das Zusammentreffen unterschiedlicher Persönlichkeiten – der Mangel daran hatte hier für ihn bald schon kein Problem mehr dargestellt. Er hatte genug Kassetten mitgebracht, um sich zu zerstreuen, und die Gefahren, denen er hier im Labyrinth ständig ausweichen mußte, ließen schon keine Langeweile aufkommen. Und dann besaß er auch noch seine Erinnerungen.
    Er konnte Erlebnisse auf hundert Welten in sein Gedächtnis zurückzurufen. Die Menschheit breitete sich nach überallhin aus. Pflanzte den Samen der Erde auf Kolonien unter tausend Sternen. Delta Pavonis VI zum Beispiel: zwanzig Lichtjahre von der Erde entfernt und mit Bewohnern, die sich immer mehr der Mutterwelt entfremdeten. Sie nannten ihre Welt Loki, was Muller als krasse Fehleinschätzung vorkommen wollte; denn der Sage nach war Loki gewandt, verschlagen und schmächtig von Gestalt. Die Siedler von Loki aber huldigten,

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