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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Sodom und Gomorrha. Aber bei wem von uns ist das nicht so?“
    „Ich habe nichts dergleichen gesehen.“
    „Aber Sie konnten die Scheibe doch gar nicht verfehlen. Sie befand sich, äh … etwa fünfzig Meter von der Stelle entfernt, wo Sie das Tier erschossen haben. Ein Stück weiter links, in halber Höhe der Wand, eine rechtwinklige Scheibe … nein, eher trapezförmig, mit einer leuchtend weißen Metallumrahmung. Farben wirbelten durcheinander, und Formen.“
    „Ach ja, die Scheibe. Ich habe geometrische Formen gesehen.“
    „Ich sah, wie Maribeth sich auszog“, meinte Rawlins mit verdutzter Stimme, „und Sie haben nur geometrische Formen gesehen?“
     
     
16
     
    Auch Zone F konnte tödlich sein. Eine kleine, perlartige Blase öffnete sich am Boden, und ein Strom glitzernder Kugeln rollte heraus. Sie kamen auf Rawlins zu. Sie bewegten sich mit der bösartigen Entschlossenheit von hungrigen Soldatenameisen. Sie stachen in sein Fleisch. Ned zertrampelte einige von ihnen, kam aber in seinem Ärger und Eifer fast einem aufblitzenden blauen Licht zu nahe. Er kickte drei Kugeln in das Licht, und sie zerschmolzen.
     
     
17
     
    Boardman hatte bereits mehr als genug.
     
     
18
     
    Seit ihrem Eintritt ins Labyrinth waren erst eine Stunde und achtundvierzig Minuten vergangen. Aber es kam den beiden Männern viel länger vor. Der Weg durch Zone F führte in einen Raum mit rosafarbenen Wänden, wo aus verborgenen Ventilen pfeilförmige Dampfwolken abgelassen wurden. Am anderen Ende des Raums befand sich ein irisierender, schlitzartiger Durchgang. Durchquerte man ihn nicht genau im richtigen Moment, wurde man zerquetscht. Die Öffnung bot Zugang zu einer Passage mit niedriger Decke, in der es bedrückend eng und stickig war. Die Wände waren blutrot und pulsierten in nervenaufreibendem Rhythmus. Hinter der Passage lag ein offener Platz, an dessen Ende sechs weiße Metallsäulen standen. Sie sahen aus, wie zum Zuschlagen bereite Schwerter. Ein Springbrunnen jagte Wasserfontänen hundert Meter hoch in die Luft. Der Platz wurde von drei Türmen flankiert, die viele Fenster in allen Formen und Größen besaßen, von denen keine zwei gleich waren. Prismatisches Scheinwerferlicht spielte auf den Scheiben. Kein einziges Fenster war zerbrochen. Auf den Stufen vor einem der Türme lag das Skelett eines Wesens, das zehn Meter groß gewesen war. Eine Kugel, unzweifelhaft ein Schutzhelm, bedeckte den Schädel.
     
     
19
     
    Im Camp in Zone F befanden sich Alton, Antonelli, Cameron, Greenfield und Stein. Es diente als rückwärtige Basis für die Gruppe, die sich weiter voraus befand. Antonelli und Stein kehrten zu dem Platz im Zentrum von F zurück und stießen dort auf Rawlins und Boardman.
    „Es ist nicht mehr weit“, sagte Stein. „Möchten Sie sich vorher noch etwas ausruhen, Mr. Boardman?“
    Boardman warf ihm einen finsteren Blick zu. Sie marschierten weiter.
    Antonelli sagte: „Davis, Ottavio und Reynolds sind heute morgen nach E weitergezogen, nachdem Alton, Cameron und Greenfield zu uns gestoßen waren. Petrocelli und Walker erkunden am Rand von E entlang und haben auch schon ein kleines Stück von D erforscht. Sie sagen, es sähe dort viel besser aus.“
    „Ich reiße ihnen den Schädel vom Rumpf, wenn sie weiter hineingehen“, sagte Boardman.
    Antonelli lächelte nervös.
    Das Basiscamp bestand aus zwei Kuppeln, die nebeneinander auf einem kleinen, freien Stück am Rande eines Gartens errichtet worden waren. Man hatte das Stück Land sorgfältig untersucht und erwartete dort jetzt keine Überraschungen mehr. Rawlins trat in eins der Zelte und zog seine Schuhe aus. Cameron reichte ihm ein Reinigungsmittel. Greenfield gab ihm ein Nahrungspack. Rawlins fühlte sich unter diesen Männern nicht recht wohl. Ihnen hatten im Leben nicht so viele Möglichkeiten offengestanden wie ihm. Sie hatten keine so ausgezeichnete Erziehung genossen wie er. Sie würden nicht solange leben wie er, selbst wenn sie allen Gefahren entgehen konnten, denen sie ausgesetzt wurden. Keiner von ihnen hatte blonde Haare oder blaue Augen, und wahrscheinlich konnten sie sich chirurgische Verschönerungsoperationen auch gar nicht leisten, die ihnen ein solches Aussehen verliehen hätten. Und trotzdem schienen sie glücklich und zufrieden. Vielleicht, weil sie sich nicht den Kopf über die moralischen Implikationen zerbrechen mußten, Richard Muller mit Tricks aus dem Irrgarten zu locken.
    Boardman kam in das Zelt. Ned konnte nur bewundern,

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