Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
Vom Netzwerk:
leise zu dem anderen sagen.
    Stierna schaute sich um und betrachtete die Männer. Keiner von ihnen erschien ihm vertraut, wahrscheinlich waren das nur kleine Fische.
    Er holte die Zeichnungen heraus.
    »Kennen Sie diesen Mann?«
    Der Barkeeper beugte sich vor.
    »Das ist eine … das ist eine Kinderzeichnung.«
    »Ja«, bestätigte Stierna. »Kennen Sie den Mann auf den Bildern?«
    »Soll das derselbe Mann sein?«
    »Kann sein«, antwortete Stierna.
    Der Barkeeper ließ seinen Blick auf den Bildern ruhen. Er war an die fünfzig, kräftig gebaut, hatte etwas Unerbittliches im Blick. Schien abgehärtet zu sein.
    Wahrscheinlich war das bei diesem Job nötig, dachte Stierna.
    »Nein, den kenne ich nicht.«
    »Er ähnelt keinem Gast, der hier verkehrt?«
    Noch einmal beugte sich der Barkeeper über die Zeichnungen, dieses Mal länger.
    »Nee, keiner, den ich kenne. Keiner, an den ich mich erinnere.«
    Ein Mann mittleren Alters mit rundem, aufgedunsenem Gesicht, ungepflegtem Haar und dunklem, buschigem Schnurr bart drängte sich an den Tresen und stellte sich dicht neben Stierna. Er war gut gekleidet, trug einen schwarzen Anzug, der nicht zu dem ungepflegten Gesicht passte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte der Barkeeper zu dem Polizeibeamten und wandte sich dem Neuankömmling zu: »Major Lovén, womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Ein Pils und eine Flasche Rotwein«, sagte der Mann. »Und das schnell wie der Teufel.«
    Stierna erkannte den Mann. Er erkannte seine mürrische Stimme; der Mann presste die Worte förmlich aus sich heraus.
    Er hieß Hermann Lovén, und Stierna war im Dienst bereits mehrere Male auf ihn gestoßen. Eine Zeit lang hatte Lovén schwarzgebrannt, aber vor allem war er für Betrügereien bekannt. In ihrem Register über falsche Namen und falsche Berufsbezeichnungen gab es Angaben von mindestens zehn verschiedenen Identitäten, die er mit unterschiedlicher Häufigkeit benutzte. Alle glamourös, weit entfernt vom wirklichen Hermann Lovén. Der Mann war 1882 unehelich in der Gemeinde Katarina von einer Mutter geboren worden, die heute noch als Putzfrau arbeitete. Er hatte ehrliche Arbeit in seinem Leben in Branchen wie Schuhputzer oder Gemüseverkäufer ausgeübt. Aber er hatte es nie länger an einem Ort ausgehalten. Stattdessen hatte er andere Geldquellen gesucht, die nicht so viel Arbeit und Schweiß erforderten, dafür aber mehr bar auf die Hand einbrachten. Eine seiner Spezialitäten war es, Alten für einen Wucherpreis wertlose Teppiche zu verkaufen.
    »Lovén«, sagte Stierna. »Darf ich gratulieren? Wie ich höre, sind Sie Major geworden. Ich wusste gar nicht, dass Sie beim Militär waren.«
    »Guten Abend, Herr Kommissar.«
    »Guten Abend.«
    Lovén bekam sein Bier und seine Flasche Rotwein. Er wandte sich rasch ab und ging zu einem Tisch in der Nähe des Tresens, an dem bereits drei Männer saßen.
    Stierna hob die rechte Hand.
    »Auf Wiedersehen, Herr Major.«
    Der Kommissar trank sein Bier. Er befragte den Rest des Personals, das an diesem Abend im »Polstjärnan« arbeitete. Niemand von ihnen kannte den Mann auf den Zeichnungen.
    Er ging zurück zur Sankt Eriksbrücke. Bog rechts ab, überquerte die Sankt Eriksgatan, gelangte in die Rörstrandsgatan. Er wusste, in dieser Straße lagen zwei Kneipen, »Birka« und »Svanen«. Beide waren unscheinbar, mit nur wenigen Tischen und einem kleinen Tresen. Er hielt sich in keinem der Lokale länger auf, auch hier gab es keinen Treffer. Dann ging er in »Kahns Keller« am Sankt Eriksplan. Niemand kannte den Mann auf den Zeichnungen.
    Schließlich war er wieder draußen in der Dunkelheit. Er überlegte, in welcher Reihenfolge er die Lokale in der Nähe aufsuchen sollte. »Salongen« am Odenplan, »Oden« und »Metropol« weiter unten in der Odengatan. Das vegetarische Restaurant »Ariana« in der Drottninggatan 82. »Norra Brunn« in der Surbrunnsgatan. Eigentlich wollten sie erst am nächsten Tag ernsthaft damit anfangen, am Montag, dem achten Oktober. Aber Stierna wusste genau, warum es ihn schon am Sonntagabend hierherzog. Es war das Gefühl, dass es eilig war. Das Gefühl, er könne nicht untätig irgendwo sitzen, solange der Täter noch frei herumlief.
    Er entschied sich für das »Runan«, das lag nicht weit entfernt vom »Polstjärnan«, in der Dalagatan.
    Wenige Minuten später war er dort. Das »Runan« hatte eine Garderobe direkt hinter der Eingangstür. Der Garderobier war klein, mit weißem Haar und Brille. Er sah aus, als wäre er schon über

Weitere Kostenlose Bücher