Der Mann im Park: Roman (German Edition)
siebzig.
»Herzlich willkommen, der Herr.«
»Danke schön«, sagte Stierna und reichte ihm seinen Mantel.
»Was haben wir nur für ein trübes Wetter.«
»Ja, besonders schön ist es wirklich nicht.«
Stierna zeigte auch ihm die Zeichnungen, doch auch der Garderobier schüttelte den Kopf.
»Nein, tut mir leid. Aber fragen Sie an der Bar. Sprechen Sie dort mit Herbert, er kennt alle, die hierherkommen. Nicht so wie ich.«
»Herbert, gut. Vielen Dank.«
Die Bar lag links, der Speisesaal auf der anderen Seite. Leise Stimmen drangen aus der Richtung.
In der Bar herrschte reges Treiben. Die Tische waren klein, aber elegant. Von der Decke hingen zwei große Kristallleuchter. Die Wände waren mit dunkelbrauner Holztäfelung verkleidet. Um den J-förmigen Tresen saßen etwa zehn Gäste. Zwei Männer arbeiteten hinter der Bar. Der eine war jung, hatte eng stehende Augen und eine große Nase. Der andere war deutlich älter, um die fünfzig, wie Stierna schätzte. Er sah elegant aus, mit zurückgekämmtem Haar und gewachstem Schnurrbart.
Stierna ging zum Tresen und wandte sich an den älteren Mann.
»Entschuldigen Sie, sind Sie Herbert?«
»Ja, das stimmt. Herbert Krohn. Womit kann ich helfen?«
»Mein Name ist Stierna. Ich bin von der Kriminalpolizei. Wir suchen einen Mann … einen Mann, der möglicherweise dieses Restaurant besucht hat.«
»Ich verstehe. Setzen Sie sich doch so lange an einen Tisch, ich komme gleich. Möchten Sie etwas trinken?«
»Gern ein Glas Wasser.«
»Bringe ich Ihnen.«
Stierna setzte sich an einen der Tische an dem großen Fenster, das auf die Dalagatan hinauszeigte. Eine größere Gesellschaft blieb vor dem Eingang zum Restaurant stehen. Das »Runan« schien populär zu sein, es wimmelte hier von Gästen, obwohl es schon später Sonntag war.
Der Barkeeper setzte sich nach einigen Minuten zu ihm und stellte ein Glas Wasser auf den Tisch.
»So, Herr Stierna, jetzt habe ich Zeit.«
Stierna holte seinen Notizblock und einen Bleistift heraus. Herbert Krohn sah ihn erwartungsvoll an.
»Es heißt, dass Sie der richtige Mann sind, wenn ich etwas über die Gäste hier wissen möchte.«
Herbert Krohn holte eine metallene Snusdose heraus und nahm eine Prise.
Wenn ich hätte raten sollen, ich hätte ihn als Raucher eingeschätzt, dachte Stierna. Und wahrscheinlich sogar als einen mit Mundstück.
»Da kann was dran sein«, sagte Herbert Krohn. »Ich arbeite hier im ›Runan‹ seit der Steinzeit. Das Lokal kenne ich in- und auswendig.«
Stierna zeigte Sara Åkerbloms Zeichnung. Er hatte sich immer noch nicht ausgewiesen, und offenbar war das auch nicht nötig.
»Kennen Sie diesen Mann?«
Stierna hatte sich bereits auf ein Nein eingestellt, er hatte an diesem Abend so viele Neins gehört, dass er gar nichts anderes mehr erwartete.
Herbert Krohn sah sich die Zeichnung an. Er nahm sich Zeit, schien es überhaupt nicht eilig zu haben, obwohl er doch eigentlich an der Bar arbeiten sollte. Dann nickte er langsam.
»Ich kenne einen, der das sein könnte. Das ist nicht genau sein Porträt, aber ich kann eine Ähnlichkeit feststellen. Ja, tatsächlich.«
»Ist das einer Ihrer Gäste, die häufiger herkommen?«
»Ja.«
Stierna schob die Hand in die rechte Jackentasche, holte Ingrid Bengtssons Zeichnung heraus.
»Sieht die hier ihm noch ähnlicher?«
Herbert Krohn sah sich in aller Ruhe Ingrid Bengtssons Zeichnung an.
»Ich glaube, das ist er«, sagte Krohn schließlich. »Die Zeichnung ist zwar kindlich, aber sie hat was … Irgendwie bin ich mir sicher, dass er es ist. Ich weiß nicht, wieso. Denn die ist dem Porträt ja überhaupt nicht ähnlich. Und trotzdem.«
»Was macht Sie so sicher?«
»Ich weiß nicht … Ich kann es nicht genau sagen. Aber er ist hier gut getroffen, als hätte die kleine Zeichnerin auch seine Seele eingefangen.«
»Wie oft ist er hier?«
»Ein paarmal in der Woche. Mindestens, würde ich sagen. Warum suchen Sie ihn?«
»In Zusammenhang mit einem Verbrechen, in dem wir ermitteln. Wir müssen in Kontakt mit ihm kommen, vielleicht hat er Informationen, die entscheidend sind.«
»Was für ein Verbrechen?«
»Das kann ich nicht sagen. Wissen Sie, wie er heißt?«
»Nein.«
»Was wissen Sie über ihn?«
»So gut wie nichts.«
»Können Sie mir sonst etwas sagen? Wohnt er hier in der Nähe?«
»Ich nehme es an, er kommt ja häufiger hierher, aber ich weiß es nicht.«
»Wissen Sie, ob er einen Beruf oder Bekannte hat?«
»Nein.«
»Haben Sie mit ihm
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