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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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flackert so hastig auf, dachte sie. Brennt eine Weile heftig, glüht danach, aber fast immer erlischt sie auch.
    Karolina strich sich über das kurz geschnittene Haar. Sie schaute auf ihr knielanges Kleid hinab. Sie trug Seidenstrümpfe, obwohl der Abend auf den Schären kalt war. Die dünne Charmeusebluse wärmte auch nicht.
    Der neue Stil, dachte sie. Eigentlich hatte sie ihn nie gemocht. Der alte, als die Frauen mehrere Schichten dicke Unterkleider trugen; die Zeit, als es eine Sünde war, wenn man nur ein Stück der Wade zeigte, das war nichts, wonach sie sich zurücksehnte. Aber die neue Mode wirkte so trist, besonders wenn alle sich nach ihr richteten. Und die Frisur, dieser kurze Pagenschnitt, hatte ihr noch nie zugesagt.
    John hatte ein paarmal gesagt, er fände es schön, wenn sie sich wieder die Haare wachsen ließe. Aber die neue, legere Art, sich zu kleiden, gefiel ihm.
    Ihr hatte diese neue Mode nie gefallen. Sie beschloss, die Haare erneut wachsen zu lassen und die alten Kleider wieder aus dem Schrank zu holen. Vielleicht würde sie einige etwas ändern.
    Aufbrechen. Sich verändern, in Zeiten der Veränderung.

62
    Stierna ging über die Sankt Eriksbrücke. Sie gefiel ihm mit ihren sieben Bögen, mit den verzierten Straßenlaternen und dem hübschen Metallgeländer zum Wasser hin. Die Fahrbahnen waren leer, keine Autos, Omnibusse oder Straßenbahnen.
    Bald hatte er den Sankt Eriksplan erreicht und befand sich wieder im abendlichen Vasastaden. Er sah auf die Taschenuhr. Fast neun Uhr.
    Stierna schob eine Hand in die Innentasche und befühlte die Zeichnung. Sara Åkerbloms Werk, diejenige der drei Zeichnungen, die dem Mann am ähnlichsten sein sollte. Ingrids Zeichnung von dem Mann im Vasapark hatte er auch dabei.
    Die Dunkelheit lag über dem Sankt Eriksplan. Er war von seiner Rastlosigkeit hierhergetrieben worden, wollte nicht bis zum nächsten Tag warten, konnte es einfach nicht.
    Stierna kannte die Kneipen in dieser Gegend. Er hatte sie selten privat besucht, meistens dienstlich. Dabei hatte es sich vor allem um Randalierer und Betrunkene gehandelt. Ab und zu auch Taschendiebstahl und Verstoß gegen die Schankverordnung.
    Drei Stunden blieben ihm noch, dann war Sperrstunde. Die Läden und Kioske waren bereits geschlossen, aber die meisten Restaurants und Bierkneipen hatten noch geöffnet. Vielleicht würde hier ja jemand den Mann auf den Zeichnungen wiedererkennen.
    Er ging zum Vasapark. Heute wollte er ihn nicht durchqueren, sondern über die Odengatan gehen.
    Sein erstes Ziel war das »Polstjärnan«, denn er wusste, dass die Ganoven hier verkehrten, die kleinen Fische, die gerne plauderten, vielleicht nicht mit der Polizei, aber oft mit dem Personal, wenn sie nur genügend Alkohol intus hatten.
    Das »Polstjärnan« lag an der Kreuzung Odengatan/Sigtunagatan. Es durfte immer noch bis zwölf Uhr geöffnet bleiben, trotz der Beschwerden der Nachbarn. Das billige Bier zog die Raufbolde, die Taugenichtse und Alkoholiker an, und oft war es auf der Straße vor der Tür ziemlich laut.
    Die Eingangstür war klein und unscheinbar, ohne Information über die Öffnungszeiten, aber mit einem kurz gefassten Speisezettel. Warmes Schinkenbrot mit Ei und Strammer Max. Omelett mit Sülze und dänischer Eierkuchen. Ein paar Fleisch- und Geflügelgerichte. Das Gesetz schrieb vor, dass man etwas essen musste, wenn man in einem Lokal Hochprozentiges trinken wollte. Stierna fragte sich, wie viele wohl im »Polstjärnan« etwas zu essen bestellen würden, wenn es den Speisezwang nicht gäbe.
    Er trat ein. Die Tische standen ungeordnet im Raum, als hätte sich nie jemand überlegt, wie sie am besten aufgestellt werden könnten. Der Bartresen war vom Eingang so weit entfernt wie nur möglich, es machte fast Mühe, ihn zu finden. An ihm saßen mehrere Gäste, die meisten tranken Bier.
    Der Kommissar ließ sich auch am Tresen nieder, bestellte ein Bier; es hieß, hier bekäme man das billigste in der Stadt, er wollte bei der Gelegenheit testen, ob es auch schmeckte, wie es sollte, oder ob der niedrige Preis die Qualität beeinflusste. Er nahm einen Schluck, es war nichts daran zu bemängeln.
    Stierna trank das Glas halb aus, bevor er den Barkeeper zu sich rief.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er und legte seine Dienstmarke auf den Tresen. »Stierna von der Abteilung für Gewaltverbrechen.«
    Links von ihm saßen zwei Männer in abgewetzten Jacken, die Mützen lagen vor ihnen.
    »Oje, ein Bulle«, hörte er einen der Männer

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