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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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Und die Ordnung.
    »Warum nimmst du an, dass sie nicht lange hier gewesen sein können? Weil es hier so aufgeräumt aussieht?«
    Högstedt zögerte mit der Antwort.
    »Ja«, sagte er schließlich. »Ich kann mich irren, aber es sieht so aus, als wäre hier nichts angefasst worden. Nichts deutet darauf hin, dass er sie dazu gebracht hat, hier länger zu bleiben. Keine Limonadenflaschen auf dem Tisch. Kein Bonbonpapier. Nichts, was er ihr angeboten haben kann, um sie hierzuhalten. Wenn er’s nicht mitgenommen hat. Und ich kann auch keine Zeichen dafür sehen, dass sie versucht hat wegzulaufen. Es scheint nicht, als wäre hier oben irgendetwas verändert worden. Keine Zeichen von Streit. Ich brauche noch mehr Zeit, aber … Es ist brutal, aber ich glaube trotzdem, dass es schnell vonstattengegangen ist. Nachdem sie erst einmal hier waren.«
    Nachdem sie erst einmal hier waren, dachte Stierna. Wo waren sie vorher?
    »Sie liegt so ordentlich da«, sagte er.
    Högstedt nickte.
    »Das ist mir auch aufgefallen. Es sieht fast arrangiert aus. Als wäre sie zurechtgelegt worden.«
    »Gibt es Zeichen dafür? Dass sie zurechtgelegt worden ist?«
    »Bisher schwer zu sagen. Aber es gibt keine Spuren dafür, dass sie ein längeres Stück gezogen worden wäre. Höchstwahrscheinlich ist sie hier umgefallen, und er hat sie dann ordentlich hingelegt.«
    Stierna schaute sich um. Es war dunkel hier drinnen, doch er konnte deutlich die schmutzige Badewanne erkennen, in der laut Harry Schiller die Tasche des Mörders gestanden hatte.
    »Es ist dunkel hier oben«, sagte Stierna. »Gibt es kein elektrisches Licht hier?«
    »Nein«, antwortete Högstedt, »der Strom ist abgestellt.«
    »Und wir wissen noch nicht, wer sie ist?«
    »Nein.«
    »Sie hat nichts bei sich, was uns verraten könnte, um wen es sich handelt?«
    »Nein. Sie hat eine Geldbörse bei sich, aber in der sind nur ein paar Münzen.«
    Als Stierna einige Minuten später an die frische Luft kam, überlegte er, dass sie sicher bald wissen würden, wer das Mädchen war. Dass sie sie finden würden, irgendwo unter den Vermisstenanzeigen. Das hier ist ein Mädchen, dessen Eltern es sofort vermissen würden, wenn es nicht rechtzeitig nach Hause kommt. Gute Kleidung, ordentlich. Kein Kind aus der Gosse.
    Er spürte immer noch die Wut, den Hass, die Verachtung, die ihn beim Anblick des ermordeten Mädchens überkommen hatten.
    Wir werden diesen Wahnsinnigen fassen, dachte er. Das muss uns einfach gelingen.
    *
    Högstedt verließ drei Stunden später das Werftgebäude. Wie immer war er fast übertrieben sorgfältig gewesen; einige störten sich an seiner Gewissenhaftigkeit. Aber die würden nie die Arbeit eines Kriminaltechnikers wirklich verstehen, dachte er.
    Högstedt war der dritte Polizeibeamte gewesen, der das tote Mädchen gesehen hatte, nach den beiden vom siebten Polizeirevier, die als Erste an Ort und Stelle gewesen waren. So sollte es sein, natürlich. Die Techniker zuerst, oder so gut wie zuerst. Keine tollpatschigen Polizisten, die überall herumtrampelten.
    Später, nach dem ersten Augenschein, wollte Högstedt immer einen Arzt und den Leiter der Ermittlungen dort haben. Wenn nötig, auch einen Hundeführer. Und sonst niemanden. Auch nicht Gott, den Teufel oder den Polizeipräsidenten. Obgleich man das Gefühl haben konnte, dass der Teufel bereits dort war.
    Högstedt ging über den Kiesplatz und durch das große Gittertor hinaus. Der Hundeführer lief vor dem Werftgelände herum. Er hieß Oskarsson und war mit seinem Dobermann Pinscher bereits seit einigen Stunden im Einsatz. Um draußen Spuren zu suchen, die aufs Gelände führten. Der Hund hatte an der Geldbörse des Mädchens geschnuppert, damit er seinen Geruch wiederfinden konnte. Högstedt wusste nicht, ob das ein Ergebnis gebracht hatte.
    Vor einigen Stunden hatte er mit einem Mann von der staatlichen meteorologischen und hydrografischen Anstalt gesprochen. Die Nachttemperatur hatte zwischen zwölf und vierzehn Grad betragen. Der Wind war schwach gewesen, die Luftfeuchtigkeit normal. Die Voraussetzungen dafür, dass der Hund etwas fand, konnten nicht besser sein. Kein Regen, kein Wind.
    Wie ist sie hierhergekommen?, überlegte Högstedt, während er den Hund beobachtete. Vermutlich war sie aus freien Stücken hierhergekommen. Es gab keinerlei Anzeichen für einen Streit. Ihre Kleidung war nicht beschädigt. Keine Blutspuren, die auf einen Fluchtversuch hingedeutet hätten.
    Sie hat nicht versucht zu fliehen, dachte

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