Der Mann im Park: Roman (German Edition)
Högstedt. Wahrscheinlich ist es schnell gegangen.
Der Hund blieb am Brückenfundament stehen.
»Hier sind Reifenspuren«, rief Oskarsson. »Sie scheinen frisch zu sein.«
Högstedt schaute zu ihm hinüber.
»Reifenspuren?«
»Ja.«
Der Hund zog an der Leine. Oskarsson folgte ihm.
»Er hat Witterung aufgenommen«, sagte der Hundeführer, als sie an Högstedt vorbeikamen.
»Vom Mädchen?«
»Wahrscheinlich.«
Högstedt folgte Oskarsson und dem Hund in einigem Abstand. Sie hielten sich rechts vom Eingangstor, blieben an dem Zaun stehen, der die Werft umgab. Högstedt ging zu ihnen.
»Warum bleibt ihr stehen?«, fragte er.
»Hier, Herr Hauptwachtmeister«, sagte Oskarsson, »sehen Sie«, und zeigte auf den Zaun.
Jetzt sah es auch Högstedt. Jemand hatte ein großes Loch hineingeschnitten. Groß genug, dass ein erwachsener Mann hindurchpasste. Wenn er sich duckte.
Oskarsson ließ den Hund frei, der ohne zu zögern durch das Loch im Zaun sprang. Oskarsson war groß und breit und kam nur mit Mühe hindurch.
Högstedt blieb am Zaun stehen und beobachtete den Hund von Weitem. Der Hund blieb ungefähr in der Mitte des Kiesplatzes stehen. Dann zeigte er an, dass er weiterwollte. Zur Tür des größten Gebäudes, dorthin, wo sie das tote Mädchen gefunden hatten.
Oskarsson und der Hund gingen ins Gebäude, Högstedt wusste, dass Strand immer noch drinnen war.
Er blieb vor dem Werfteingang stehen, zog ein Zigarettenpäckchen heraus und rauchte zwei Zigaretten, bevor Strand, Oskarsson und der Hund aus dem Gebäude traten und zu ihm kamen.
»Der Hund ist neben dem toten Mädchen stehen geblieben«, sagte Oskarsson.
Högstedt nickte und ging in Gedanken den Weg nach, den der Hund zurückgelegt hatte. Vom Platz am Brückenfundament. Durch das Loch im Zaun. Über den Kiesplatz auf dem Werftgelände. In das größte Gebäude und drinnen ins Obergeschoss hinauf, wo das Mädchen lag.
Högstedt ging zu der Stelle, an der der Hund das erste Mal stehen geblieben war. Er hockte sich hin. Der Boden war noch feucht; vor wenigen Tagen hatte es wie aus Kübeln geschüttet.
Der Polizist betrachtete die Reifenspuren. Es gab Anfahrtsspuren und die vier Reifenabdrücke, die zeigten, dass hier vor Kurzem ein Wagen gestanden hatte. Er fragte sich, was das wohl hieß: vor Kurzem.
Strand kam zu ihm.
»Ist das Mädchen mit einem Wagen hergekommen?«, fragte er.
Högstedt stand auf, ohne zu antworten.
Die Kamera, dachte er. Wir brauchen eine Kamera. Das muss fotografiert werden. Und Gips. Um den Abdruck zu sichern, bevor der nächste Regen kommt.
Doch er brauchte Strand keine entsprechende Anweisung zu geben, das verstand sich von selbst.
Strand ging zum Wagen. Der Hundeführer folgte ihm.
Högstedt blieb allein zurück. Aus einer Jackentasche holte er ein Maßband heraus, um den Abstand zwischen den beiden Reifenspuren zu messen. Ein Meter vierundvierzig. Ein übliches Maß, das sagte also nicht viel.
Er folgte der Reifenspur, überlegte, wie der Wagen sich bewegt haben könnte.
An dem hochgespritzten Kies konnte Högstedt erkennen, dass der Wagen zuerst Richtung Brücke gefahren war, dann zurückgesetzt hatte und anschließend in Richtung Skansen davongefahren war.
8
Sie fanden sie gut zwei Stunden später, im fünften Polizeirevier in der Kammakargatan.
Das auf ein Blatt Papier geklebte Foto war abgegriffen, aber Stierna hatte sie augenblicklich wiedererkannt. Trotz der Verletzungen war er sich vollkommen sicher. Das war das Mädchen von der Djurgårdswerft. Sogar die kleine c-förmige Narbe am linken Auge stimmte.
Er las schnell die Suchanzeige durch:
Am Sonntag, dem 2. September um 23.00 Uhr meldete Maria Bengtsson im fünften Polizeirevier in der Kammakargatan 36, dass ihre Tochter Ingrid Anne Bengtsson, geb. am 13. 11. 1919, seit halb neun Uhr desselben Abends aus der Wohnung Upplandsgatan 13 verschwunden war. Frau Bengtsson beschrieb das Mädchen als von normaler Statur, mit rundem Gesicht, blondem Haar, blauen Augen, einem normal großen Mund mit relativ schmalen Lippen und einem fehlenden Schneidezahn im Oberkiefer. Ingrid Bengtsson habe eine Narbe neben dem linken Auge, nachdem sie sich vor ungefähr zwei Jahren auf einem Klettergerüst verletzt habe.
Das Mädchen trug bei seinem Verschwinden einen weißen Rock, dazu eine weiße Bluse, eine hellbraune Strickjacke, ein Paar weiße Kniestrümpfe und braune Sandalen. Ingrid Bengtsson ist ungefähr 128 Zentimeter groß.
Stierna saß auf der Rückbank in dem
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