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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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schwarzen Polizeiwagen. Der Fahrer war neu, dem Kommissar fiel der Name nicht ein.
    Während der kurzen Fahrt dachte er an den Tatort. Was hatte sie dorthin verschlagen, den Mörder und das Mädchen? Sicher, es war dort menschenleer und öd, aber es gab trotz allem andere Orte, an denen man weit ungestörter war.
    Bis vor gut fünf Jahren hatte die Djurgårdens Dampfbarkassenaktiengesellschaft die Werft betrieben, daran erinnerte er sich noch gut. Dort hatten die Fährschiffe gelegen, wenn sie repariert werden mussten oder überwintern sollten. Stierna dachte daran, wie er als Kind mit dem Flaggschiff der Gesellschaft gefahren war, dem Doppeldecker »Svanen«, dem Schwan. Er war auch mit den kleineren Booten gefahren, aber die hatten ihn nicht so fasziniert. Stierna erinnerte sich an den kleinen weißen Kiosk an der Skeppsbron, an dem man die Fahrkarten für die Fähren kaufen konnte. Und an die Wartehalle aus Holz, gleich gegenüber.
    An einem Sommertag 1923 war die Gesellschaft in Konkurs gegangen, kam nicht mehr gegen die Konkurrenz an. Die Stadt hatte das Gelände gekauft, es war immer noch nicht entschieden, was damit geschehen sollte. Die Werftgebäude standen noch dort und verfielen nach und nach. Warum hatte der Mörder Ingrid ausgerechnet dorthin geführt? Warum hatte er sie gerade dort getötet?
    Der Arzt wartete bereits vor dem Eingang zur Upplandsgatan 13, als Stierna ankam. Sie hatten schon früher miteinander zu tun gehabt und begrüßten sich nur kurz.
    Stierna bat den Fahrer zu warten.
    Die Wohnung der Familie Bengtsson lag im dritten Stock.
    Als sie dort angekommen waren, fiel Stierna als Erstes auf, dass sich die Wohnungstür von den beiden anderen unterschied. Sie war weiß gestrichen wie die anderen, hatte genau wie diese ein Namensschild aus Messing. Doch unter einem kleinen Guckloch klebte eine große Zeichnung. Stierna sah, dass sie von einem Kind gemalt war, aber sie war sehr gekonnt. Zwei Mädchen, ein großes und ein kleines, standen auf einer Sommerwiese, Hand in Hand. Darüber stand geschrieben: »Hier wohnen Maria und Ingrid«, in großen blauen Buchstaben.
    Stierna gab dem Arzt mit einem Nicken zu verstehen, dass er klingeln sollte.
    Eine Frau in den Dreißigern öffnete, braunhaarig, in hellblauem Rock und weißer Bluse. Über der Bluse trug sie eine beigefarbene Strickjacke.
    Stierna hielt ihr seinen Dienstausweis entgegen.
    »Frau Bengtsson?«, setzte er an. »Sind Sie Frau Maria Bengtsson?«
    Die Frau gab keine Antwort.
    »Ich bin Kommissar Stierna von der Kriminalpolizei. Das hier ist Doktor Johansson.«
    Der Arzt grüßte kurz, doch Maria Bengtsson hielt den Blick auf den Kommissar gerichtet.
    »Wo ist Ingrid?«, fragte sie schroff. »Haben Sie sie gefunden?«
    Stierna holte Luft. Kurz überlegte er, wie er am besten fortfahren sollte.
    »Dürfen wir hereinkommen, Frau Bengtsson?«
    Die Frau drehte sich wortlos um. Ließ die Tür offen.
    Stierna gab dem Arzt zu verstehen, dass er ihr folgen sollte.
    Die Wohnung bestand aus zwei Zimmern. Maria Bengtsson ging in den Raum, der wohl das Wohnzimmer war, und setzte sich auf ein mit braunem Stoff bezogenes Sofa.
    Stierna ließ sich auf einem Ledersessel ihr gegenüber nieder. Der Arzt blieb stehen.
    »Frau Bengtsson«, begann Stierna noch einmal.
    Die Frau unterbrach ihn.
    »Fräulein Bengtsson. Ich bin nicht verheiratet.«
    »Ach so. Wir haben leider traurige Nachrichten.«
    Die Frau sprang vom Sofa auf. Stierna sah, dass sie geweint hatte.
    »Ist sie verletzt? Ist Ingrid verletzt?«
    »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Tochter tot ist.«
    Er hörte selbst, wie formell das klang.
    Maria Bengtsson schaute ihn verzweifelt an.
    »Das ist ein Irrtum. Das muss ein Irrtum sein …«
    »Ein Irrtum ist leider ausgeschlossen. Gibt es jemanden, den Sie benachrichtigen können, Fräulein Bengtsson? Den Vater des Mädchens, oder …«
    Die Frau unterbrach ihn.
    »Der ist verschwunden, als er erfahren hat, dass ich schwanger bin. Zurück nach Göteborg. Er hat sie nie gesehen. Das Kind nie gewollt. Ich habe doch nur Ingrid.«
    Eine Weile blieb Stierna schweigend sitzen, dann fuhr er fort: »Gibt es jemand anderen? Haben Sie jemanden, der zu Ihnen kommen kann? Ihre Eltern?«
    Maria Bengtsson lief wortlos nach nebenan. Stierna blieb sitzen. Dann stand auch er auf und wandte sich dem Arzt zu.
    »Haben Sie etwas, das Sie ihr geben können? Zur Beruhigung?«
    Der Arzt öffnete seine Tasche. Stierna ging hinüber ins andere Zimmer.
    Drinnen

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