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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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Schuppen auf seinem gut gepflegten Hof stehen hatte, sie waren zu schwer gewesen, sie so zu tragen.
    Die Männer im Sägewerk hatten bereits mit der Arbeit begonnen. Linnell hörte auch jetzt das Geräusch von Gattersägen und Kreissägen, er sah, wie die Männer mit den Stapeln auf dem Holzplatz arbeiteten.
    Cederin wollte, dass sie sahen, wie er sprang, dachte der Landjäger. Sie waren gezwungen zuzusehen, als er seinen letzten Schritt tat. Warum?
    Die Landstraße verlief nur zwanzig Meter hinter ihm. Sie war in schlechtem Zustand. Wenn ein Auto vorbeifuhr, wurde jedes Mal Staub aufgewirbelt. Aber nur selten fuhren hier Autos vorbei, deshalb war sie wahrscheinlich auch nie instand gesetzt worden.
    Cederins Selbstmord war wohl das Schlimmste, was Linnell während seiner fünf Jahre hier in der Gemeinde zu bearbeiten hatte. Die Gespräche, die er führen musste, mit den Arbeitskollegen, mit Cederins Ehefrau. Mit seinen Kindern.
    Linnell schaute wieder auf den See. Alles drehte sich hier um den See. Bråden, wie der Teil hier hieß. Die Kirche lag unten am Ufer. Daher hatte die Gemeinde ihren Namen erhalten. Gemeinde Bråd. Und dann gab es die Brådjupet, in die Cederin sich mit den Ketten und Bleigewichten gestürzt hatte.
    Der Taucher durchstieß erneut die Wasseroberfläche, sein Helm wurde abgeschraubt.
    »Landjäger«, rief er.
    Linnell trat wieder ganz nach vorn.
    »Habt ihr ihn gefunden?«
    »Keine Leiche«, antwortete der Taucher. »Aber da unten liegt ein Auto. Auf dem Dach.«
    »Ein Auto?«
    »Ja.«
    Darauf war Linnell nicht vorbereitet, das hatte er hier nicht erwartet.
    »Konnten Sie sehen, um welche Marke es sich handelt?«
    »Marke? Nein, dazu ist es da unten zu dunkel.«
    »Aber Sie haben doch Licht dabei?«
    »Ja, aber ich weiß nicht, ob das etwas nützt.«
    »Hat es ein Nummernschild? Irgendeine Kennmarke?«
    Der Taucher machte sich wieder auf in die Tiefe.
    Linnell erinnerte sich daran, was ihm einmal ein Onkel in seiner Kindheit erzählt hatte. Eine Geschichte von einem Selbstmord, bei einem Essen daheim in Leksand vor langer, langer Zeit. Im 17. Jahrhundert gab es in ihrer Familie einen Bauern auf dem Sigtunahof. Eines Morgens hatte der Bauer sich an einem Baum auf seinem Hof erhängt. Er wurde gerichtlich verurteilt, obwohl er schon tot war, denn Selbstmord zählte zu den verabscheuungswürdigsten Verbrechen. Und er wurde an einem Freitag statt an einem Sonntag begraben. Ohne Gesang, ohne Zeremonien. Nur mit warnenden Worten und Verurteilungen durch den Pfarrer. Die Leiche wurde außerhalb des Friedhofs begraben, im Wald. Und dann erwartete die Hölle den Bauern, nicht der Himmel.
    Linnell fragte sich, was wohl Lars Cederin erwartete.
    Wieder kletterte der Taucher ins Boot. Und wieder half ihm einer der Männer im Boot, sich von dem Helm zu befreien.
    »A 2441«, rief er, »das steht auf dem Nummernschild.«
    A, dachte Linnell. Also Stockholm. Was machte der Wagen hier?
    Drei Stunden später saß Linnell auf dem alten Hof der Landgendarmerie, nur wenige Minuten Fußweg vom Sägewerk entfernt. In der Gemeinde Bråd in Dalarna gab es immer noch einen Platz für den einsamen Hüter des Gesetzes. Obwohl das Landgendarmensystem schon lange abgeschafft war, hieß es immer noch Landgendarmenhof. Aber jetzt war es der Landjäger, der hier wohnte und arbeitete.
    Dienst und Privatleben fielen in diesem Gebäude zusammen, was Linnell eigentlich gar nicht so recht war. Er hörte, wie seine Frau im Obergeschoss mit dem fünfjährigen Sohn sprach. Er erhob sich von seinem Schreibtischstuhl.
    Sie hatten schließlich Cederins Leiche gefunden, sie geborgen. Er lag nun im Leichenschauhaus in Ludvika.
    Gleich nachdem Linnell vom Meer zurückgekommen war, hatte er sich die letzte Ausgabe des »Polizeiberichts« herausgesucht. Hatte den Abschnitt »Gestohlenes und vermisstes Eigentum« aufgeschlagen.
    Das gesuchte Automobil stand an erster Stelle.
    In Stockholm gestohlen:
    Im Jahre 1928
    Ein Personenkraftfahrzeug der Marke Chevrolet Imperial Landau, Jahrgang 1927, mit dem Kennzeichen A 2441. Am 26. August 1928 von seinem Besitzer Nils Sandquist, wohnhaft im Haus 5A am Strandvägen in Stockholm, als gestohlen gemeldet. Es hat die Farbe Schwarz, mit dunklem Verdeck. Die Hinterreifen des Autos sind von der Marke Englebert, neu gekauft. Die Vorderreifen sind zwei Fort Dunlop, beide fast abgefahren. Im Wagen befanden sich u. a. eine braune Ledertasche mit einer Pistole 7,65 mm des Fabrikats Sauer & Sohn, Österreich,

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