Der Mann im Park: Roman (German Edition)
sowie ein zur Pistole gehörendes Magazin mit sieben Patronen, Wert insgesamt 40 Kronen, sowie ein halber Liter Zweisternecognac, Wert 4,25 Kronen. Im Kofferraum war eine blaue Stofftasche befindlich, Wert 10 Kronen, in welcher ein grauer Anzug lag, Wert 75 Kronen. Auf der Oberseite der Sonnenblende vor dem Fahrersitz waren die Steuermarke und Sandquists Namensplakette angebracht.
Gesucht in Zusammenhang mit einem Mordfall in Stockholm im September 1928.
Laut Information von Kommissar Lydman und Kommissar Stierna, Abteilung für Gewaltverbrechen in Stockholm. Das erste Mal veröffentlicht 1928.
Dreizehn Jahre, dachte Linnell. Der Wagen wurde seit dreizehn Jahren gesucht. Im Zusammenhang mit einem Mordfall in Stockholm 1928. Welcher, das stand nicht da.
Umgehend hatte er den Distriktsstaatsanwalt in Ludvika angerufen. Es war nur ein kurzes Gespräch, der Staatsanwalt hatte ihm mitgeteilt, er würde sich wieder melden.
Der Landjäger ging in den ersten Stock. Die enge, abgetretene Treppe knarrte unter seinem Gewicht.
Elisabeth saß an dem großen Holztisch im Schlafzimmer und nähte. Eskil spielte mit Holzklötzen auf dem Boden. Der Landjäger setzte sich auf das breite Bett und schaute ihnen zu.
»Hat der Distriktsstaatsanwalt schon angerufen?«, fragte seine Frau.
»Nein«, antwortete Linnell, »noch nicht.«
Er nahm die Kanne, die auf dem Nachttisch stand, schenkte sich Wasser in eines der drei Gläser ein, die daneben standen.
Linnell stand auf und trank in großen Schlucken.
Sein Sohn sah zu ihm auf. Er baute ein Haus aus den Klötzen.
»Vater, wollen wir spielen?«
»Jetzt nicht, Eskil.«
Linnell war unruhig, er ging wieder nach unten.
Das Telefon klingelte, es war der Staatsanwalt.
Die wichtigen Herren aus Stockholm würden kommen.
82
Stierna saß an seinem Schreibtisch. Er blätterte gedankenverloren das Svenska Dagbladet durch. Wie üblich handelte viel vom Krieg, dem neuen, noch schrecklicheren. Rudolf Hess’ sonderbare Flucht nach Großbritannien machte fette Schlagzeilen. Die Frage »Warum?« war immer noch nicht beantwortet, aber das Hess-Bild war aus den öffentlichen Amtsstuben in Nazideutschland entfernt worden, und die Bücher, die er verfasst hatte, wurden dort nicht mehr verkauft. In dem Artikel daneben wurde berichtet, dass die Briten deutsche Flugzeuge auf Flugbasen in Syrien bombardiert hatten.
Wie viel hatte sich doch überall verändert, langsam, sodass es kaum bemerkt wurde. Die Polizei hatte sich vergrößert, war so viel bürokratischer geworden seit damals, als er selbst der Truppe beigetreten war. Die Menschen, der Krieg hatte sie so sehr verändert. Er spürte die Angst um sich herum, sie war überall. Es war an der Zeit, sich bereitzuhalten. Ulla Billquist sang »Min soldat«, so unbeeindruckt und keck, aber dennoch spürte Stierna die Angst überall. Und gleichzeitig kamen die Menschen sich näher. All die privaten Schutzräume in den Mietshäusern, in denen Nachbarn, die nie miteinander geredet hatten, sich jetzt während der Übungen zusammenraufen mussten. Wie der Krieg sie zusammengeschweißt hatte.
Auch in dem Haus, in dem Stierna wohnte, gab es so einen Luftschutzkeller, er hatte während der Verdunkelung schon mehrere Male dort gesessen. Nachdem er zusammen mit den anderen die Wohnungsfenster mit Masonitscheiben abgedeckt hatte. Es faszinierte ihn, wie dunkel Stockholm werden konnte, dass man sich nur noch vortasten konnte.
Stierna blieb bei den Kinoanzeigen hängen. »Landstormens lilla argbigga« mit Sickan Carlsson und George Fant im »Flamman«. »Barska sjömän, hallå!« mit Helan und Halvan im »Rico«. Aber er hatte keine Lust auf Komödien, er konnte nur selten über sie lachen.
»Der große Edison« mit Spencer Tracy lief im »Ritic« in der Högbergsgatan, er lief schon ziemlich lange und hatte gute Kritiken bekommen. »Spring parade« mit Deanna Durbin wurde im »Ugglan« in der Södermannagatan gezeigt, nicht weit von seiner eigenen Wohnung entfernt. Er war wieder in das Haus zurückgekehrt, in dem er aufgewachsen war. Sein Elternhaus. Hier war er geprägt worden, und hier war er nach dem Tod seiner Eltern wieder eingezogen, hatte dafür gesorgt, dass die Wohnung in Familienbesitz blieb. Der Ort, an dem alles angefangen hatte, sollte nicht verschwinden. Zurück ins Elternhaus, raus aus der nichtssagenden Wohnung im Karlbergsvägen, die ihm nie etwas bedeutet hatte.
Die Vorstellung um Viertel nach sieben oder um Viertel nach neun, überlegte
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