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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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auf Betrüger machte.
    Stierna selbst hatte sich immer mehr auf Gewaltverbrechen spezialisiert.
    Er hatte nie in dem Polizeigebäude wohnen wollen, das hatte ihn nie gelockt. Freundlich, aber entschieden hatte er das Angebot abgelehnt, mehrere Male. Dann hatten sie nicht mehr gefragt. Schließlich wollten sie »keine Perlen vor die Säue werfen«, hatten sie gesagt. Natürlich halb im Scherz, aber auch etwas beleidigt.
    Zusammen mit dem Veteranen Gösta Evaldsson war Stierna der einzige der sieben Kommissare in der Abteilung Gewaltverbrechen, der nicht im Polizeigebäude in der Agnegatan wohnte. Und Evaldsson war außer Dienst, man fragte sich, ob er jemals zurückkommen würde.
    Stierna ging die Treppe hoch, zu der schweren, eisenbeschlagenen Eingangstür.
    Er wollte Abstand zur Arbeit haben, wenn der Tag zu Ende war. Nicht die Landstreicher und anderen Tagediebe sehen müssen, die ins Untersuchungsgefängnis gebracht wurden, wenn er freihatte. Wollte diesem merkwürdigen Geruch entgehen, der über dem ganzen Haus lag und den er nur schwer beschreiben konnte, aber er hatte den Eindruck, es würde nach Nacht riechen. Irgendwie kalt und bürokratisch.
    Die Redaktion des »Polizeiberichts« hatte ihren Sitz im gleichen Haus, im Stockwerk unter seinem Arbeitszimmer.
    Berner war der Redakteur und verantwortliche Herausgeber, das gehörte zu seinem Aufgabengebiet als Leiter der Abteilung Gewaltverbrechen in Stockholm. Stierna wusste, dass ihm das gar nicht gefiel. Dass er nie begriffen hatte, warum so eine Zeitung notwendig war, die doch gar keine Zeitung war. Sie war keine Zeitung, war nie eine gewesen und würde auch nie eine werden. Eher eine geheime Auflistung von Fahndungsaufrufen nach Verbrechern und gestohlenen Gütern. Mit Angaben über Männer und Frauen, die wegen Landstreicherei ermahnt worden waren. Mit Angaben über freigelassene Häftlinge, wieder eingezogene Führerscheine und anderes. Von allen Polizeidistrikten aus dem ganzen Land. Und sie wurde in jedem Polizeirevier und von jedem Landjäger überall im ganzen Land gelesen. Sie kam an jedem Wochentag heraus, sollte aber vor der Allgemeinheit geheim gehalten werden. Sie diente »der Erleichterung des Ergreifens von Verbrechern und der Wiederbeschaffung von Gütern, die durch kriminelle Handlungen abhandengekommen sind«, wie es offiziell hieß. Wohl kaum eine Zeitung, die einen verantwortlichen Redakteur benötigte, zumindest war Berner dieser Meinung.
    Als Stierna in die Redaktionsräume trat, saß die Geschäftsführerin bereits an ihrem Platz. Wie immer ordentlich gekleidet in hochgeschlossenem, schwarzem Kleid. Das Haar mit der ordentlichen Frisur war immer noch dunkel, aber Stierna hatte trotzdem den Eindruck, dass sie alt aussah.
    Wie lange saß sie schon auf diesem Stuhl und ging Suchmeldungen und Notizen durch?, fragte er sich. Dreißig Jahre? Vielleicht noch länger.
    Elsa Larsson stand sofort auf, als er hereinkam. Machte einen Knicks und nickte.
    »Kommissar Stierna.«
    »Frau Larsson. Guten Morgen.«
    Elsa Larsson schien putzmunter, trotz der frühen Stunde. Stierna wusste, dass sie stets um sechs Uhr morgens ihren Dienst antrat. Seit dem Tag, an dem sie bei der Polizei eingestellt worden war.
    »Ich habe eine Suchmeldung«, sagte Stierna. »Es handelt sich um gestohlenes Eigentum. Einen Anhänger aus Gold. Einen Kettenanhänger.«
    Elsa Larsson musterte ihn. Stierna hatte den Eindruck, als hätte sie etwas Misstrauisches im Blick, auch wenn sie sich Mühe gab, das zu verbergen. Vielleicht lag es daran, dass er selbst die Redaktion aufgesucht hatte. Und nicht über Berner gegangen war, nicht ihn die Nachricht hatte überbringen lassen. Das stand zwar nirgends in den Vorschriften, aber normalerweise war das der übliche Weg, wenn jemand aus der Abteilung Gewaltverbrechen eine Anzeige überbringen wollte.
    Wenn sie nur wüsste, wie leid Berner den »Polizeibericht« ist, dachte Stierna.
    »Ich muss es aber zuerst dem Kriminaldirektor zeigen«, sagte Elsa Larsson. »Er ist ja der verantwortliche Redakteur.«
    Stierna musste schmunzeln, als er ihr den Zettel mit der Beschreibung von Ingrid Bengtssons Schmuck gab.
    »Aber natürlich, Frau Larsson.«
    Nur wenige Minuten später saß Stierna an seinem Schreibtisch. Er war fast allein, die meisten Kollegen würden erst später kommen.
    Am Abend zuvor hatte er mit Högstedt gesprochen. Die Fasern, die sie an dem Loch im Zaun gefunden hatten, stammten höchstwahrscheinlich von Ingrid Bengtssons brauner

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