Der Mann im Park: Roman (German Edition)
der Wohnung war. Überall standen Kartons, manche davon halb geöffnet: Besteck, Geschirr, Kleidung und ein paar Bücher.
Hultberg stand auf dem Flur, einen breitschultrigen Mann neben sich.
»Das hier ist Rikard Dahlin«, sagte er. »Er wohnt hier.«
Jonsson schaute sich um. Die Wohnung hatte anscheinend drei Zimmer.
»Die Herren Polizisten müssen die Unordnung entschuldigen«, sagte Rikard Dahlin. »Ich bin gerade erst eingezogen, konnte noch nicht alles einräumen.«
»Das macht nichts«, sagte Hultberg. »Wir haben schon Schlimmeres gesehen. Erzählen Sie dem Hauptwachtmeister Jonsson, was Sie mir erzählt haben.«
Sie standen immer noch im Flur. Vielleicht bat dieser Rikard Dahlin sie nicht weiter herein, weil ihm die Unordnung so peinlich war.
»In der Nacht habe ich draußen vor der Werft etwas gesehen«, begann Dahlin, »in der Nacht zwischen dem zweiten und dritten.«
Hultberg hatte seinen Notizblock herausgeholt.
»Also, in der Sonntagnacht habe ich aus meinem Küchenfenster gesehen«, fuhr Dahlin fort. »Ich weiß nicht genau, wie spät es war, aber es muss so zwischen drei und vier gewesen sein. Ein Stück von der Eingangspforte zur Werft entfernt stand ein Auto, ziemlich dicht an der Brücke. Und ich habe einen Mann bei dem Auto gesehen.«
»Sie müssen entschuldigen, dass ich frage«, sagte Jonsson, »aber warum waren Sie so spät noch auf?«
»Ich war gerade von der Arbeit nach Hause gekommen. Ich arbeite oft so spät. Die Schicht bis weit in die Nacht oder die ganz früh am Morgen. Ich nehme an, dass Sie mich deshalb bisher auch noch nicht angetroffen haben.«
»Was arbeiten Sie denn?«
»Ich bin Feuerwehrmann. Bei der Feuerwache Kungsholmen.«
»Warum haben Sie sich nicht früher bei uns gemeldet?«
»Ich habe schon dran gedacht, aber irgendwie bin ich nicht dazu gekommen. Ich war mir nicht sicher, ob das wirklich wichtig ist.«
Jonsson seufzte, leise, aber doch so, dass Hultberg und Dahlin es hören konnten. Die gleiche Entschuldigung hatte er im Lauf der Jahre schon von so vielen Zeugen gehört.
»Was hat der Mann gemacht?«
»Er stand an dem Wagen«, antwortete Dahlin. »Er hat geraucht. Ansonsten … Er stand einfach nur da, das war schon merkwürdig. Aber ich habe ihn nicht besonders lange beobachtet, ich bin in die Küche und hab mir ein Brot geschmiert. Ich esse immer noch eine Kleinigkeit, bevor ich mich nach einer Spätschicht schlafen lege. Und ich habe gehört, wie der Wagen gestartet wurde. Als ich dann wieder aus dem Fenster gesehen habe, waren der Mann und das Auto weg.«
»Ich verstehe. Und wie viel Zeit ist vergangen zwischen dem Moment, als Sie in die Küche gingen, bis zu dem, als Sie das zweite Mal aus dem Fenster geschaut haben?«
Rikard Dahlin zuckte mit den Schultern.
»Höchstens fünf Minuten.«
»Haben Sie sonst noch jemanden bei dem Auto gesehen? Drinnen oder davor?«
»Nein, niemanden.«
Axel Jonsson fühlte sich erschöpft nach einem langen Tag mit ergebnislosen Zeugenbefragungen. Und langsam irritierte es ihn, dass sie nicht hereingebeten wurden, nicht auf einem Sofa oder zumindest einem Stuhl sitzen und die Beine ausruhen konnten.
»Wie war der Mann gekleidet?«
»Das war schwer zu erkennen«, antwortete Rikard Dahlin. »Kann sein, dass er ein Sakko trug. Oder eher wohl einen Anzug. Er hatte einen Hut auf. Sah irgendwie gepflegt aus. Zumindest hatte ich den Eindruck, aber es war ja ziemlich dunkel.«
»Aber Sie haben nicht sein Gesicht gesehen? Konnten keine Details erkennen?«
»Nein. Das war unmöglich in der Dunkelheit. Außerdem stand er ja ziemlich weit entfernt von mir.«
»Wie weit?«
»Ich weiß nicht genau. Vierzig Meter vielleicht. Sie können ja selbst ausmessen, wie weit es ist.«
Jonsson überlegte. Vierzig Meter, das war nicht besonders weit. Aber es war dunkel gewesen, zwischen Nacht und Morgen.
»Können Sie uns noch mehr über den Mann sagen? Haben Sie eine Vorstellung, wie groß er war?«
»Na, so von normaler Größe. Jedenfalls sah er nicht aus, als wäre er besonders klein. Ich fand ihn ziemlich schlank.«
»Und sonst nichts? Keine besonderen Kennzeichen?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Und der Wagen, konnten Sie den in etwa erkennen?«, fragte Jonsson.
»Auf jeden Fall besser als den Mann.«
Dahlins Antwort überraschte Axel Jonsson.
22
Als John Stierna an diesem Morgen aufwachte, fiel ihm als Erstes das Datum ein. Sonntag, der neunte September. Fast eine Woche war es nun schon her, dass Ingrid Bengtsson auf
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