Der Mann im Park: Roman (German Edition)
bei Kollegen im ganzen Land. Um festzustellen, wer eventuell nach Stockholm gezogen war oder sich zumindest hier aufgehalten haben konnte in dem Zeitraum, als Ingrid Bengtsson ermordet worden war. Das waren so viele.
Lindberg war erneut das Melderegister durchgegangen. Hatte festgestellt, dass zwei weitere ihren Wohnsitz in Vasastaden hatten, abgesehen von Bladh. Ein siebenundvierzigjähriger Lagerarbeiter und ein fünfundzwanzigjähriger Kanzleidiener, die beide im Register auftauchten, weil sie kleine Kinder betatscht hatten, auch wenn es nie bis zur Vergewaltigung ge kommen war, zumindest soweit man darüber Bescheid wusste. Außerdem war da ein einundvierzigjähriger ehemaliger Arzt, der in Djurgårdsstaden wohnte, nahe der Werft. Lindberg war dabei gewesen, als er an einem Sonntag vor fast elf Jahren in seiner schicken Fünfzimmerwohnung festgenommen worden war. Damals hatte er auf Östermalm gewohnt. Ein Vergewaltigungsversuch war schiefgelaufen. Das fünfzehnjährige Mädchen, das er zu sich nach Hause gelockt und dem er Alkohol eingeflößt hatte, hatte heftigen Widerstand geleistet. Der Arzt hatte sie schwer misshandelt, eine Zeit lang hatte sie zwischen Leben und Tod geschwebt.
Die drei würden sie sich als Nächstes vornehmen.
Lindberg seufzte, er hatte an diesem Tag nicht so viel erreicht, wie er gewollt hatte. Er war enttäuscht.
20
Es war acht Uhr, als Lindberg das »Polstjärnan« in der Odengatan betrat. Es herrschte Hochbetrieb, schließlich war es ja auch ein Samstag. Fast alle Tische mit ihren unbequemen Stühlen waren besetzt.
Er drängte sich zum Tresen vor. Winkte den Barkeeper heran.
»Entschuldigung.«
»Ja, Sie wünschen?«
Lindberg zog ein Foto von Bladh aus der Innentasche. Zwar ein paar Jahre alt, entstanden kurz vor seiner Freilassung in Långholmen, aber Bladh hatte sich in der Zwischenzeit nicht sehr verändert.
Lindberg hielt dazu seine Dienstmarke hoch.
»Hauptwachtmeister Lindberg«, sagte er. »Ich komme von der Kriminalpolizei. Ich möchte wissen, ob dieser Mann letzten Sonntag hier gewesen ist.«
Der Barkeeper schaute das Foto lange an.
»Ich habe Sonntag auch gearbeitet, und eigentlich kann ich mir Gesichter gut merken, aber an ihn erinnere ich mich nicht. Das ist jedenfalls keiner unserer Stammgäste. Vielleicht kann der Oberkellner Ihnen helfen. Ich hole ihn.«
Lindberg schaute sich im Lokal um. Einige der Gesichter meinte er wiederzuerkennen, wenn auch nur vage.
Der Oberkellner war klein und dünn und trug eine runde Brille. Lindberg fand, dass er nicht in dieses Milieu passte, dazu sah er zu korrekt aus. Fast wie ein Bankbeamter.
Er zeigte ihm das Foto.
»Irgendwie kommt er mir bekannt vor«, sagte der Oberkellner. »Aber ich kann ihn nicht einordnen.«
»Sie wissen nicht, ob er hier gewesen ist? Ob Sie ihn hier gesehen haben?«
»Nein, tut mir leid.«
»Haben Sie letzten Sonntag gearbeitet?«
»Ja.«
»Und wer noch außer Ihnen?«
»Ich kann auf den Dienstplan gucken. Wenn Sie so viel Zeit haben und warten möchten.«
Lindberg schaute auf seine Uhr. Karin und die Zwillinge wussten, dass er später kommen würde.
»Ja, ich habe Zeit.«
Der Oberkellner ging zu einer Tür neben dem Tresen. Lindberg rief ihm nach: »Ach, da ist noch etwas.«
Der Oberkellner blieb stehen.
»Ja?«
»Ich suche noch vier andere Gäste. Eine Frau und drei Männer. Die sollen etwas älter sein. Und die Frau wird wohl die Schonerin genannt. Einer der Männer soll etwas mit Otto heißen, vielleicht Per-Otto. Kennen Sie die?«
»Allerdings.«
»Sind die jetzt auch hier?«
»Die sitzen da hinten.« Der Oberkellner zeigte auf einen Tisch am Fenster.
Lindberg ging hin und zog sich einen Stuhl an den Tisch.
Die drei Männer waren einander ziemlich ähnlich. Alle mit grau meliertem Haar. Alle mit Bartstoppeln. Einer von ihnen hatte ziemlich schütteres Haar, die anderen beiden welliges. Die Frau war dick und dunkelhaarig. Alle vier schauten auf, als der Beamte sich zu ihnen setzte.
Lindberg zeigte seinen Ausweis, ließ das Foto herumgehen.
»Kennen Sie diesen Mann?«
Der mit den dünnen Haaren antwortete zuerst.
»Ja, den kennen wir.«
Lindberg holte seinen Notizblock heraus. Er schrieb ihre Namen und Adressen auf, bevor er weiterfragte. Ester Jansson. Egon Lindgren. Per-Otto Sundin. Kaj Eriksson. Die Namen sagten ihm nichts.
»Wo haben Sie ihn gesehen?«
»Hier«, sagte der Mann, der Eriksson hieß. »Letzten Sonntag.«
»Um welche Uhrzeit?«
Dieses Mal antwortete
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