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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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wollte er damit sagen. Er wurde großzügig dafür entlohnt, dass er sich als Sündenbock zur Verfügung stellte. Mich plagten die Sorge um mein reines Gewissen und meine pennälerhaften Schuldgefühle, aber Kenny wollte nur seine Belohnung.
    »Bitte«, sagte er, die Augen wieder abgewandt, beharrlich nickend. »Bitte, Sir.«
    Und was konnte Kenny Sanders auch schon groß passieren? Man würde ihn niemals für diesen Mord verurteilen. Die Staatsanwaltschaft hatte sich auf Sammy eingeschossen. Nein, das Einzige, was mich zögern ließ, waren meine ethischen Bedenken,
doch die hatte ich, wenn ich ehrlich war, schon längst am Eingang abgegeben.
    »Okay.« Ich schob ihm meine Karte zu. »Die Staatsanwaltschaft wird mit Ihnen reden wollen. Und zwar schon bald. Sie werden womöglich schon vor Prozessbeginn aussagen müssen.«
    »Ja, klar. Alles klar.«
    »Ich... ich muss dieses Foto machen«, erklärte ich. Er nickte; er wusste bereits Bescheid.
    Ich trug die Digitalkamera bei mir, die ich Talia vorletztes Weihnachten geschenkt hatte. Talia war die Fotografin in der Familie gewesen, aber ich konnte immerhin damit umgehen. Ich machte einen Schnappschuss von Kenny und hielt auf dem Heimweg bei einem Drogeriemarkt, um mir mehrere Abzüge davon machen zu lassen. Sobald sie fertig waren, rief ich Tommy Butcher an, meinen einzigen Augenzeugen.
    »Es ist wichtig, dass Sie sich kurz etwas ansehen«, erklärte ich ihm.

42
    Ich traf Tommy Butcher auf einer Baustelle in Deemer Park, wo Butcher Construction ein neues Verwaltungsgebäude für den Park-Distrikt hochzog. Ich konnte mich nicht erinnern, was vorher dort gestanden hatte, aber der Neubau war ein riesiger Kasten, groß genug, um mehrere Indoor-Tennisplätze zu beherbergen. Bei unserem ersten Treffen hatte Butcher
mir erklärt, seine Baugesellschaft sei bei diesem Projekt ein paar Wochen in Verzug. Daran hatte sich offensichtlich nichts geändert, denn die Arbeiten lief selbst jetzt am Wochenende auf Hochtouren.
    Männer auf Gerüsten verkleideten die Fassade, während andere durch eine Öffnung strömten, die für die zweiflügelige Eingangstür vorgesehen war. Tommy Butcher überwachte die Arbeiten, während er in ein Walkie-Talkie sprach. Ich fing seinen Blick auf, er sah kurz beiseite, dann drehte er den Kopf wieder zu mir. Er winkte mir zu und versuchte, das Gespräch zu beenden. »Okay, Russ, setz den Preis erst mal hoch wegen dem Änderungsauftrag, und wir entscheiden dann später. Du musst dir von diesen Arschlöchern aber alles schriftlich geben lassen, kapiert? Nein, das ist keine Anweisung vom Alten. Der Alte kümmert sich nicht um die Sache. Das kommt direkt von mir.« Er steckte das Funkgerät zurück an den Gürtel und gestikulierte in Richtung Baustelle. »Diese Leute sind nochmal mein Tod«, stöhnte er.
    »Die Park-Distrikt-Verwaltung?«
    Er nickte. »In ihren Augen ist alles unser Fehler. Diese Typen verlangen pausenlos neue, unverständliche Spezifikationen und erwarten quasi, dass wir Hellseher sind. Wir müssen uns jedes Mal alles schriftlich geben lassen, wenn wir mit ihnen verhandeln.«
    »Klingt wie jemand, der eine Klage befürchtet.«
    Er blickte mich an. »Oh, die werden uns verklagen. Das steht fest. Es ist nur die Frage, wie viel wir bei einer Gegenklage zurückkriegen.«
    So viel dazu, wie es in der Geschäftswelt zuging. Rechtsanwaltskosten bedeuteten einen ganz normalen Posten, nicht anders als Löhne, Gehälter, Versicherungen und die Bestechungsgelder
für die Inspektoren des Stadtbauamts. »Also, Mr Butcher...«
    »Tommy.«
    »Tommy, ich hab da ein Foto, auf das Sie mal einen Blick werfen sollen.«
    Er fuhr zurück. »Ohne Scheiß? Sie haben den Kerl gefunden?«
    Ich rang mit mir oder tat zumindest so. »Ich, äh, möchte Sie nicht in irgendeiner Weise beeinflussen.«
    Die Botschaft war klar und deutlich. »Sie haben ihn«, wiederholte er.
    »Können Sie einfach nur einen Blick darauf werfen?«
    Butcher schaute sich um, bevor er sich zu mir herüberbeugte. »Mr Kolarich, es ist ein Jahr her, dass ich den Typen gesehen hab. Und er ist nachts an mir vorbeigerannt. Okay? Verstehen Sie?«
    »Tom...«
    »Hören Sie, ich hab da jemanden gesehen. Das hab ich Ihnen bereits gesagt. Und das ist die reine Wahrheit. Sie haben Nachforschungen angestellt und den Kerl aufgespürt. Und Sie sagen, Sie haben den Richtigen? Dann ist es der Kerl, den ich gesehen hab. Und wenn Sie mir sagen, er ist es nicht, dann kann es auch nicht der Kerl sein, den ich

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