Der Mann im Schatten - Thriller
ich aus und blickte mich um. Es war das Stockwerk, auf dem die Intensivstation lag. Besuche waren nur eingeschränkt möglich, wie überall auf den Schildern zu lesen war. Ich marschierte zum Schalter und erklärte, ich sei hier, um einen Patienten namens Butcher zu besuchen.
»Ihr Name?«
Ich zögerte einen Moment. Ich besaß den Führerschein des Kerls, der mich in meinem Wagen angefallen hatte - Nick Ramsey -, aber ich hatte die Nase gestrichen voll von Spielchen.
»Jason Kolarich«, erwiderte ich.
Smith hockte auf einem Stuhl vor Patricias Zimmer und wartete darauf, dass die zwei Minuten verstrichen. Er hatte keine Ahnung, ob Nick erfolgreich gewesen war, oder ob er Kolarich immer noch auflauerte. Kurz zuvor hatte er einen Anruf erhalten, dass einer der anderen Jungs bei Denny DePrizio erfolgreich gewesen war. DePrizio hatte ihm keinerlei Schwierigkeiten bereitet; eine Kugel mitten in die Stirn, auf dem Weg zu seiner Garage.
Hoffentlich hatten sie mit Kolarich ebenso leichtes Spiel.
Ein Pfleger näherte sich dem Zimmer und trat ein. »Sie haben Besuch«, erklärte der junge Mann Carlo und seiner Tochter Marisa.
»Wer?«, hörte er Carlo fragen.
»Jason Kola... Kolairgendwas.«
Smiths Kopf fuhr herum. Er sprang von seinem Stuhl auf und trat in das Zimmer. »Wer?«, fragte Smith. »Jason Kolarich?«
»Ich glaube schon, ja.«
»Warten Sie. Warten Sie einen Moment.« Smith hastete zurück auf den Flur und wählte erneut Nick Ramseys Nummer.
»Hallo, Smith.«
Smith spürte, wie ihm übel wurde. »Wo sind Sie?«
»Ich glaube, Sie wissen genau, wo ich bin, Smith. Und aufgrund Ihrer Reaktion weiß ich auch, wo Sie sich aufhalten.«
»Keine Ahnung, was Sie meinen.«
»Entweder Sie lassen mich jetzt zu Ihnen rein, oder ich komme mit der Polizei wieder. Sie haben exakt eine Minute, um sich zu entscheiden.«
Dann war die Leitung tot. Smiths Herz hämmerte gegen seinen Brustkasten. Er ging zurück ins Krankenzimmer. Carlo saß zusammengesunken neben dem Fenster. »Marisa, mein Liebling«, sagte Carlo. »Du und Raymond, ihr macht jetzt einen kleinen Spaziergang, in Ordnung? Bist du damit einverstanden? Ich muss mit jemandem sprechen.«
»Nein«, protestierte Smith.
Carlos senkte das Kinn und fixierte Smith. Dann hob er die Hand und winkte ihn zu sich herüber. Er stemmte sich aus dem Sessel und flüsterte in Smiths Ohr. »Marisa soll nichts davon mitkriegen. Schaff sie hier raus und bring sie nach Hause. Und dann bleib in der Nähe deines Telefons. Ich kümmere mich um das hier.«
Carlo schob Smith weg und wandte sich an seine Tochter Marisa. »Komm zu mir, meine Süße.« Marisa sah schrecklich aus. Sie schlief nachts nicht mehr, machte sich unablässig Sorgen um ihre Tochter, die mit dem Tod rang. So etwas war schon für jemanden schwer zu ertragen, der im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte war, aber Marisa mit ihrer leichten Behinderung erwischte es völlig schutzlos.
Carlo hob sanft Marisas Kinn. »Marisa, du weißt, wie lieb ich dich habe, ja?«
»Ich weiß, Daddy.«
Carlo küsste sie auf die Wange und umarmte sie lange. Dann strich er ihr übers Haar. »Raymond wird dich jetzt für kurze Zeit nach Hause bringen. Ich bleibe so lange hier und passe auf Patricia auf, also mach dir keine Sorgen. Geh schon, mein Liebling.«
Marisa hob ihre Tasche auf. Sie trat hinüber zum Bett, fuhr Patricia übers Haar, küsste ihr die Stirn und flüsterte ihr irgendetwas zu. Smith nahm ihren Arm und blickte zurück zu Carlo. Carlo nickte und wandte sich an den Pfleger.
»Sie können Mr Kolarich jetzt hereinbitten«, sagte er.
Alle meine Sinne waren aufs Höchste gespannt, als ich den Flur hinunterlief, auf dem mir die üblichen Krankenhausgerüche entgegenschlugen, leise Stimmen und Stöhnen, das Gelächter der Schwestern hinter dem Empfangstresen. Zwar konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass in dieser Umgebung jemand einen Angriff auf mich wagte, aber andererseits war ich gerade um ein Haar jemandem entkommen, der mir seine Pistole an den Schädel gepresst und abgedrückt hatte, also rechnete ich besser damit, dass mein Glückskontingent für heute aufgebraucht war.
»Hier lang, Sir.« Der Pfleger deutete auf einen Raum, auf dessen Türschild Patricia Butcher stand. Ich spähte kurz hinein, bevor ich eintrat. Ein älterer Mann, vermutlich in seinen Siebzigern, hockte in einem Sessel neben dem Fenster. Die Sonne strömte herein und beleuchtete den Boden in der Nähe seiner
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