Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
DePrizio und ich... Jimmy war immer so was wie ein kleiner Bruder für mich. Ist mir immer hinterhergedackelt, wenn ich meine Runden zum Abkassieren gedreht habe. Ich ließ ihn mein Geld aufbewahren. Jesus, er hat es bewacht wie Fort Knox, der Kleine.«
    »Ich kann mich noch gut an Jimmy erinnern«, bestätigte Smith. Denny DePrizios Vater war vor fünf Jahren gestorben.
    »Sein Junge, Denny... verbinden dich irgendwelche besonderen Gefühle mit ihm?« Carlo drehte sich zu Smith um. Smith machte ein unbeteiligtes Gesicht - das war genau die Reaktion, die Carlo sich erwartete. Carlo hatte seine Entscheidung längst getroffen, und Smith würde ihm nicht dabei in die Quere kommen.
    Carlo sah zu Boden und nickte langsam. »Also dann.« Wieder blickte er Smith in die Augen, und damit war die Sache geklärt.
    Es war nicht das erste Mal, dass Opfer gebracht werden mussten, und Carlo hatte in diesem Fall die einzig richtige
Entscheidung getroffen. DePrizio war inzwischen zu einer größeren Bedrohung geworden als Kolarich. Der Detective konnte sie alle mit in den Abgrund reißen - nicht nur Carlo, sondern auch Tommy, Smith und die anderen Männer, die Butcher sich für dieses Unternehmen von der Capparelli-Familie ausgeliehen hatte.
    »Dieser Anwalt«, sagte Carlo und schob die Hände in die Taschen seines Bademantels. »Er ist kurz davor, etwas über uns rauszufinden.« Wieder musterte er Smith. »Oder etwa nicht?«
    »Wir wissen es nicht, Carlo. Es könnte immer noch funktionieren.« Smith hätte selbst gerne an das geglaubt, was er Carlo hier schmackhaft zu machen versuchte. Aber mittlerweile waren viele Gründe aufgetaucht, die ihn daran zweifeln ließen, und er bemerkte, wie über Carlos Miene der gleiche Gedanke huschte.
    Carlo trank den letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse. »Es gab mal eine Zeit, da konnte ich Koffein trinken. Es gab mal eine Zeit, da konnte ich jede Menge Dinge bewirken.« Er blickte zu Smith. »Aber alles in allem kann ich ziemlich zufrieden sein mit meinem Leben.«
    »Carlo...«
    Carlo legte eine Hand auf Smiths Schulter. »Sorge immer gut für deine Familie.« Er hob den Zeigefinger. »Das ist das Wichtigste. Das Einzige, was letztlich zählt.« Carlo schob sich an Smith vorbei ins Wohnzimmer, wo er sich mit einem Aufstöhnen in einen Sessel sacken ließ.
    »Carlo«, sagte Smith noch sanfter.
    Carlo schüttelte den Kopf. Er war nicht in der Stimmung für Diskussionen. »Was damals geschehen ist«, sagte er. »Das geht auf meine Kappe. Nicht auf deine, Tommys, Jakes oder Marisas. Allein auf meine. Verstanden?«

    In seinem leicht panischen Zustand empfand Smith etwas Erleichterung bei Carlos Worten. Sie signalisierten, dass Carlo ihm keinen Strick aus der Sache drehen würde. Er würde ihn nicht fallenlassen.
    »Carlo, es kann immer noch funktionieren«, beharrte Smith. »Kolarich kann den Prozess gewinnen. Es ist durchaus möglich. Warum nicht wenigstens so lange abwarten? Wir schalten DePrizio jetzt aus, einverstanden, er ist reif, aber Kolarich...«
    »Und in der Zwischenzeit?«, fragte Carlo. »Wenn dieser Anwalt in den nächsten Wochen, noch vor dem Prozess, alles herausfindet? Was dann? Dann sind wir alle dran. Ohne Ausnahme. Auf die Art«, er zeigte auf sich, »bin es wenigstens nur ich. Wir machen es auf meine Weise. Beschlossene Sache. Wir machen reinen Tisch. DePrizio, der Anwalt und sein Bruder.« Er hob die Augenbrauen. »Basta. Haben wir uns verstanden?«
    Smith schwieg kurz, dann nickte er. »DePrizio, der Anwalt und sein Bruder«, bestätigte er.
    »Fang mit dem Anwalt an«, sagte Carlo. »Und zwar gleich.«
     
    Wegen eines umgestürzten Trucks auf dem Highway dauerte es zwei Stunden, bis ich wieder in der Stadt war. Als ich mein Büro betrat, fand ich auf meinem Stuhl einen Stapel Unterlagen, fein säuberlich mit Klammern und Lesezeichen versehen. Shauna hatte hervorragende Arbeit geleistet und die alten Akten zu Audrey Cutlers Fall nach jeder nur erdenklichen Information über Sammys Vater durchforstet.
    »Oh, hey.« Shauna streckte ihren Kopf durch die Tür. »Ich muss ins Gericht. Ich bin auf eine Sozialversicherungsnummer gestoßen, außerdem ein paar Hinweise darauf, was Sammys
Vater in der Nacht getrieben hat, als Audrey entführt wurde. Nicht viel, fürchte ich. Aber die Sozialversicherungsnummer hilft vielleicht weiter.«
    »Danke, Shauna. Wirklich.« Ich blätterte kurz alles durch, immer noch aufgewühlt von dem Gespräch, das ich gerade mit Smith geführt hatte.

Weitere Kostenlose Bücher