Der Mann mit dem roten Zylinder
und Überraschung, als er die folgenden Zeilen liest:
Ich halte mein Versprechen, wie Sie sehen. Darf ich Ihnen nun einen Rat geben?! Lassen Sie die Sachen am besten der Polizei mit dem Hinweis zukommen, daß das Herbeischaffen der Gegenstände ausschließlich Ihr Verdienst sei. Das wird Ihren etwas angekratzten Ruf eines guten Detektivs wieder hersteilen. Auf Wiedersehen!
Der Mann mit dem roten Zylinder.
Fredrik hat mitgelesen. Zähneknirschend meint er: „Das ist ein Gauner. Er gehört ins Gefängnis. Was machen wir jetzt?“ — Olanson hat sich hinter Fredriks Schreibtisch gesetzt und denkt nach. Dann fragt er seinen Gehilfen:
„In keiner Zeitung hat etwas vom Verschwinden dieser Gegenstände gestanden. Warum nicht?“
„Wahrscheinlich wird bei jeder Vorstellung etwas geklaut“, antwortet Fredrik. „Wenn sie jeden gestohlenen Gegenstand in der Zeitung bekanntmachen wollten, würden wir nur noch Anzeigen und Diebstähle lesen.“ Olanson hat seinem Gehilfen aufmerksam zugehört. „Vielleicht hast du recht. Hier, nimm den Krempel und fahr zur Polizeiwache neben der Oper.“
Fredriks Mund klappt nach unten.
„Sie werden mich fragen, woher ich die Sachen habe.“
„Dann erzähl ihnen, daß sie uns von einem Unbekannten zugestellt worden seien. Aber nichts anderes, verstanden?“
„In Ordnung, Chef. Ich fahre sofort los. Kann ich den Wagen nehmen?“
Olanson nickt nur.
Fredrik klemmt sich den Karton unter den Arm und verschwindet.
Erik Olanson beginnt nachdenklich im Zimmer auf und ab zu gehen. Langsam scheint sich in seinem Kopf ein Verdacht abzuzeichnen. Ein Verdacht, der alles andere als erfreuliche Perspektiven eröffnet.
Der Mann mit dem roten Zylinder
Zwei Tage sind seit diesen Ereignissen vergangen. Zwei Tage, in denen man viel über den Zylinderträger gesprochen hat. In denen auch der Polizeichef von Stockholm eine wichtige Unterredung im Stadthaus hatte.
In wenigen Minuten wird es Mitternacht sein.
Aus der Kette der Autos, die die Birger Jarl Gatan herunterfahren, löst sich ein Wagen und biegt in die Odengatan ein.
Es ist ein großer geschlossener Reise wagen, der jetzt das Tempo wieder beschleunigt. Nach knapp zwanzig Minuten nähert sich das Fahrzeug dem Vasapark. Es scheint, als würde der Fahrer nach einer bestimmten Straße Ausschau halten, denn er hat das Tempo stark gedrosselt.
Da, jetzt biegt er in eine stille Seitenstraße ein. Hossenweg steht auf dem Schild.
Langsam schleicht der Wagen an einer Reihe stiller Einfamilienhäuser entlang.
Manches Fenster ist noch erleuchtet.
Vor der Nummer 16 stoppt der Wagen. Das Haus liegt im Dunkeln. Kein einziges Fenster zeigt einen Lichtschimmer.
Leise beginnt der Wagen wieder zu fahren. Diesmal im Rückwärtsgang. Er biegt in die Hauptstraße ein, wo er endgültig zum Stehen kommt.
Das Motorengeräusch verklingt. Auch das Abblendlicht wird ausgeschaltet.
Die Minuten vergehen. Niemand verläßt den Wagen, niemand steigt ein.
Wäre nicht das regelmäßige Aufglimmen einer Zigarette zu sehen, würde sich das Fahrzeug von keinem der anderen verlassenen und abgestellten unterscheiden.
Es ist Punkt halb ein Uhr, als ein weiterer Wagen in die Abzweigung zum Hossenweg einbiegt.
Er hält vor der Nummer 16.
Ein Mann steigt aus und öffnet das Garagentor.
Zwei Minuten später betritt er den Vorgarten, und wiederum eine Minute später ist er im Haus verschwunden.
Er hat keine Ahnung, daß er beobachtet wird. Daß ein dunkelgekleideter Herr in einem geparkten Wagen seine Ankunft beobachtet hat und diesen Platz längst mit dem Schatten einer Hecke vertauschte.
Unbeweglich steht der Fremde und läßt das Haus nicht aus den Augen.
Er sieht, wie zuerst im Erdgeschoß, dann in einem Zimmer des Obergeschosses das Licht angedreht wird.
Mit einem eleganten Sprung setzt der Beobachter in diesem Augenblick über die Hecke.
Gebückt nähert er sich der Haustür. Ein helles Klirren von Metall — und geräuschlos schwenkt die Tür zurück.
Nur ein leises Rascheln ist zu hören, als der Fremde ins Haus huscht und die Tür hinter sich ins Schloß drückt.
Es ist stockfinster. Der Mann muß krampfhaft ein Niesen unterdrücken, denn scharf und beizend liegt der Geruch von frisch verstrichenem Firnis in der Luft.
Vom oberen Stockwerk her hört man einzelne abgerissene Musikakkorde.
Eine Taschenlampe blitzt auf.
Stufe um Stufe bewegt sich der Eindringling nach oben. Er geht am äußersten Rand der Treppe, um jedes unnötige Knarren der
Weitere Kostenlose Bücher