Der Mann mit dem roten Zylinder
zuerst an die Stirn, dann an den Puls.
„Hast du Fieber, Fredrik?“ fragt er besorgt.
„Sie glauben mir wohl nicht?“
„Nun mal der Reihe nach. Du warst also bei Señor Feruzza?“
Fredrik nickt und greift sich in den Kragen, der aufgeweicht um seinen Hals hängt.
„Ich war dort. Ich habe gleich an der Tür gesehen, daß er niemals der Mann mit dem roten Zylinder sein kann. Er ist steinalt und kann kaum richtig laufen, aber das ist ja kein Grund. Ich habe gesagt, daß ich vom Büro Olanson komme und nur mal Erkundigungen über den Mann mit dem... na, Sie wissen schon, einholen will. Da ist er ins Badezimmer gegangen und hat einen Eimer mit Wasser vollaufen lassen. Tja, und den Eimer hat er mir dann über den Kopf gegossen.“
Olanson hat Fredriks Schilderung mit steigendem Mißbehagen angehört.
„Und du Kamel hast auch noch gesagt, daß du vom Büro Olanson kommst?“
„Was sollte ich denn tun, Chef?“
„Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst einen Schlosseranzug anziehen und den Mechaniker spielen?“
Fredrik senkt den Kopf. „Ich hatte es mir so ganz anders vorgestellt, Chef“, flüstert er leise.
„Ja, du wolltest dir einen großen Auftritt verschaffen. Wolltest den erfolgreichen Detektiv spielen, der mit einer lässigen Handbewegung hinter das Geheimnis des Zylinderträgers kommt. Fredrik, du bist der größte Esel, der je Stockholmer Pflaster bevölkert hat.“
Fredrik weiß, daß er einen großen Fehler gemacht hat, als er ohne ersichtlichen Grund die Firma preisgab. Er ist beschämt und ärgert sich jetzt über seine eigene Dummheit. Der Chef hat recht, er ist wirklich ein Esel. Treuherzig sieht er Olanson um Verzeihung bittend an.
„Ich werde es schon wieder gutmachen, Chef!“
Olanson winkt ab.
„Wenn du wenigstens die Firma nicht genannt hättest.“
Er geht nachdenklich mehrere Male im Zimmer auf und ab. Irgend etwas stimmt trotzdem nicht.
„Hör zu, Fredrik, der Mann kann dir ja nicht ohne jede Veranlassung einen Eimer Wasser über den Kopf gießen. Er muß doch einen Grund dazu gehabt haben. Hast du mir auch alles erzählt.“
„Es war genauso, wie ich gesagt habe, Chef. Nicht anders. Nachdem er — mich gebadet hatte, sagte er noch, daß er das nächste Mal schießen würde. Auch dann, wenn statt Zwillingen Drillinge kämen. Verstehen Sie das?“
Erik Olanson ist zusammengezuckt. Ein furchtbarer Gedanke kommt ihm blitzschnell.
„Wie sagte er?“
„Er würde das nächste Mal schießen. Auch wenn statt Zwillingen Drillinge kämen. Genauso war es.“
„Zieh dich um, ich bin in einer halben Stunde zurück.“
Fredrik kann es gar nicht so schnell fassen, wie sein Chef zur Tür hinaus ist. Das letzte, was er von ihm sieht, ist ein erzürnter Gesichtsausdruck.
Atemlos stürzt Olanson ins Haus. Die Treppen dröhnen unter seinen wuchtigen Schritten.
Birgit Olanson, die gerade aus der Küche kommt, sieht ihn wie einen Schatten vorbeihasten und die Tür zum Kinderzimmer aufreißen. Mit einem fürchterlichen Knall fällt die Tür hinter ihm ins Schloß.
Jonas und Ola sind bis zur Wand zurückgewichen.
Sie sind auf das Schlimmste gefaßt.
So erregt haben sie ihren Vater seit langem nicht gesehen, und es wird ihnen angst und bange.
„Ihr wart im Parkhotel!!“
Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung.
Ola und Jonas schweigen. Wozu etwas sagen, wenn er doch schon alles weiß.
„Was habt ihr mit Señor Feruzza gemacht?“
Das weiß er also auch schon, denkt Ola mutlos und voller böser Vorahnungen.
„Wir haben uns nach etwas erkundigt, Vater.“
Olas Stimme ist heiser, was weniger mit Angst zu tun hat als vielmehr mit dem Gefühl der Scham, das ihn befällt, wenn er an die Szene im Parkhotel zurückdenkt. Erik Olanson geht langsam auf seine Sprößlinge zu. „Was ihr gemacht habt, habe ich gefragt!!!“
„Ich habe gedacht, er sei der Mann mit dem roten Zylinder — und daß der Bart von Herrn Feruzza angeklebt sei — und da habe ich eben mal am... am...“
Ola schluckt schwer. Und Olanson vollendet fassungslos: „Du hast ihn am Bart gezogen?“
Ola kann nur nicken. Zu mehr ist er nicht imstande. Erik Olansons Stimme ist ruhig. Gefährlich ruhig. Nur die Falte zwischen den Augenbrauen läßt erkennen, wie der Zorn in ihm lodert.
„Ich will jetzt nicht davon sprechen, daß ich euch Stubenarrest gegeben hatte. Ich will auch nicht erwähnen, daß ich euch befohlen hatte, die Finger aus der Angelegenheit zu lassen. Ich will auch nicht fragen, wie ihr
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