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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Pechzahl...“
    Der Taxifahrer kratzt sich hinter dem Ohr, und nach einem weiteren Blick in den Spiegel stellt er fest: „Ich bin aber nicht abergläubisch.“
    „Das ist ja prima“, strahlt Patò, „dann können Sie mich ja direkt vor die Nummer 19 fahren...“Dazu seufzt er wohlig und spricht: „Was bin ich doch für ein glücklicher Mensch...“
    Henry Patò steht vor der Tür mit der weißen Milchglasscheibe, auf der geschrieben steht:

    AUSKUNFTEI SVEN TRELLEN

    Leise drückt er die Klinke nieder.
    Birgit Andersen, Trellens Sekretärin, erkennt ihn sofort wieder, obgleich seit seinem letzten Besuch gut und gern drei Jahre vergangen sind.
    „Oh, Herr Patò“, ruft sie überrascht. „Da wird sich Herr Trellen aber freuen.“
    Eilfertig hilft sie ihm aus dem Mantel und verstaut auch seinen Stock.
    „Ist er denn auch da?“ erkundigt sich der Detektiv und sieht sich in den hellen, lichten Räumen um. Zwei an der Zahl, die ineinander übergehen. Der linke Teil enthält augenscheinlich eine Kartei. Außerdem erkennt er eine Anzahl Karten an den Wänden.
    „Ja“, erwidert Birgit Andersen, „er ist gerade bei der Morgenpost.“
    „So, dann wecken Sie ihn mal“, lächelt Patò ihr zu. Mit wenigen Schritten ist das Mädchen an ihrem Schreibtisch und drückt die Taste der Sprechanlage.
    „Ja, was ist?“ tönt es aus dem kleinen Lautsprecher. „Herr Trellen, Sie haben Besuch... seltenen Besuch.“
    Sekunden später öffnet sich die Tür zu Trellens Büro. Sven Trellen stutzt einen Augenblick, dann aber hellt sich seine Miene auf und ein breites Lachen verklärt sein Gesicht. Mit ausgebreiteten Armen eilt er Patò entgegen. Dazu sprudelt es aus ihm heraus: „Henry Patò aus Köln... der Meisterdetektiv...“
    Kräftig bearbeitet er Patòs Schultern, dann schütteln sie sich die Hände, daß einem vom Zusehen schwindelig werden könnte.
    „Kommen Sie in mein Büro... Birgit, bringen Sie Kaffee und Kognak, und dann will ich von niemandem gestört werden... Und wenn jemand unwiderstehliche Sehnsucht nach mir empfindet, dann sagen Sie, daß ich ausgegangen bin, verstanden?“
    „Alles registriert, Herr Trellen.“
    „Sie ist ein Schatz... ein echter Schatz...“ stellt Trellen lautstark fest, während er Patò vor sich her in sein Büro schiebt.
    Mit einem Handgriff fegt er den kleinen Rauchtisch leer und rückt seinem Besucher einen Sessel zurecht.
    „Ich freue mich ehrlich über Ihren Besuch, lieber Patò, wirklich...“
    Henry Patò ist gerührt über Trellens Freude. Und ein bißchen wehmütig denkt er an die Geschichte vor drei Jahren zurück, wo sie beide gemeinsam annähernd zwei Monate hier in Kopenhagen hinter einem internationalen Rauschgiftring her waren. Wochen voller Aufregung.
    „Leider ist es kein Besuch des Besuchs wegen.“
    „Habe ich mir schon gedacht. Sie sind beruflich hier?“
    „Ja... eine Erbschaftsangelegenheit... scheint etwas verzwickt zu sein.“
    „Ich hoffe nur, daß ich Ihnen helfen kann“, beeilt sich Sven Trellen zu versichern...
    „Hier zunächst der Kognak...“Mit einem „Wohl bekomm’s“ praktiziert Birgit das Tablett auf den Tisch. Von der Tür ruft sie: „Der Kaffee kommt auch gleich. Das Wasser wird jeden Augenblick kochen!“
    „Ausgezeichnet“, ruft Sven Trellen und schenkt mit fröhlicher Miene ein.
    „Auf das Gelingen Ihres Unternehmens!“
    „Danke, kann’s gebrauchen“, erwidert Patò und läßt seine Blicke wohlwollend über sein Gegenüber gleiten. Sven Trellen ist 189 Zentimeter groß, hellblond und gute zwei Zentner schwer. Trotzdem bewegt er sich mit der Geschmeidigkeit einer Katze. Er hat sich nicht verändert, stellt Patò ein wenig neidvoll fest. Und während er Trellens riesige Pranken mustert, fällt ihm ein, wie behutsam diese gewaltigen Hände sein können. So zum Beispiel, wenn er einen seiner winzigen Zierfische aus dem Aquarium holt.
    „Was machen die Fische?“ fragt Patò von der Erinnerung angeregt.
    „Oh, danke der Nachfrage“, strahlt Trellen. „Ich habe jetzt zwei weitere Aquarien mit Exoten.“
    „Du liebe Güte“, staunt Patò, „wie viele Fische sind es denn inzwischen geworden?“
    „Vierundneunzig. Voriges Jahr habe ich sogar einen Preis von der Zoologischen Gesellschaft erhalten“, antwortet der dänische Detektiv stolz.
    „Gratuliere!“
    „Danke, ich hab’ mir auch mächtig was eingebildet.“ So vergeht fast eine Stunde. Zwei Drittel davon sind den Fischen gewidmet. Der altmodische Regulator über dem

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