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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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nachmittags.
    Der Detektiv Henry Patò sitzt in seinem Hotelzimmer und schlürft genießerisch einen heißen Kaffee, den er sich auf sein Zimmer bringen ließ. Vor sich hat er eine Schreibmaschine stehen, in der ein leeres Blatt eingespannt ist.
    Aus einem Kofferradio erklingt gedämpfte Musik, und wenn Patò nicht gerade die Tasse in der Hand hält, schlägt er den Takt dazu.
    Trotz Musik, Kaffee und Taktschlagen ist Patò so in seine Gedanken vertieft, daß er das Klopfen an der Tür überhört.
    Da, jetzt klopft es ein zweites Mal.
    „Herein!“ ruft der Detektiv ungehalten, und man sieht es ihm an, daß er über die Störung verärgert ist.
    „Guten Tag, Herr Patò!“
    Peng! Die Tür war zu. Erstaunt blickt Henry Patò seinen Besucher an. Unter einem wilden, strohblonden Struwwelkopf strahlen ihn zwei helle blaue Augen an. Die kleine Stupsnase wird von einem Kranz Sommersprossen eingerahmt, die so von der hellen Haut abstechen, als habe sie ein Maler mit einem Pinsel hingetupft. Der Oberkörper steckt in einem rotkarierten Hemd, dessen Ärmel hochgekrempelt sind. Aus den kurzen, ehemals khakifarbenen Hosen gucken ein Paar Beine, deren Knie kaum eine unbeschädigte Stelle aufweisen.

    Patò will seine Musterung gerade abschließen, als seine Augen plötzlich wie gebannt an dem linken Unterarm seines Besuchers hängenbleiben. Fasziniert starrt er auf eine Tätowierung, die eine Schlange darstellt.
    In diesem Augenblick macht der Junge einen Schritt nach vorn und streckt Patò den Arm entgegen.
    „Toll, was?“ Er hat eine helle Jungenstimme, die noch ein ganzes Ende vom Stimmbruch entfernt zu sein scheint.
    „Allerdings“, gibt Patò zu. „Das ist wirklich toll.“
    „Ist eine Schlange...“
    „Aha... Ehrlich gesagt, ich hätte es auch nicht für einen Elefanten gehalten.“
    Patò zieht einen Stuhl mit dem Fuß herüber und macht eine einladende Geste.
    „Nimm Platz, mein Sohn...! Ich nehme an, daß dich Sven Trellen geschickt hat?!“
    Der Junge nickt eifrig und setzt sich. Dann sagt er einfach und schlicht: „Ich bin ein Mitarbeiter von Herrn Trellen.“
    „Soso... wie alt bist du eigentlich?“
    „Ich werde nächsten Monat dreizehn!“
    „Das ist erfreulich“, erwidert Patò trocken. „Hast du vielleicht zufällig auch einen Namen?“
    „Man nennt mich Toffi!“
    „Das finde ich großartig. Und was steht auf deiner Geburtsurkunde?“
    „Knut Larsen! Aber Sie können mich ruhig Toffi nennen.“
    Patò nickt ernst und hält Knut Larsen seine Hand hin. „Ich danke dir für dein Vertrauen. Selbstverständlich werde ich dich Toffi nennen.“
    Ebenso ernst schlägt der Junge in die dargebotene Hand ein.
    Patò reibt sich nachdenklich das Kinn. Dann weist er auf Toffis Arm.
    „War wohl sehr teuer, was?“
    „Eine Tracht Prügel und drei Wochen Stubenarrest“, gibt Knut Larsen, genannt Toffi, ungerührt zur Antwort... Und altklug setzt er hinzu: „Finanziell war es keine Belastung. Ole Hansen hat es umsonst gemacht... Leider hat ihm Vater hinterher das Zimmer gekündigt...“
    „Ah, der Tätowierer hat bei euch gewohnt...“
    Knut nickt kurz. „War ein Pfundskerl, der alte Ole Hansen. Schade um ihn...“
    „Wieso schade um ihn?“ will Patò wissen.
    „Na, eben so. Jetzt hat er mich doch nicht mehr.“
    Patò nickt betrübt. „Da hast du recht. Das muß für ihn ein arger Verlust sein...“
    Nach einer andachtsvollen Pause fährt Patò fort: „Um zur Sache zu kommen, Knut... äh, Toffi. Hat dir Herr Trellen gesagt, um was es sich handelt?“
    Toffi schlägt sich klatschend auf die Knie. Dazu macht er ein pfiffiges Gesicht: „Er hat gesagt, daß Sie einen stadtkundigen Führer brauchen...“ Und verschmitzt: „Aber ich hoffe doch, Herr Patò, daß es auch ein paar aufregende Verfolgungen gibt?“
    Der Detektiv läßt einige Sekunden verstreichen, bevor er antwortet: „Weißt du, das ist so eine Sache mit Verfolgungen. Mir persönlich wäre es lieber, wenn wir ohne sie auskommen könnten...“ Als er das enttäuschte Gesicht seines Besuchers sieht, setzt er rasch einschränkend hinzu: „Wenn es natürlich nicht zu umgehen ist, dann müssen wir eben auch verfolgen.“
    „Fein!“ strahlt Knut und scheint wieder vollauf versöhnt zu sein.
    „Sag mal, Toffi, kennst du die Boggestraße?“
    „Klar“, erwidert der Junge, ohne eine Sekunde zu zögern. „Die liegt draußen vor der Stadt. In Richtung Frederiksborg.“
    Patò erhebt sich. „Dann wollen wir mal.“
    „In die

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