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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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funktionieren beginnt.
    Als sich Steinbach nach langer Zeit verabschiedet, ist er merklich erleichtert. Patò hat ihm zugesagt, daß er sich der Sache annehmen wird. Und — daß er am nächsten Tag nach Kopenhagen reisen will.

Der Mann aus dem Kleiderschrank

    Gerd Olson und Haralt Michelson sind dicke Freunde. Sie haben vieles gemeinsam. So zum Beispiel ihr Alter: Beide sind dreizehneinhalb Jahre alt. Und beide sind seit neun Monaten im Hotel „Astoria“ beschäftigt: Gerd Olson als Page und Haralt Michelson als Liftboy.
    Sie teilen nicht nur ihre Erfahrungen, sie teilen auch ihre Trinkgelder. Selbstverständlich genau durch zwei. Auch als Haralt kürzlich infolge einer leichten Mandelentzündung das Bett hüten mußte, wurden Gerds Trinkgelder genau halbiert.
    Obgleich die dicken Teppiche im Foyer jeden Laut schlucken, zieht es Gerd Olson vor, nur auf Zehenspitzen zu gehen. Besser ist besser, denkt er. Der Empfangschef hat eine unangenehme Art, solche kleinen Eigenmächtigkeiten zu bestrafen. Als er das letzte Mal erwischt wurde, wie er heimlich während des Dienstes in einem Kriminalroman las, mußte er in der Küche zur Strafe zwei Eimer Kartoffeln schälen.
    „Du, ein berühmter Detektiv aus Köln kommt heute noch bei uns an“, flüstert Haralt seinem Freund zu. Und Gerd ist ehrlich beeindruckt.
    „Wirklich?“ fragt er und seine Augen gleichen dicken glänzenden Kugeln.
    Der Liftboy nickt voller Eifer. „Ich habe es gelesen.“
    „Gelesen?“ staunt der Page.
    Wieder nickt sein Freund. „Ja, gelesen. In einem Telegramm. Es lag in der Rezeption. Und dann hörte ich, wie der dicke Maisen zum ,Zwilling’ sagte, daß es sich um einen Detektiv aus Köln handelt.“ Gerd blinzelt zu den beiden Männern an der Rezeption hinüber. Zu „Zwilling“, dem Empfangschef, und zum dicken Herrn Maisen, dem Portier. Den Spitznamen „Zwilling“ verdankt ersterer seiner ungeheuren Länge. Irgend jemand des Personals hat irgendwann mal gesagt, daß man aus Herrn Arensen gut und gern auch zwei machen könne. Von diesem Augenblick an hatte Herr Arensen, der Empfangschef, seinen Spitznamen weg.
    „Wie der wohl aussehen wird?“ murmelt der Page Gerd neugierig.
    „Wer?“ will Haralt wissen, denn er ist mit seinen Gedanken schon wieder wer weiß wo.
    Na der Detektiv... Wie heißt er denn?“
    „Henry Patò!“
    Gerd zieht die Stirn in krause Falten. Ein Zeichen konzentrierten Nachdenkens.
    „Nie gehört…“ murmelt er nach einer Weile.
    „Ich habe gedacht, daß...“ Er kommt nicht mehr dazu zu sagen, was er gedacht hat. Sein Freund Haralt hat ihm nämlich einen gewaltigen Rippenstoß versetzt und gleichzeitig zugezischt:
    „Ein Gast!“
    Wie der Blitz huscht der Page zu seinem Platz hinüber. Keine Sekunde zu spät, denn schon haben auch „Zwilling“ und der Portier den Neuankömmling entdeckt. Mit der strahlenden Miene eines Mannes, der seinen Erbonkel willkommen heißt, geht „Zwilling“ dem kleinen, untersetzten Mann mit der grauen Löwenmähne entgegen.
    „Guten Abend, mein Herr...“
    „Guten Abend... Ich hatte telegrafisch ein Zimmer bestellt. Mein Name ist Patò aus Köln!“
    „Ist reserviert!“ flötet der Empfangschef und wirft Herrn Maisen einen gedankenvollen Blick zu. Auch Gerd, der Page, hat die letzten Worte des Neuankömmlings mitbekommen. Wie vom Donner gerührt, steht er auf seinem Posten. So soll ein berühmter Detektiv aus-sehen? Wenn das ein Detektiv ist — dann ist er Hoteldirektor... Sieht ja eher wie ein... ein... na wie schon... wie ein Zauberkünstler aus...
    „Page!!“ Das war die Stimme des Empfangschefs. Das freundliche Lächeln, das er eben noch im Gesicht hatte, ist wie fortgewischt.
    „Ja, bitte...“erwidert Gerd eilfertig und spritzt zur Rezeption hinüber.
    „Der Herr bekommt Zimmer 28... das Gepäck!“
    Als Gerd den Koffer des Gastes aufnehmen will, muß er unwillkürlich zweimal nach Luft schnappen. Der ist kein Zauberkünstler, der ist Eisenhändler, fährt es ihm durch den Kopf. Nur so kann er sich das enorme Gewicht des Koffers erklären. Henry Patò hat ein spitzbübisches Lächeln in den Mundwinkeln, als er sieht, wie der Page den Koffer mit leichter Schlagseite zum Lift schleppt.
    „Bißchen schwer, was?“ fragt er freundlich, während der Lift dem ersten Stockwerk entgegenschwebt.
    „Es geht, mein Herr!“ keucht Gerd, noch immer ein wenig atemlos. Patò kneift die Augen zu einem verschmitzten Blinzeln zusammen und flüstert:
    „Ich habe ein totes

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