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Der Mann mit den zwei Gesichtern

Der Mann mit den zwei Gesichtern

Titel: Der Mann mit den zwei Gesichtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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den Schankraum zu schieben. Dann war auch das vorbei. Widerstrebend ließ er sie los.
    Erst jetzt registrierte er die laute Musik und sah die Band auf der Bühne. Außerdem waren die Tische aus der Mitte geschoben worden, sodass sie an den Seiten eng an eng standen. Hier sollte getanzt werden. War etwa geschlossene Gesellschaft?
    Die Wirtin nickte ihnen freundlich zu. Offenbar waren sie willkommen.
    Er sah Franziska fragend an. „ES IST LAUT.“ Er hatte schreien müssen.
    „GIBT ES EINE ALTERNATIVE?“, schrie sie zurück.
    „IM NÄCHSTEN ORT. ETWA ZEHN KILOMETER VON HIER.“
    „DANN BLEIBEN WIR.“
    Anerkennend nickte er. An Entscheidungsschwäche litt sie offensichtlich nicht.
    Sie winkte ihn näher, wohl um leiser sprechen zu können. Er folgte. Bis er ihre Körperwärme wahrnehmen konnte. Ihren Atem.
    „Unter einer Bedingung.“ Zusätzlich legte sie ihren Kopf wieder schief.
    Oh. Sie konnte auch kokettieren. Begeistert nickte er. Hatte ganz vergessen, sich wieder aufzurichten. Was er schnell nachholte. „Jede.“
    Ihre Augenbrauen zuckten. Sie war bezaubernd.
    Jetzt schrie sie wieder. „DASS WIR ANSCHLIESSEND EINEN KLEINEN SPAZIERGANG MACHEN, DAMIT WIR AUCH EIN PAAR WORTE WECHSELN KÖNNEN.“
    „ABER MIT VERGNÜGEN.“
    Der Wirtin in eine der hinteren Ecken folgend, nutzte er die Gelegenheit, seine Hand wieder auf Franziskas Rücken zu legen.
     
    *
     
    Seine Hand lag so angenehm warm auf ihrem Rücken. Franziska hätte sich räkeln mögen – und gleichzeitig verstand sie sich nicht. Was war mit ihr los? Gerd berührte sie. Na und? Damit dirigierte er sie doch lediglich zum Tisch in der Ecke dort drüben. Mitten durch den Krach hier, denn anders konnte sie diese laute Musik nicht bezeichnen. Aber solange er dabei war, war ihr das völlig egal. Sie wäre ihm auch in irgendeine wüste Spelunke gefolgt, sicher, dass er sie beschützen würde. Dass sie sich hier allerdings unterhalten könnten, war völlig aussichtslos. Naja, sie warf einen Blick auf die Band, vielleicht machten die ja mal eine Pause.
    Galant schob Gerd ihr den Stuhl zurecht, setzte sich dann auf die Bank gegenüber, stellte die Ellbogen auf den Tisch, verschränkte die Hände. Er bewegte den Mund.
    „Wie bitte?“ Sie beugte sich vor. Doch er hatte sie nicht verstanden, sah sie nur fragend an, reckte ihr den Kopf entgegen und drehte ihn leicht. Jetzt hatte sie sein Ohr direkt vor sich.
    „WIE BITTE?“, brüllte sie folgsam hinein und sah ihn zusammenzucken. Oh, jetzt war sie zu laut gewesen.
    Entschuldigend lächelte sie, faltete die Hände und neigte ihren Kopf leicht. Dann wandte sie ihm ihr Ohr zu.
    Sie hörte sein Lachen, fühlte seinen warmen Atem am Ohrläppchen. Sagte er jetzt nichts? Sie drehte ihm wieder das Gesicht zu.
    Um seine Augen hatten sich winzige Lachfältchen gebildet. Stumm schüttelte er den Kopf.
    Fragend hob sie die Schultern und deutete auf die Band.
    Er nickte, beugte sich erneut nach vorn ...
    Da schob sich eine Speisekarte vor ihr Gesicht. Franziska zuckte zurück – und entdeckte die Wirtin am Tisch, in jeder wild wedelnden Hand eine Karte. Auch sie bewegte die Lippen.
    Sie war ebenfalls nicht zu verstehen, aber immerhin war klar, was sie wollte. Franziska griff nach der ihr entgegengereckten Karte, Gerd nach der anderen, und die Wirtin verschwand.
    Franziska schlug die in Leder geschlagene Karte auf. 'Willkommen im Landgasthof Huber. Lassen Sie sich von unserer gutbürgerlichen Küche verwöhnen', stand da als Überschrift. Nun gut, dagegen war ja nichts einzuwenden.
    Gerds Kopf war noch hinter der Speisekarte verschwunden, als die Wirtin schon wieder auftauchte. Block und Stift auf den Tisch legend, deutete sie auf die Karte.
    „Einmal ...“, angesichts der lauten Musik ringsum war das vergebliche Liebesmüh. Entschlossen öffnete Franziska die Karte nochmals und deutete auf den Zwiebelrostbraten. Die Wirtin nickte und schrieb. Franziska schlug die Seiten bis zur Getränkekarte um und deutete auf den Hauswein.
    Wieder nickte die Wirtin, wandte sich dann zu Gerd.
    Der bestellte auf die gleich Weise wie sie. Die Wirtin nickte stumm und zufrieden, während sie die Karten nahm und sich durch die Tische zurück zum Tresen schlängelte.
    „Was haben Sie bestellt?“
    Sie hatte absichtlich leise gesprochen, sich aber bereits erwartungsvoll nach vorn gebeugt. Sein Ohr kam prompt und sie wiederholte ihre Frage. Dann wandte sie den Kopf.
    „Das Gleiche wie Sie.“
    Sie stutzte. Wie konnte er wissen ...? „SIE

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