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Der Mann mit den zwei Gesichtern

Der Mann mit den zwei Gesichtern

Titel: Der Mann mit den zwei Gesichtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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krank bist ...“
    „NEIN.“
    „Was?“ Verletzt.
    Na, toll, das fehlte ihm jetzt noch! Ihm war wirklich nicht gut heute. Aber er musste sich zusammenreißen, nicht dass sie Verdacht schöpfte. Zumal er noch dringend eine Finanzspritze für's Wochenende brauchte.
    Vermeintlich reuevoll lehnte er sich zurück, die Arme öffnend, um sie einzuladen. „Komm her.“
    Sie blieb auf Distanz. „Was ist denn los mit dir?“ Misstrauisch.
    Er stöhnte unter vermeintlichen Schmerzen. „Verzeih mir, Liebes.“
    Zögerlich rückte sie näher. „Du brauchst wieder Abstand, nicht wahr?“
    Warum machst du ständig Schwierigkeiten, wenn du das doch weißt? „Es tut mir leid“, wiederholte er einfach.
    „Wirst du den Tag denn schaffen?“ Sie kuschelte sich schon wieder an ihn.
    Aber nun war die Sache ja absehbar. Und wenn sie auf dem Verständnis-Trip war, war es immer unproblematisch, Geld zu bekommen.
    Na, bitte, da kamen sie ja auch schon, seine Lieblingsworte: „Hast du genug Kleingeld?“
    Er wand sich. „Naja, ich müsste schon noch zur Apotheke ...“
    „Unbedingt. Was brauchst du? Reichen dir hundert Euro?“
    „Natürlich!“
    Das Portemonnaie vom Nachttisch befand sich schon in ihrer Hand. „Hier sind hundertvierzig, nein, hundertfünfundfünfzig.  Ich kann ja neues Geld holen.“
    „Du bist ein Schatz, ich danke dir.“
    Sie lächelte traurig. „Wenn das schon alles ist, was ich für dich tun kann, nachdem du Opfer von lauter gemeinen Frauenzimmern geworden bist?“
    Gemeine Frauen, oh ja. Die missgünstige Ehefrau, die zu allen Mitteln greifende Anwältin und die Kampflesbe von Richterin, die an ihm ein Exempel ihrer Männerfeindlichkeit statuiert hatte. Er hatte ziemlich dick aufgetragen, als er mit der vielversprechenden Julia in der Bar ins Gespräch gekommen war. Und als sie sich dann ausgerechnet als Anwältin entpuppt hatte ... Er hatte schnell noch den Eindruck korrigieren müssen, dass der Prozess immer noch laufe. Und hinzufügen, dass er bereits sämtliche Instanzen durchlaufen habe, sonst hätte Julia sich garantiert angeboten, Berufung einzulegen.
    „Versprichst du mir, mich nachher anzurufen?“
    „Klar.“ Er war schon auf dem Weg ins Bad.
    Natürlich kam sie hinter ihm her. „Und heute Abend sehen wir uns?“
    Äh ... Nein, er war mit Sophies Freundin Melanie verabredet. Super-heiß, super-naiv – und Tochter eines richtig großen Tieres bei irgendeiner Behörde. Einer Tochter, die leidenschaftlich gegen ihre Alten aufmuckte und jede Gelegenheit ergriff, sich an deren Geld zu bereichern, um sich für ihre vernachlässigte Kindheit zu rächen. Naja, und die obendrein hingerissen war von dem schmucken, blonden Ex-Verehrer ihrer Freundin.
    Einsatz Hundeblick über die Schulter, während er die Dusche aufdrehte. „Du, ich weiß es einfach noch nicht. Vielleicht haue ich mich auch einfach auf die Liege im Büro und penne da. Okay?“
    Julia seufzte. „Aber anrufen ...?“
    „Ja, ja, ich rufe schon an.“ Rasch stieg er in die Fluten und riss demonstrativ den Duschvorhang vor, um Julia wenigstens nicht länger sehen zu müssen.
    Also wenn diese Melanie in finanzieller Hinsicht hielt, was sie versprach, würde er sich schleunigst vom Projekt Julia trennen!

Schwache Erinnerungen
     
     
    „Du bist fast zehn Minuten hinter ihm hergefahren und hast dir sein Autokennzeichen nicht gemerkt?“ Andrea hieb fassungslos auf das Lenkrad ein. „Das ist doch das Allererste, wonach man sieht.“
    „Natürlich hab ich draufgeguckt“, sagte Franziska. „Aber ich hab doch im Traum nicht daran gedacht, dass die Nummer wichtig für mich werden könnte. Deswegen weiß ich nur noch, sie fing mit OBR an. Für Oberrain. Danach kamen, glaub ich, zwei Buchstaben.“
    „Und an die Zahlen hast du gar keine Erinnerung“, vollendete Andrea, was Franziska ungesagt gelassen hatte.
    „Wie das bei mir mit Zahlen halt so ist.“
    „Wünsch dir, dass du niemals eine Aussage bei der Polizei machen musst.“ Andrea schüttelte fassungslos den Kopf. „Du wärst eine lausige Zeugin.“
    „Ich hab's mit Autos nicht“, beteuerte Franziska. „Aber dass er einen weißen Mercedes fährt, hab ich mir gemerkt.“
    „Na, wenn das mal nichts ist.“ Andrea hob die Hand. „Wir wissen also erstens, dass der gute Mann Gerd heißt, zweitens einen weißen Mercedes fährt und drittens auf dem Kennzeichen OBR steht.“
    „Für erstens kann ich meine Hand nicht ins Feuer legen“, sagte Franziska gedehnt, fügte dann

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