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Der Mann mit den zwei Gesichtern

Der Mann mit den zwei Gesichtern

Titel: Der Mann mit den zwei Gesichtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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beugte sich tiefer über die Eintragung: „Gerhard Bauer.“
    Gerhard Bauer. Natürlich, das hatte er gesagt. Franziska hätte sich an die Stirn schlagen mögen. Wie hatte sie das nur vergessen – und dann den Namen Gerd annehmen können?
    Doch Andrea schien das anders zu sehen. „Gerhard Bauer? Du liebes bisschen. So wird ja jeder Zweite hier heißen.“
    „Kommt der Mann aus dieser Gegend?“, fragte die Mutter denn auch sofort.
    „Wir nehmen es an“, nickte Andrea. „Sein Wagen hat das Kennzeichen für Oberrain.“
    „Dann schauen wir doch gleich mal ins Telefonbuch.“ Die Wirtin hatte bereits ein kleineres Buch in der Hand und blätterte. „Bahr, nein. Baur, nein. Da. Bauer, Anna, Anton, Clemens, zwei Ferdinands, ein G. Bauer. Oh hier: viermal Gerhard Bauer.“ Sie hob den Blick. „Aber den einen kenn ich. Der war es sicher nicht.“
    „Welcher?“ Andrea beugte sich über das Telefonbuch.
    „Sehen Sie, der hier“, deutete die Wirtin auf die betreffende Zeile. „Der einzige, der direkt hier in Oberrain lebt. Der wohnt in der Hauptstraße und ist schon über siebzig. Die anderen, die aus den umliegenden Ortschaften, sind mir nicht bekannt.“
    Sie wirkte mit einem Mal sehr geschäftig und stellte ein Telefon vor Franziska: „Hier, rufen Sie doch gleich mal diese Herren der Reihe nach an.“
    Es war sonnenklar, was sie wollte. Dies hier war in ihren Augen eine Sensation. Eine gefallene Frau, schwanger von einem Unbekannten, musste jetzt durch die Gegend telefonieren, um herauszufinden, wer ihr das Kind gezeugt hatte. Franziska dachte noch einmal an das Mauseloch, das ihr im Moment wie das wunderbarste Paradies erschien. Doch dann schüttelte sie den Kopf. „Vielen Dank für Ihre Mühen. Ich werde es mir erst noch einmal überlegen, ob ich wirklich anrufen soll.“
    „Franziska“, sagte Andrea und sah völlig fassungslos aus. „Spinnst du jetzt?“
    „Ich ... nein, ich will einfach noch einmal nachdenken“, beharrte Franziska. Gerd hatte sich aus dem Staub gemacht. Dafür mochte er einen Grund gehabt haben. Derart öffentlich würde sie ihm jetzt hier auf keinen Fall hinterhertelefonieren.
    „Franziska?“, sagte die Wirtin plötzlich und begann, im Belegungsbuch zu blättern. „Sagten Sie gerade Franziska?“
    „So heiße ich“, nickte Franziska.
    „Da war doch ... Ich glaube, er müsste noch irgendwo sein“, sie blätterte hastig. „Ach ja, hier.“ Sie schob Franziska einen Zettel zu. „Den haben wir völlig versteckt im Vorhang gefunden. Muss wohl der Luftzug dorthin geweht haben.“
    Doch Franziska nahm die Wirtin nur ganz am Rande wahr. Sie starrte auf den Zettel in ihrer Hand.
    „Das ist ... das ist ...“, stammelte sie und blinzelte.
    „Was ist?“, fragte Andrea. „Was steht darauf?“
    Wortlos reichte Franziska ihr das kleine Papier.
    Andrea las:
     
    „Lieber Gerd.
    Die Nacht war wunderschön, aber ich musste zeitig los. Nochmals herzlichen Dank für deine Hilfe gestern. Was hätte ich ohne dich nur getan. Wenn du willst, ruf mich an. Aber fühle dich nicht verpflichtet.
    Franziska“
     
    „Das ist meine Nachricht für ihn. Er hat sie nicht bekommen.“ Franziska fühlte sich plötzlich wieder schwindelig. „Kann ich mich bitte setzen?“
    „Hier.“
    Sie fühlte Hände, die sie schoben, spürte einen Stuhl an ihren Waden und setzte sich.
    Gerd hatte ihren Zettel gar nicht erhalten. Selbst wenn er gewollt hätte, er hatte sich gar nicht bei ihr melden können. Das rückte alles in ein völlig neues Licht. Vielleicht suchte er sie ebenfalls.
    Vielleicht aber auch nicht , wisperte eine kleine Stimme in ihr. Ja, das war die eine Möglichkeit. Die andere jedoch war viel verheißungsvoller. Aber für die würde sie telefonieren müssen.  
    „Hier, trink.“ Andrea drückte ihr ein Glas Wasser in die Hand. „Dann geht es sicher gleich wieder.“
    „Danke“, Franziska fühlte sich besser. „Ich glaube, ich sollte doch telefonieren.“
    Die Wirtin schob ihr Telefonbuch und Telefon zu. „Normalerweise werfen wir so was weg“, sagte sie. „Aber ich weiß noch genau, warum ich diesen Zettel aufgehoben habe. Der Mann hat gefragt, ob eine Nachricht für ihn hinterlassen worden sei oder ein Anruf gekommen. Er wirkte ziemlich verstört, als er das Hotel verlassen hat. Als ich dann beim Putzen den Zettel gefunden hatte, dachte ich, ich heb ihn auf, vielleicht kommt er ja noch mal.“
    Franziska strahlte übers ganze Gesicht. Am liebsten hätte sie die Wirtin umarmt. Gerd -

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