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Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Boyle
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hatte. Und da war er nun und riss sich ein Bein aus, damit ein völlig Fremder seine Wasserflasche zurückbekam. Das bestärkte mich in meinem Glauben, dass es so etwas wie einen »guten« oder »schlechten« Menschen nicht gibt. Jeder von uns ist zu großen Taten der Freundlichkeit und Großzügigkeit genauso fähig, wie er Schaden anrichten kann. Für uns sich weiterentwickelnde Menschen besteht die Herausforderung darin, Ersteres möglichst häufig und Letzteres möglichst selten zu tun.
    Ein anderer Mann hatte mich einige Wochen zuvor im Radio sprechen hören, als er dieselbe Strecke fuhr, auf der er mich nun mitnahm. Ihn faszinierte das alles, und er bat mich, ihn an der Südküste in Waterford zu besuchen und bei ihm zu bleiben, um ihm beim Bau seines neuen Hauses zu helfen. Ich versprach, sein Angebot anzunehmen, wenn ich innerhalb meines Jahres noch einmal die Gelegenheit hätte, nach Irland zu kommen. Alle, die mich mitnahmen, waren auf ihre Weise hochinteressant. Jeder hatte eine Geschichte zu erzählen und kannte sich in seiner Gegend sehr gut aus. In fast allen Fällen hatten wir, als wir uns wieder trennten, etwas vom anderen gelernt.
    Geldlose Weihnachten …
    Jetzt, wo ich zu Hause war, musste ich langsam darüber nachdenken, wie ich die Weihnachtstage verbringen wollte, ohne irgendetwas zu kaufen. Meine Freunde trinken zur friedlichsten Jahreszeit gern mal ein Bier, aber an Weihnachten laufen sie zu Hochform auf. Diese Weihnachten hatten es besonders in sich. Mein Kumpel Barry heiratete, und sein Junggesellenabschied war auf den 27. Dezember gelegt worden. Das bedeutete ganz klar, dass ein großes traditionelles irisches Saufgelage anstand.
    In den Zeiten, in denen ich noch Geld hatte, war ich, wie fast jeder andere Ire, einer der Ersten an der Bar, die den Kumpels eine Runde Stout ausgaben. Da dies ein Junggesellenabend war, befahl mein irischer Instinkt mir, jedem ein Bier und einen doppelten Tequila auszugeben. Sie können sich vorstellen, wie unangenehm es mir war, in die Bar gehen zu müssen mit dem Wissen, dass ich mir noch nicht mal selbst ein Bier kaufen konnte, ganz zu schweigen vom Junggesellen. Meine Kumpels waren großartig, nur ich fühlte mich unwohl. Sie versuchten, mich mit Alkohol abzufüllen, obwohl ich mehrfach ablehnte und zu vermitteln versuchte, dass es bei meinem Jahr ohne Geld nicht darum ging, bei anderen zu schmarotzen. Der Versuch blieb ohne Erfolg. Bevor ich es merkte, hatte Marty, seit meinem sechsten Lebensjahr mein bester Freund, drei Pints Bio-Cidre vor mich hingestellt und sagte, ich könne mich revanchieren, indem ich ihn in der Gráinne Seoige Show erwähnte. Ich tauschte sein gutes Image gegen Pints ein.
    Im Verlauf des Abends wuchs mein Unbehagen weiter. Als wir aus dem Pub kamen, meinten meine Kumpels, sie würden mir das Taxi zahlen, und der Junggeselle erklärte, er werde im Nachtklub die Kosten für mich übernehmen. Hier musste Schluss sein, aber ich hatte keine Chance. Ich wollte meinen Kumpels nicht auf der Tasche liegen, aber trotzdem mitgehen und mit meinem Freund weiterfeiern. Rückblickend denke ich, dass meine Entscheidung der Feigheit entsprang: Ich ging nach Hause und stellte damit meinen Wunsch, nicht als Schmarotzer betrachtet zu werden, über den, mit meinem Freund seinen letzten Abend als freier Mann zu verbringen.
    Dies war nicht das erste Mal, dass ich mich in einer so unangenehmen gesellschaftlichen Situation befand. Vergleichbares hatte ich auch schon in Bristol erlebt. Jedes Mal, wenn ich mit Bekannten ausging, begannen sie das Gespräch mit der Frage: »Darf ich dir einen ausgeben?« Wenn ich mit Nein antwortete, versuchten sie es weiter. Und wenn ich schließlich Ja sagte, erwiderten sie: »Ach ja, du gibst keinen aus, lässt dir aber von mir einen ausgeben!«, also sagte ich wieder »Nein, danke«. Es gab nur wenige Ausnahmen, und obwohl das alles scherzhaft gemeint war, konnte mein überaktives männliches Ego es nicht wirklich genießen. Der Junggesellenabschied war vielleicht die extremste Situation und das einzige Mal, dass ich das Gefühl hatte, falsch entschieden zu haben.
    Das Aufwachen am ersten Weihnachtstag war komisch. Ich war das ganz Jahr über wirklich ein braver Junge gewesen und hoffte, dass Santa Claus mir die neusten Spielkonsolen inklusive Solarmodule gebracht hatte. Doch als ich aufwachte, war der Strumpf leer. Das war unglaublich erfrischend. In der Vergangenheit hatten wir uns oft die nutzlosesten und

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