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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L Harness
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Keiris sah.
    Sie stand allein auf den Stufen zum geographischen Museum und betrachtete ihn ernst. Über den Schultern trug sie einen leichten Mantel, der mit den Fingern ihrer rechten Hand oder möglicherweise auch von einer kaum sichtbaren Metallklammer zusammengehalten wurde.
    Die Lampen der Säulenhalle des Museums warfen ein unirdisch blaues Licht auf ihr blutleeres Gesicht. Ihre durchscheinenden Wangen waren eingefallen und faltig, und ihr Körper sah sehr abgemagert aus. Ihr Haar, das auf einer Seite ihres Kopfes unauffällig zusammengebunden war, zeigte eine Strähne von Weiß.
    Alar kam sie ganz und gar berückend vor. Lange Zeit konnte er sie lediglich anstarren und die melancholische, ätherische Schönheit dieser Komposition aus Licht und blauem Schatten in sich hineinsaugen. Seine quälende Enttäuschung war wie weggewischt.
    „Keiris!“ flüsterte er. „Keiris!“
    Er überquerte rasch die Straße, und sie ging ihm steif die Stufen herunter entgegen.
    Als er aber beide Hände nach ihr ausstreckte, senkte sie lediglich den Kopf und schien ihr Cape enger um sich zu ziehen. Einen derartig kühlen Empfang hatte er denn doch nicht erwartet.
    Nach einer Weile fragte er: „Hat Ihnen Haze-Gaunt Schwierigkeiten gemacht?“
    „Ein bißchen. Sie stellten ein paar Fragen. Ich habe ihnen nichts verraten.“ Ihre Stimme klang merkwürdig belegt.
    „Ihr Haar – waren Sie krank?“
    „Ich war die letzten sechs Wochen im Spital“, antwortete sie ausweichend.
    „Das tut mir leid.“ Nach einiger Zeit frage er: „Warum sind Sie hier?“
    „Ein Freund von Ihnen hat mich mitgenommen. Ein Dr. Haven. Er wartet jetzt in Ihrem Arbeitszimmer.“
    Alars Herz fing zu hüpfen an. „Hat mich die Gesellschaft wieder in Ehren aufgenommen?“ fragte er rasch.
    „Nicht daß ich wüßte.“
    Er seufzte. „Na gut. Aber wie haben Sie John kennengelernt?“
    Keiris musterte die schlecht beleuchteten Pflastersteine der Straße. „Er hat mich auf dem Sklavenmarkt gekauft“, erwiderte sie ruhig.
    Alar spürte die Umrisse von etwas Bedrohlichem. Was mochte Haze-Gaunt so verärgert haben, daß er sie verkaufte? Und warum hatte die Gesellschaft sie gekauft? Er konnte mit ihr nicht darüber reden. Vielleicht konnte ihm Haven Auskunft geben.
    „Darin liegt wirklich kein Geheimnis verborgen“, fuhr sie fort. „Haze-Gaunt hat mich Shey übergeben. Als mich Shey für tot hielt, verkaufte er mich an jemanden, den er für den Einkäufer einer Schlachtbank hielt. In Wirklichkeit war es aber ein von den Dieben entsandter Chirurg. Sie haben mich sechs Wochen lang in ihrem Geheimspital gepflegt, und wie Sie sehen können, bin ich nicht gestorben. Und als Dr. Haven kam, habe ich ihm gesagt, wo sie sich aufhalten. Wir sind letzte Nacht durch die Blockade geschlüpft.“
    „Blockade?“
    „Haze-Gaunt hat unmittelbar nach Ihrem Verschwinden ein Startverbot für alle planetaren Luftschiffe und Raumfahrzeuge erlassen. Die Kaiserlichen durchkämmen noch immer die ganze Hemisphäre nach Ihnen.“
    Er riskierte einen vorsichtigen Blick zurück. „Aber wie gelang es dem Schiff der Diebe, bei der Mondstation anzulegen? Der Ort wimmelt von kaiserlicher Polizei. Man hat Sie sicher entdeckt. Es war verrückt von Haven, zu kommen. Der einzige Grund, warum Sie beide nicht sofort bei der Landung festgenommen wurden, ist der, daß die kaiserliche Polizei hoffte, Sie würden sie zu mir führen. Sicher werden wir in diesem Augenblick schon beschattet.“
    „Ich weiß, aber das spielt keine Rolle.“ Ihre Stimme klang ruhig, eine leise Heiserkeit war darin zu hören. „Das Gehirn gab mir Anweisung, Sie aufzusuchen. Ich zerbreche mir nicht den Kopf über seine Gründe. Was Sie angeht, so sind Sie noch einige Stunden lang in Sicherheit.
    Gesetzt den Fall, die Wachen beim Landeplatz haben Dr. Haven und mich identifiziert, und gesetzt den Fall, ich habe ihre Aufmerksamkeit auf Sie gelenkt, und gesetzt den Fall, daß man uns folgt. Wenn wir nicht Selena zu verlassen suchen, werden sie nichts unternehmen, zumindest so lange nicht, bis Thurmond da ist und vielleicht auch Shey. Warum sollten sie? Sie wiegen sich in dem Glauben, daß Sie nicht entkommen können.“
    Er wollte eine schnippische Antwort vom Stapel lassen, überlegte es sich aber dann. „Glaubt Haven wirklich, daß es ihm gelingt, mich von hier wegzubringen?“ fragte er.
    „Ein hoher Regierungsbeamter, ein heimlicher Dieb, wird zu einer bestimmten Stunde beim Abflughafen seine bestochenen Posten

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