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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L Harness
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einfache Zuneigung zu einem Manne gewesen – selbst wenn es sich um einen galanten fechtenden Dieb handelt –, den Sie zuvor nie gesehen haben? Ich frage dies nicht deswegen, weil ich mir auf der Stelle eine Antwort erwarte, sondern damit Sie die Notwendigkeit des Folgenden – von unserem Standpunkt aus – verstehen.“
    Keiris hatte schließlich das Wesen körperlicher Verzweiflung kennengelernt. Es handelte sich um ein bleiernes, lähmendes Etwas, das einen Nerv nach dem anderen erfaßte und sie vor Furcht verfaulen ließ.
    „Was willst du – wollt ihr – wissen, Bern?“ fragte sie. Es war weniger eine Frage als ein Eingeständnis der Niederlage. Ihre Stimme klang ihr merkwürdig bittend in den Ohren.
    Haze-Gaunt nickte dem näherkommenden Shey zu, der ihr rasch einen scheibenähnlichen Gegenstand um den Arm band – einen tragbaren Lügendetektor. Die Nadeln, die das venöse Blut dazu bringen sollten, durch das Instrument zu kreisen, stachen sie scharf, dann war der Schmerz vorbei. Das Auge des Geräts blinkte bei jedem Herzschlag grün. Sie rieb sich den Arm oberhalb des Instruments.
    Bald würde alles vorbei sein. Sie konnten ihr die Antworten schmerzlos entreißen. Auf gewisse Weise war sie froh. Ohne Kim hatte es zu lange gedauert.
    Haze-Gaunt wartete einen Augenblick die Wirkung des Skopolamins ab. Dann fragte er: „Hast du Alar vor der Begegnung heute nacht gekannt?“
    „Nein“, erwiderte sie, was ihrer Ansicht nach der reinen Wahrheit entsprach.
    Sie war völlig überrascht und verblüfft, als sich das blinkende grüne Auge des Instruments langsam rot färbte.
    „Du hast ihn schon früher getroffen“, bemerkte Haze-Gaunt grimmig. „Du solltest klüger sein, als zu versuchen, den Verigraph schon bei der ersten Frage zu täuschen. Du weißt ganz genau, daß seine Wirkung drei Minuten lang anhält.“
    Sie setzte sich schwindelnd nieder. Das Instrument hatte gesagt, daß sie log – hatte behauptet, sie habe Alar schon zuvor gekannt. Aber wo? Wann?
    „Vielleicht irgendwo ein flüchtiger Blick“, murmelte sie schwach. „Ich kann es mir sonst nicht erklären.“
    „Hast du den Dieben schon früher Informationen zukommen lassen.“
    „Ich weiß es nicht.“ Das Licht blitzte hellgelb.
    „Sie ist sich nicht sicher“, erläuterte Shey gewandt, „glaubt aber, daß sie in der Vergangenheit gelegentlich Informationen verraten hat, offensichtlich mittels anonymer Zwischenträger, und sie glaubt, sie seien zu den Dieben gelangt. Wir haben nur zwei Minuten, bevor der Verigraph seine Wirkung verliert. Beeilen wir uns.“
    „Handeln Sie auf eigene Faust in diesen Angelegenheiten?“ fragte sie Thurmond mit rauher Stimme.
    „Ja“, flüsterte sie.
    Das Licht blitzte sofort rot auf.
    „Eine glatte Lüge“, kicherte Shey. „Sie arbeitet für jemanden. Von wem erhalten Sie Ihre Anweisungen?“ wollte er wissen.
    „Von niemandem.“
    Wiederum das Rotlicht.
    „Handelt es sich um ein Kabinettsmitglied?“ fragte Thurmond.
    Selbst in ihrem beinahe gelähmten Zustand wunderte sie sich über seinen ewigen Verdacht auf Verrat an höchsten Stellen.
    „Nein“, flüsterte sie.
    „Aber jemand im Palast?“
    „Dem Palast?“
    „Ja, hier im Kanzlerpalast?“
    Das Licht blinkte unaufhörlich grün. Sie seufzte vor Erleichterung. Das Mikrofilmgehirn befand sich im kaiserlichen Palast.
    „Also im kaiserlichen Palast?“ warf Shey ein.
    Sie antwortete nicht, wußte aber, daß das Licht hochrot brannte.
    Die drei Männer tauschten Blicke aus.
    „Die Imperatrix?“ fragte Thurmond.
    Das Licht färbte sich grün. Der Polizeiminister zuckte die Achseln.
    Sie erkannte dumpf, daß sie ohnmächtig werden mußte, konnte es aber nicht.
    Und es kam. Haze-Gaunt zeigte wieder einmal einen seiner Geistesblitze, die ihm die Führerschaft über sein Wolfsrudel eingetragen hatten. Er fragte: „Erhältst du deine Befehle vom Mikrofilmgehirn?“
    „Nein.“
    Es nützte nichts. Ohne zum Licht hinzusehen, wußte sie, daß sie es gewiß verraten hatte.
    Merkwürdigerweise verspürte sie lediglich Erleichterung. Sie hatten es ihr entrissen, ohne ihr Schmerzen zuzufügen. Sie konnte sich nicht die Schuld daran geben.
    „Barbellion?“ fragte Thurmond dann zweifelnd. Er meinte den Hauptmann der kaiserlichen Garde.
    Sie erstarrte. Die drei Minuten waren um. Der Verigraph zeigte nichts mehr an. Das Licht hatte sich bei dem Namen „Mikrofilmgehirn“ nicht rot verfärbt.
    „Wir haben die Zeit ein wenig überzogen“, warf

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