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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L Harness
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einschleusen, und dann können wir alle entkommen.“ Sie preßte die Lippen zusammen, warf ihm einen seltsamen Seitenblick zu und sagte dann ungerührt: „Sie werden nicht auf dem Mond sterben.“
    „Eine weitere Vorhersage des Mikrofilmgehirns, was? Übrigens, Keiris, wer ist das Gehirn? Warum glauben Sie, alle seine Anordnungen befolgen zu müssen?“
    „Ich habe keine Ahnung, wer er ist. Früher soll er ein gewöhnlicher Zirkusartist gewesen sein, der jede Frage beantworten konnte, sofern die Antwort je in gedruckter Form existierte. Vor rund zehn Jahren geriet er dann in einen Brand, der ihm Gesicht und Hände entstellte.
    Darnach konnte er nicht mehr öffentlich auftreten und wurde Bibliothekar in der Mikrofilmabteilung der kaiserlich-wissenschaftlichen Bibliothek. Dort lernte er ein zweitausend Seiten dickes Buch in weniger als einer Minute zu verschlingen, und dort hat ihn Shey entdeckt.“
    „Weiter.“
    Er spürte Gewissensbisse, daß er sie nach Einzelheiten über ein Leben ausquetschte, das zu vergessen sie sich herbeisehnen mußte. Er mußte es jedoch wissen.
    „Um diese Zeit verschwand Kim, und Haze-Gaunt – belegte mich mit Beschlag. Ich erhielt in Kims Handschrift eine Nachricht, die mich aufforderte, alles zu tun, was das Gehirn von mir wollte. Daher …“
    „Kim?“ Etwas fiel in dem Dieb zusammen.
    Die Frau sagte ruhig: „Kennicot Muir war mein Mann. Wußten Sie das nicht?“
    Vieles war ihm jetzt einschneidend, schmerzlich klar.
    „Keiris Muir“, murmelte er. „Natürlich – die Frau des berühmtesten, geheimnisvollsten Mannes im Sonnensystem. Zehn Jahre lang hat er sich in eigener Gestalt weder der von ihm gegründeten Gesellschaft noch der Frau gezeigt, mit der er verheiratet war.“ Er sagte plötzlich: „Was veranlaßt Sie zu der Meinung, daß er noch am Leben ist?“
    „Manchmal frage ich mich dies selbst“, gab sie langsam zu. „Und zu denken gibt mir, daß er in jener Nacht, als er von mir zu dieser fatalen Unterredung mit Haze-Gaunt ging, zu mir sagte, er würde es überstehen und zu mir zurückkommen. Eine Woche danach, als mich Haze-Gaunt in seinen Wohngemächern aufgenommen hatte, erhielt ich einen Zettel in Kims Handschrift, auf dem er mich aufforderte, nicht Selbstmord zu verüben. Also tat ich es nicht.
    Den Monat darauf erhielt ich einen weiteren Zettel, der mir vom Mikrofilmgehirn berichtete. Und seitdem erhielt ich ungefähr jedes Jahr andere Zettel, die in seiner Handschrift geschrieben zu sein schienen und mir mitteilten, daß er den Tag herbeisehne, an dem wir wieder Zusammensein können.“
    „Ist Ihnen nicht der Gedanke gekommen, daß es sich um Fälschungen handeln könne?“
    „Ja, das mag sein. Vielleicht ist er tot. Vielleicht bin ich leichtgläubig, daß ich mir einbilde, er sei noch am Leben.“
    „Sind das die einzigen Beweise, die Sie haben?“
    „Das ist alles.“ Keiris nickte feierlich. „Und doch glaube ich, es ist aufschlußreich, daß ihn auch vom Wolfsrudel niemand für tot hält.“
    „Haze-Gaunt gehört auch dazu?“
    „O ja, Haze-Gaunt ist sich fast sicher, daß sich Kim versteckt. Vielleicht in Obersee?“
    Für Muir war dies der überzeugendste Fingerzeig, daß Muir tatsächlich noch am Leben war. Der harte, praktisch denkende Kanzler würde seine geheimen Ängste mit Sicherheit verbergen, wenn er sie für grundlos hielte.
    „Aber was ist mit dem Mikrofilmgehirn? Worin besteht seine Verbindung zur Gesellschaft?“ fragte Alar.
    „Er ist ein Geheimagent, nehme ich an. Sein Zugang zur kaiserlich-wissenschaftlichen Bibliothek ist möglicherweise für die Gesellschaft von unschätzbarem Wert.“
    Alar lächelte ohne Humor. Keiris’ vertrauter Umgang mit den Größen hatte sie anscheinend für die Möglichkeit blind gemacht, daß die Gesellschaft ein bloßes Werkzeug des Gehirns war.
    „Sie behaupten“, fing Alar langsam an und musterte sie genau, „daß Kennicot Muir ungefähr zur gleichen Zeit verschwand, als das Gehirn auftauchte. Erscheint Ihnen das nicht bedeutsam?“
    Ihre Augen weiteten sich, aber sie sagte nichts.
    Sie schwieg einen Augenblick, bevor sie antwortete.
    „Ja, ich habe es in Betracht gezogen.“ Ihre dunklen Augen forschten eifrig in seinem Gesicht. „Sagt Ihnen das etwas?“
    „Nichts Besonderes.“ Er bemerkte die plötzliche Enttäuschung, die sich in ihren Augen spiegelte. „Es scheint jedoch eine ungewöhnliche Anzahl von Zufällen zu geben, die mit den beiden zusammenhängen.“
    „Die einzige

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