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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L Harness
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anzugeben wußte, diesem Mann, der ihm vor kurzem das Leben hatte nehmen wollen.
    „Schauen Sie dorthin“, meinte er schlicht und wies auf den von Menschenhand geschaffenen Weltraum vor ihnen.
    Alle drei starrten auf die schweigende Unendlichkeit, als Alar einen Schalter auf dem Pult umwarf. Selbst Gaines schien überwältigt zu sein.
    Sol erwachte mit seinen zehn Planeten vor ihnen zu schimmerndem dreidimensionalem Leben. Cerberus, der neuentdeckte transplutonische Planet, war nahezu eine Meile entfernt und kaum sichtbar. Der Dieb machte sich mit sicherer Hand an den Knöpfen zu schaffen, und das System begann rasch zu schrumpfen.
    Sie ergriffen Ferngläser aus den Pultfächern und schauten darauf. Endlich begann Alar zu reden.
    „Unsere Sonne hat jetzt die Größe eines sehr kleinen leuchtenden Sandkorns, und selbst mit unseren Ferngläsern ist Jupiter nicht mehr zu sehen.“ Er begann rasch weitere Schalter umzulegen. „Das dort ist Alpha Centauri, ein visueller Doppelstern, in diesem Maßstab über zweihundert Meter von der Sonne entfernt. Das strahlende Etwas auf der anderen Seite ist Sirius. Und hier ist Prokyon. Diese Sterne werden von Zwergen begleitet, die zu schwach sind, als daß man sie sehen könnte.
    Innerhalb dieses Galakteriums mit einem Durchmesser von einer Meile befinden sich nun achtzig Sterne, die der Sonne am nächsten stehen. In diesem Maßstab würde die ganze Milchstraße in einen Abschnitt des Weltraums hineingehen, der so groß ist wie der Mond. Folglich müssen wir die Projektion noch weiter zusammenschrumpfen lassen, damit wir einen wesentlichen Ausschnitt der Milchstraße ins Blickfeld bekommen.
    Er drehte an weiteren Schaltern, und vor ihnen begann sich ein großes glühendes Rad mit spiralförmigen Speichen zu bilden. „ Die Milchstraße – unser Heimatuniversum“, meinte er leise. „Oder zumindest 95 Prozent davon, maßstäblich so weit verkleinert, daß sie eine Meile im Durchmesser mißt und eine Zehntelmeile dick ist. Die Milchstraße ist jetzt ein bloßer Lichtnebel.
    Die Hauptmerkmale, die ihre Identifikation ermöglichen, sind die beiden Magellanschen Wolken. Für genauere Bestimmungen können wir uns auf die Lage der Spiralarme, die hundert Sternhaufen und die Konfiguration der Sternenwolke im Mittelpunkt der Milchstraße berufen. Und jetzt sehen Sie hin.“
    Das Rad und die Magellanschen Satelliten schrumpften rasch zusammen.
    „Das Galakterium erfaßt jetzt einen Maßstab von fünf Millionen Lichtjahren im Durchmesser. Weit weg zur Rechten hin, bei diesem Maßstab rund siebenhundertfünfzigtausend Lichtjahre entfernt, befindet sich unsere Schwestergalaxis, M 31 in Andromeda, mit ihren eigenen Satellitenwolken M 32 und NGC 205. Weiter unten befinden sich zwei kleinere Milchstraßen, IC 1613 und M 33. Auf der anderen Seite ist NGC 6822 zu sehen. Dieser Ausschnitt des Universums, den Sie gerade sehen“, schloß er einfach, „ist genau das, was ich auf der Sternenkarte vorfand.“
    „Aber das ist doch ein alter Hut“, protestierte Gaines merklich enttäuscht.
    „Nein“, warf Keiris ein, „Alar will sagen, daß er unsere eigene Milchstraße von draußen gesehen hat.“
    „Das stimmt“, meinte der Dieb. „Seit zwei Jahrhunderten schon geht die astronomische Theorie dahin, daß unsere eigene Galaxis zu betrachten wäre, sobald es ein Teleskop gäbe, das imstande sei, den sieben Milliarden Lichtjahre weiten Durchmesser des Universums zu durchdringen.“
    „Ach so!“ sagte Gaines. „Von draußen!“ Er schlug mit dem Fernglas im langsamen Rhythmus gegen das Pultfach. „Dann sehen wir geradewegs über das ganze Universum hinweg!“ Er gab sich ungeheuer beeindruckt.
    „Nun“, meinte Alar mit flüchtigem, verzerrtem Lächeln, „darauf brauche ich mir nichts einzubilden. Mit der Fertigstellung des Mondobservatoriums war es nur eine Frage der Zeit, bis meine Entdeckung erfolgte. Mein Beitrag auf diesem Gebiet ist also zum Großteil nur Routine.“
    „Haben Sie also noch etwas entdeckt?“ fragte sie.
    „Jawohl. Erstens einmal sollte das Licht von der Milchstraße, das das Weltall umrundet, erst nach sieben Milliarden Jahren zurückkehren, so daß das, was auf der Sternenkarte zu sehen ist, eigentlich unsere Milchstraße sein sollte, wie sie vor sieben Milliarden Jahren war, als sie gerade aus dem kosmischen Staub entstand. Statt dessen zeigt die Karte die Milchstraße, wie sie jetzt – heute – ist, gerade so, wie wir sie dort draußen sehen

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