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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L Harness
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zusammenblieben, könnten sie ihr andererseits besser ausweichen.
    „Nehmen wir einen Schleichweg“, sagte Alar. Er schaute Keiris an, deren Augen sich vor Aufregung geweitet zu haben schienen und deren Körper anscheinend unter dem wehenden Umhang zusammengeschrumpft war. Er blickte auf die weiße Strähne, die über ihren Schopf lief und den auf der Seite ihres schlanken Halses verknoteten Haarschweif. Sie machte noch immer einen kranken Eindruck. Er wünschte, er könnte ihr all die Aufregung ersparen, die ihrem Leben noch immer aufgezwungen wurde. Er tätschelte ihr kurz die Schulter. „Keine Sorge, Keiris.. Wir brauchen vor ihnen nicht davonzulaufen – wir gehen nur auf Nummer Sicher.“
    Ohne einen Blick zurück schritt Gaines vom Haupteingang weg. Als sich Alar und Keiris anschickten, ihm zu folgen, wechselte sie mit ihm einen durchdringenden Blick. Der Blick steckte voller Zärtlichkeit und Sorge um ihn – und er gab ihn unwillkürlich so leidenschaftlich zurück, daß er einen Augenblick lang in seinen Gefühlen erschüttert wurde.
    Dann war sie ihm vorausgeeilt, knapp hinter Gaines.
    Sie wanderten, immer die Hauptgänge kreuzend, beinahe eine Stunde lang durch die Korridore.
     
    „Ich versuche deine letzte Frage zuerst zu beantworten, mein Junge“, sagte der Biologe. Während er sich die Pfeife anzündete und ein paar Probezüge tat, musterte er seinen Schützling warmherzig. Schließlich lehnte er sich im Sessel zurück. „Weißt du, was ‚Ekstase’ zu bedeuten hat?“
    Keiris und Gaines hörten gespannt zu.
    „Du kannst annehmen, daß ich die Wörterbuchdefinition kenne, John“, antwortete Alar und verschlang den Anblick des alten Mannes mit vor Spannung geweiteten Augen.
    „Das genügt nicht. Gewiß, du erfährst daraus, daß es vom griechischen Verb ‚existani’ kommt, was ‚von der Stelle rücken’ bedeutet. Aber wovon rücken? Wohin? Worin besteht der besondere Geisteszustand, der als ‚Ekstase’ bekannt ist? Wir wissen lediglich, daß er durch Alkohol, Drogen, hemmungsloses Tanzen, Musik und auf verschiedene andere Weise erreicht werden kann.
    Während deiner Begegnung mit Shey, in dem Augenblick, da du es am dringendsten nötig hattest, bist du möglicherweise in den Zustand – oder über ihn hinaus – geraten, den wir erörtern. Dabei hast du explosionsartig deine alte dreidimensionale Hülle verlassen und bist anscheinend in eine neue Welt gelangt.
    In Wirklichkeit, wenn ich deine Beschreibung genau verfolgt habe, handelte es sich einfach um einen Aspekt deines ewigen vierdimensionalen Körpers, der drei lineare Dimensionen und eine ‚Zeit’-Dimension aufweist. Der gewöhnliche Mensch nimmt lediglich drei Dimensionen wahr – die vierte, die Zeit, spürt er intuitiv nur als zusätzliche Dimension.
    Wenn er sich jedoch die Form eines Gegenstandes vorzustellen sucht, der sich durch die Zeitdimension erstreckt, kommt er darauf, daß er einfach eine Raumdimension einbüßt. Er stellt sich vor, daß sich sein Körper durch die Zeit erstreckt, gerade so, wie es mit deinem Körper bei deinem Erlebnis der Fall war. In dieser neuen Welt bestanden die wahrnehmbaren drei Dimensionen aus zwei linearen und einer Zeitdimension, die zusammen das Aussehen der gewöhnlichen dreidimensionalen Festigkeit ergaben.“
    „Du willst sagen“, sagte Alar langsam und nachdenklich, „daß ich meinen vierdimensionalen Körper durch drei neue Dimensionen gesehen habe.“
    „Nicht drei neue Dimensionen. Es waren lauter alte. Höhe und Breite waren unverändert. Die einzige anscheinend neue Dimension war die Zeit, die die Tiefe ersetzte. Der Aufriß deines Körpers erstreckte sich lediglich durch die sich ändernde Zeit, bis er zu einer endlosen Säule wurde.
    Und du hast deine Säule verlassen, als der Schmerz unerträglich wurde. Der Unterschied zwischen deiner Ekstase und der der Griechen bestand darin, daß du in der Zeit nicht im gleichen Augenblick – oder gleichen Ort – des Verlassens zurückzukehren brauchtest.“
    „John“, sagte Alar mit düsterem, beinahe verzweifeltem Verstehen, „ist dir klar, daß ich in der Zeit an einen Punkt vor meinem Gedächtnisverlust hätte zurückkehren können? Daß ich mit größter Leichtigkeit mein persönliches Geheimnis hätte lösen können? Und jetzt – ich weiß nicht, wie ich zurückgehen kann, es sei denn durch jene unsägliche Schmerzenshölle.“ Seine Brust hob sich in ungeheurem Bedauern. „Wie steht es also mit meiner anderen Frage, John?

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