Der Mann vom CDT
Verdigrianischen Wirtschaft zu helfen.«
»Wie lange ist er schon hier?«
»Lange genug, um meine Unentbehrlichkeit zu demonstrieren.« Shilth grinste die Terraner schadenfroh an. »Ich habe bereits mit einer Reihe gutzahlender Märkte Handelsabkommen für den Export verdigrianischer Antiquitäten abgeschlossen …«
»Das ist doch nicht wahr!« flüsterte Pennyfool.
»Oh, keine Angst, es sind keine echten Antiquitäten.« Shilth blinzelte Magnan zu, der so tat, als bemerke er es nicht. »Obgleich wir natürlich das Gegenteil behaupten.«
»Ich verstehe. Reproduktionen«, brummte Pennyfool.
»Hauptsache, daß Sie keine unersetzbaren Kunstgegenstände von diesem Planeten verschiffen.«
»Das werden wir nicht. Wir brauchen sie lediglich als Muster für die Duplikatoren.«
»Eh?«
»Die Einheimischer, graben sie aus, sortieren sie, entfernen die Ausschußware – ich meine, zerbrochene Töpfe und dergleichen – , schrubben die guten Stücke und schicken sie in die Duplikationszentren. Wir haben bereits ein Dutzend Fabriken in vollem Betrieb.«
»Sie überfluten die Galaxis mit falschen Antiquitäten?«
»Falsch? Sie sind mit den echten völlig identisch, bis zum letzten Molekül.«
»Nun, meine Herren, das übertrifft doch wohl alles«, sagte der Botschafter zu den anwesenden Herren, als der Bildschirm abgeschaltet war. »Nach all meinen Bemühungen, diesen unglücklichen Relikten eines vergangenen Zeitalters Selbstbestimmung zu ermöglichen und dem CDT einen väterlichen Einfluß auf die aufblühende Nation zu sichern, haben diese teuflischen Groaci es fertiggebracht, uns wieder einen Schritt voraus zu sein! Gefälschte Antiquitäten, wahrhaftig!«
»Ah, ich verstehe, was Sie meinen, Herr Botschafter« sagte Magnan mitfühlend. »Warum sind wir nicht auf die Idee gekommen?«
Zehn Minuten später fuhr Magnan sich im Korridor mit einem großen, geblümten Taschentuch über den mageren Hals. »Himmel, wer hätte gedacht, daß er sich so darüber aufregt?« sagte er zu Retief. »Soviel können diese albernen kleinen Tonklumpen nun auch nicht wert sein.«
»Oh, ich weiß nicht«, meinte Retief. »Jedenfalls sind sie nicht übel, wenn man bedenkt, daß die Einheimischen sie massenweise produzieren und sie nachts einbuddeln müssen, wenn es niemand sieht …«
»Retief!« Magnan blieb wie angewurzelt stehen. »Sie wollen damit doch nicht …«
»Es schien eine gute Idee zu sein, um die Groaci von dem echten Zeug abzulenken«, erklärte Retief. »Nur für den Fall, daß etwas davon einen sentimentalen Wert besaß.«
»Gefälschte Fälschungen«, murmelte Magnan. »Klingt irgendwie gut.«
Sie traten durch eine doppelte Glastür auf einen luftigen Balkon, sechzig Meter über der frisch geschrubbten Stadt. Sogleich kam ein kleiner Hubschrauber mit Sattel und Handgriffen herbeigeschwirrt und schwebte neben der Balustrade.
»Spring an Bord, Retief, wir sind spät dran«, rief die Maschine in fröhlichem Bariton.
»Retief, wo gehen Sie hin?« bellte Magnan, als sich Retief über die Balustrade schwang. »Sie haben noch den vierteljährlichen Bericht über die Halbjahresberichte zusammenzustellen, ganz zu schweigen von …«
»Die Pflicht ruft, Mr. Magnan«, sagte Retief beschwichtigend. »Ich muß zu einem Spiel Himmelspolo mit zwei Kabinettsministern.« Er winkte und gab seinem Reittier die Sporen, das sich mit einem Satz in den weiten grünen Himmel hinaufschwang.
Das Kulturhilfe-Projekt
1.
Regen peitschte ihm entgegen, als Retief aus der Fähre stieg, die ihn zur Planetenoberfläche getragen hatte. Aus der Richtung der niedrigen, pilzförmigen Empfangsgebäude erschien eine schmale Gestalt in einem voluminösen schwarzen Gummi-Poncho und winkte aufgeregt.
»Haben Sie irgendwelche Feinde, Kamerad?« fragte der Fährenpilot und beobachtete nervös die Annäherung des Fremden.
»Eine stattliche Anzahl«, erwiderte Retief und sog an seiner Zigarre, die im Regen knisterte und zischte. »Aber das dort ist lediglich Botschaftsrat Magnan, der mich zweifellos mit dem hiesigen Katastrophenstand bekannt machen will.«
»Es ist keine Zeit zu verlieren, Retief«, keuchte Magnan, als er Retief erreicht hatte. »Botschafter Grossblunder hat für fünf Uhr heute nachmittag eine Sonder-Stabsbesprechung einberufen – das heißt, in einer halben Stunde also. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es gerade noch. Ich habe die Zoll- und Einwanderungsformalitäten bereits für Sie erledigt; ich wußte, daß Sie
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