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Der Mann vom CDT

Der Mann vom CDT

Titel: Der Mann vom CDT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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standen bereit, als die innere Tür weit aufgerissen wurde und die strenggesichtige, mehrkinnige Gestalt von Botschafter Grossblunder erschien. Er betrachtete die versammelten Bürokraten ohne sichtbares Wohlgefallen, setzte sich in den Sessel, der hastig von dem Landwirtschafts-Attache bereitgezogen wurde, schoß einen durchdringenden Blick in die Runde und räusperte sich.
    »Schließen Sie die Türen«, sagte er. »Meine Herren, setzen Sie sich. Ich habe schlimme Neuigkeiten für Sie.« Er machte eine eindrucksvolle Pause. »Wir sind beraubt worden«, setzte er dann feierlich hinzu.
    Ein Seufzer ging um den Tisch, und alle Augen wandten sich kurz Magnan zu.
    »Beraubt!« wiederholte Grossblunder und verlieh diesem Wort Nachdruck mit einem Faustschlag auf den Tisch, daß die Stifte tanzten und einige der Diplomaten heftig zusammenzuckten. »Ich habe schon seit einiger Zeit den Verdacht, daß hier etwas faul ist, und vor kurzem wurden meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Meine Herren, es ist ein Dieb unter uns.’«
    »Unter uns?« rief Magnan. »Aber wie – ich meine, warum – das heißt, wie könnte einer von uns die – äh, fragliche Beute entwendet haben?«
    »Eine berechtigte Frage! Haben Sie sonst noch etwas dazu zu sagen, Magnan?«
    »Nun, Sir, äh … «, schluckte Magnan, »ich wollte gerade sagen, was mich betrifft, so war ich auf das äußerste entsetzt, ich meine, schockiert, als ich den äh, Verlust entdeckte. Also, man hätte mich glatt mit einer Feder erschlagen können, ich meine… «.
    Grossblunder blickte unheilvoll. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie bereits von dem Diebstahl wußten, Magnan?«
    »Ja, und …«
    »Und Sie haben es versäumt, mir davon Mitteilung zu machen?« bellte der Botschafter.
    »Ich wußte es selbst nicht bis vor wenigen Minuten«, erklärte Magnan hastig. »Du meine Güte, Sir, Sie waren mir weit voraus! Es verhält sich lediglich so, daß ich Ihre Entdeckung bestätigen kann – nicht, daß es einer Bestätigung bedarf, selbstredend.« Er schluckte wieder mehrmals.
    »Meine Herren«, sagte Grossblunder mit Bewunderung, »das ist meine Auffassung von einem aufmerksamen Beamten. Während die übrigen von Ihnen Ihren Geschäften nachgingen, ohne sich um die Langfinger zu kümmern, die in dieser Botschaft ihr Unwesen zu unserem Schaden treiben, spürte allein mein Berater, Mr. Magnan, das kommende Unheil! Ich beglückwünsche Sie, Sir!«
    »Wieso … äh, vielen Dank, Herr Botschafter.« Magnan zwang sich zu einem schwachen Lächeln.
    »Und da Sie die Dinge bereits in der Hand haben, ernenne ich Sie hiermit zum Untersuchungsbeamten. Machen Sie sich sofort daran, der Sache auf den Grund zu gehen. Ich werde Ihnen die Unterlagen übergeben.« Er sah auf seine Uhr. »Ich muß gehen, mein VIP-Helikopter wartet bereits auf dem Dach, um mich ins Sekretariat zu bringen. Magnan, begleiten Sie mich hinauf – und Sie –« er deutete auf Retief – »können meine Aktentasche tragen.«
    Auf dem Dach wandte sich Grossblunder erneut an Magnan. »Ich erwarte eine rasche Klärung, Ben. Wir können solche Vorkommnisse nicht einfach übergehen. Meine Analyse der Akten zeigt an, daß ein ständiger Verlust über die vergangenen zwei Jahre zur gegenwärtigen Rate auf einen Totalverlust von siebenundsechzig Gros kommen könnte! Stellen Sie sich das mal vor, Magnan!«
    »Siebenundsechzig Bolschoi-Typ-Ballett-Theater?« sagte Magnan zitternd.
    Grossblunder blinzelte, dann gestattete er sich ein Lächeln. »Die Anspielung ist ganz unnötig, Magnan. Ich habe Ihre hervorragende Leistung bei der Vollendung des Projektes sechs Tage vor dem Zeitplan nicht vergessen. Die große Eröffnung morgen ist der leuchtende Punkt in meinem Tüchtigkeitsbericht. Es würde mich nicht überraschen, wenn eine lobende Erwähnung für den verantwortlichen Beamten dabei herauskäme.« Er zwinkerte, runzelte dann jedoch plötzlich die Stirn. »Aber lassen Sie deshalb ja nicht die Angelegenheit der fehlenden Büroklammern in den Hintergrund geraten! Ich wünsche, daß sofort etwas unternommen wird!«
    »B-büroklammem, Sir?«
    »Ein ganzer Strom von Büroklammern! Unerhört! Aber Sie brauchen nichts mehr zu sagen – ich weiß, Sie sind sich der Ernsthaftigkeit der Lage ebenso bewußt wie ich.« Grossblunder schlug Magnan auf die magere Schulter. »Denken Sie daran, Magnan – ich zähle auf Sie!« Er kletterte in den Helikopter, und die leichte Maschine erhob sich und war im Regen und Nebel

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