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Der Mann vom CDT

Der Mann vom CDT

Titel: Der Mann vom CDT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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erstklassige Sprungfedern zu besitzen. Die Laken waren aus rosa Seide, die Decke aus leichter violetter Wolle.
    »Verstehe ich recht, daß Seine Höchste Gewalt das alles selbst erzeugt?« fragte er in ehrfürchtigem Ton.
    »Warum nicht? Sobald man die Stoffwechsel-Vorgänge völlig unter Kontrolle hat, ist der Rest leicht. Schließlich sind Seide, Wolle, Leder und Elfenbein alles tierische Produkte. Seine Höchste Gewalt stellt sie ganz einfach in den gewünschten Formen und Größen her. Er kann selbstverständlich jeden Gegenstand kopieren.«
    »Großer Gott – Retief! Da sind sogar tanzende Nymphen auf dem Duschvorhang!« begeisterte sich Magnan. »Wie in aller Welt macht er das?«
    »Es ist wirklich ganz einfach«, erklärte Sloonge. »Über die Jahrhunderte habt ihr Terraner es gelernt, die äußere Welt zu gestalten. Seine Höchste Gewalt hat sich lediglich auf die innere Welt konzentriert.«
    »Phantastisch«, bewunderte Magnan. »Ich kann es kaum erwarten, auch das übrige zu sehen.«
    »Ein Wort der Warnung«, sagte Sloonge. »Gewisse Gebiete sind aus Gründen der inneren Sicherheit für Gäste nicht zugänglich. Sie werden die Verhältnisse jenseits der Magenpforte ziemlich ungemütlich finden, und dann würde ich Ihnen auch empfehlen, die Luftröhre und die Bronchial-Passagen zu meiden. Die Gegend ist nicht ganz sicher, man riskiert, von unerfreulichen Typen überfallen zu werden. Bitte beschränken Sie Ihre Explorationen auf den Oberen Trakt.«
    Magnan wurde auf einmal nachdenklich. »Was passiert, wenn Seine Höchste Gewalt – äh – sein Dinner einnimmt?«
    Sloonge lachte herzlich. »Ich nehme an, Sie sehen sich selbst inmitten einer Lawine von Appetithäppchen heruntergespült, eh, Magnan? Sie brauchen keine Angst zu haben. Die Wohnquartiere bilden einen separaten Komplex in der Vorderwand der Gedärme, weit ab vom Verkehr. Außerdem nimmt Seine Höchste Gewalt nur in Zeitabständen von mehreren Jahrhunderten Nahrung zu sich. Ganz unter uns«, fügte er hinzu, »er nascht manchmal zwischen den Mahlzeiten – daher stammt zweifellos seine gegenwärtige Indisposition. Gefräßigkeit bestraft sich selbst, das habe ich ihm schon oft genug gesagt.«
    »Kann er Sie nicht hören?« fragte Magnan nervös und blickte zur Decke auf.
    »Seine Höchste Gewalt würde es sich nie einfallen lassen zu lauschen«, antwortete Sloonge. »Wenn er es täte, könnte er sich bald nach neuem Personal umsehen. Wir schätzen unsere Privatsphäre sehr.«
    »Welche Rolle spielen wir Parasiten in der inneren Wirtschaft?« fragte Retief.
    »Nun, wir bemannen die Posten in jeder Abteilung von der Leber bis zum Gehirn. Wir kontrollieren den Grundumsatz, die Monitor-Drüsensekretionen und den pH-Wert, wir übernehmen die Wartung – oh, zahlreiche Aufgaben. Ohne uns würde Seine Höchste Gewalt bald zum Stillstand kommen.«
    »Er scheint dermaßen selbstgenügend zu sein – mit Ihrer Hilfe, natürlich«, meinte Magnan, »daß es mich etwas überrascht, daß er einverstanden war, eine diplomatische Delegation zu empfangen.«
    »Offengesagt, Seine Höchste Gewalt denkt daran, zu emigrieren.«
    »Emigrieren? Aber warum?«
    »Wegen Erschöpfung der natürlichen Bodenschätze. Bei der gegenwärtigen Konsumrate wird Quahogg in zweitausend Jahren völlig verzehrt sein.«
    »Ah – ich nehme an, Sie meinen, die Nahrungsvorräte werden erschöpft sein?« fragte Magnan.
    »Da ist kein Unterschied, mein lieber Magnan. Seine Höchste Gewalt ißt Felsgestein. So, und jetzt wollen Sie sicher diese unbequemen Anzüge ausziehen und sich etwas erfrischen. In einer halben Stunde werden wir Ihnen zu Ehren im Zwölffingerdarm einen Empfang geben.«
    »Sie haben hoffentlich bemerkt, wie geschickt ich ihn ausgeholt habe«, sagte Magnan, als sich ihr Gastgeber zurückgezogen hatte. »Er hat mir ja praktisch seine Lebensgeheimnisse ausgeplaudert!«
    »Sie haben alles erfahren mit Ausnahme des Menus heute abend«, erwiderte Retief bewundernd. »Und natürlich den Aufenthaltsort von Botschafter Wrothwax.«
    Magnan hatte sich aus dem reichhaltigen Garderobenschrank einen prachtvollen scharlach-und-gold Anzug mit zahlreichen Litzen, Epauletten, Kordeln, Knöpfen und anderem Zierrat ausgesucht. »Erstaunlich«, murmelte er. »Vorschriftsmäßige Späte-Abend-informelle-Kleidung. Sogar die Dekorationen sind richtig. Wahrscheinlich haben sie es von Botschafter Wrothwax kopiert.«
    »Darf ich mal sehen?« Retief betrachtete ein glitzerndes Gold- und

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