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Der Mann von Anti

Der Mann von Anti

Titel: Der Mann von Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ekkehard Redlin (Hrsg)
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Honorar und die Spesen. Sie
hatten mir eine Erfolgsprämie in Aussicht gestellt.«
Es war nicht zu übersehen, daß Brooker Mühe hatte, ruhig zu
bleiben. »Sie sollten wissen, daß ich es auf den Tod nicht leiden kann, wenn man mich erpressen will.«
»Ja«, stimmte Timothy zu, »da bin ich ganz Ihrer Meinung.
Es gibt nichts Erbärmlicheres als einen Erpresser.«
»Also, wieviel? Drei, vier, fünf…?«
»Was?« fragte Timothy mit der unschuldigsten Miene. »Millionen, was sonst?«
»Kein Geld.«
»Was dann?«
»Flaschen«, sagte Timothy sanft und reichte Brooker seine
Liste, »tausend Flaschen.«
Brooker überflog sie nur. »Okay. Obwohl ich mich von dem
23er Tokajer äußerst ungern trenne. Sie wissen, er ist für kein
Geld mehr zu bekommen.«
Timothy unterdrückte sein Lachen. Er wußte es. Aber auch,
daß Brooker noch zweiundzwanzig Flaschen davon im Keller
hatte, und er dachte, daß es großzügig von ihm war, nur zehn
zu verlangen.
»Vielleicht lassen Sie Patton kommen und sagen ihm, daß er
inzwischen schon mein Honorar in den Helikopter bringen
läßt?«
Brooker verzog den Mund, aber er drückte auf den Knopf, der
Patton herbeizitierte, und gab ihm die Liste. Patton mußte vor
dem Eingang gewartet haben, so schnell war er da.
»Halten Sie sich bitte bereit«, sagte Timothy. »Ich werde bald
zurückfliegen.« Brooker nickte, und Patton verschwand. »Nun, wer ist es?« fragte Brooker.
»Ich würde es vorziehen, die Geschichte auf meine Weise zu
erzählen. Schließlich ist die lückenlose Logik diesmal mein
einziger Beweis.«
Brooker ließ sich resigniert in seinen Sessel fallen. »Natürlich gibt es genügend Leute«, begann Timothy, »denen
man ein Motiv unterstellen könnte, nicht nur Sie und Lloyd
und Weaverly, sondern noch ein paar Dutzend Großer mehr ins
Jenseits zu befördern, aber die Art der Verbrechen läßt nur
einen winzigen Kreis von Verdächtigen zu. Nachdem ich wuß
te, womit die Morde verübt worden…«
»Sie haben es herausbekommen?« unterbrach Brooker. »Man
hat also nicht übertrieben. Sie stecken das ganze FBI in die
Tasche.«
Timothy machte eine Handbewegung, die man mit einigem
Wohlwollen als Bescheidenheit hätte deuten können. »Weaverly und Lloyd sind erstickt.«
»Ja«, sagte Brooker, schon wieder an der Grenze zur Wut,
»so schlau war ich auch ohne Sie. Aber woran?«
»Buchstäblich an nichts.« Timothy erklärte ihm den Trick mit
dem transportablen Vakuum in allen Einzelheiten. »Ich mußte
also nur noch herausfinden, wer in der Lage war, eine solche
Apparatur unkontrolliert zu Weaverly und Lloyd hineinzubringen und sie in unmittelbarer Nähe seines Opfers in Betrieb zu
setzen.«
Brooker war ganz entspannt. Er lächelte sogar. »Ich glaube
Ihnen, Mr. Truckle. Und ich weiß jetzt auch, daß man mich
nicht ermorden kann. Ich lasse niemanden so nahe an mich
herankommen, und ich werde die Sicherheitsbestimmungen
noch verschärfen lassen.«
»Sie würden nicht so gelassen sein, wenn Sie wüßten, wer Ihre Partner umgebracht hat.«
»Wer ist es? Wer?«
Timothy goß sich einen White Horse ein und schlürfte ihn in
aller Ruhe, bevor er weitersprach.
»Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie meine Liste vorhin etwas flüchtig gelesen haben, sonst wäre Ihnen gewiß aufgefallen, daß sie nur neunhundertneunundneunzig Flaschen enthält. Ich denke, jetzt ist es an der Zeit, über die tausendste zu sprechen.« Brooker sah ihn mit großen Augen an.
Als Timothy ihm seinen Wunsch erläuterte, wurde er krebsrot,
die Adern auf seiner Stirn schwollen an, daß Timothy schon
befürchtete, der Unsterbliche würde einem Schlaganfall erliegen, bevor er erfuhr, wer sein Mörder war.
»Bitte seien Sie so freundlich«, sagte Timothy lächelnd. »Ich
denke, Sie können die Flasche entbehren. Notfalls würde ich
Ihnen fünf Flaschen von dem Tokajer erlassen.«
Brooker holte die Flasche und stellte sie in Reichweite vor
sich auf den Tisch.
»Was würden Sie tun«, fuhr Timothy fort, »wenn Ihr Sohn zu
Ihnen käme, er habe eine sensationelle Erfindung aufgetrieben
und wolle sie Ihnen zeigen, unter vier Augen, kein Mensch
dürfe einstweilen davon erfahren? Wären Sie mißtrauisch, oder
würden Sie ihm interessiert zuschauen, wenn er das Gerät… Ist
Ihnen nicht gut, Mr. Brooker?«
Brooker war kreidebleich.
»Ach so«, sagte Timothy, »was hat er Ihnen denn angekündigt?«
»Ein Gerät, mit dem man Gedankenfrequenzen entziffern
kann«, hauchte Brooker. Timothy konnte ihn kaum verstehen. »Und wann

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