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Der Mann von Anti

Der Mann von Anti

Titel: Der Mann von Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ekkehard Redlin (Hrsg)
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damit, daß ich damals umziehen mußte. Ich weiß nicht mehr genau, wie es dazu kam, aber das ist ja nicht wichtig. Jedenfalls wies man mir eine Wohnung in einer älteren Villa zu. Sie war nicht eben groß, aber ein Junggeselle stellt keine höheren Ansprüche an Wohnkomfort.
    Das Haus war nicht mehr jung, eine Generalüberholung hätte ihm gutgetan. Im Erdgeschoß wohnte dem Vernehmen nach ein schrulliger Wissenschaftler mit seiner Tochter; die erste Etage – sie war wesentlich kleiner – gehörte sozusagen mir. Darüber kam dann nur noch das Dach.
Die Scherereien mit dem Umzug waren noch in vollem Gange, als ich zufällig auf den Stromzähler schaute, der neben meinem Energieverbrauch auch den meines Untermieters auswies. Ich stutzte, denn der Verbrauch entsprach dem einer mittleren Werkstatt. Was stellte der Herr Wilton denn da alles an?
    Am nächsten Vormittag klingelte ich – ich wollte mich vorstellen, ihn auch ein wenig kennenlernen –, aber niemand öffnete, obwohl das Summen verschiedener Maschinen auf seine Anwesenheit hindeutete. Nun, wenn er keine Zeit hatte, ich fiel ihm nicht lästig.
    Einige Abende später saß ich vor dem Fernseher und verfolgte eine Bildübertragung von den Jupitermonden. Die Bildqualität war ausgesprochen schlecht. An den Sendern konnte es schwerlich liegen – in meiner alten Wohnung hatte ich erstklassige Bilder gesehen. Also lag die Störquelle hier im Haus! Wie es aussah, waren nicht abgeschirmte Hochfrequenzschalter schuld. Der Wissenschaftler könnte das eigentlich wissen.
    Es klingelte, ich fuhr unwillkürlich zusammen. Wer wollte denn etwas von mir? Und gerade jetzt? So gute Freunde hatte ich gar nicht, daß sie mich besuchen würden. Außerdem war ich auf nichts weniger vorbereitet als auf Gäste.
    Eine junge Dame stand vor der Tür.
»Ja, bitte? Was kann ich für Sie tun? Mein Name ist Hansen.« »Wilton, Cora Wilton«, gab sie zurück. »Ich bin die Tochter…« Sie deutete mit der Hand nach unten, und ich begriff. Das also war das Mädchen, von dem ich in den umliegenden Geschäften schon manches gehört hatte. Aha!
    »Und was kann ich für Sie tun? Kommen Sie doch bitte herein.«
»Vielen Dank, nein. Ich möchte Sie lediglich um eine Gefälligkeit bitten. Sie sind doch Elektroniker, nicht wahr?«
Woher mochte sie es wissen? An der Tür stand es doch nicht. – Dem Augenschein nach war die Kleine bestenfalls zwanzig, und nun verstand ich auch das Getuschel über sie. Ihre goldblonden Locken, die bis auf die Schultern fielen, und die offensichtlich nachgezogenen Brauen und Wimpern sahen ganz nach betonter Unschuld aus – und die glaubt man ja am allerwenigsten.
»Könnten Sie uns helfen?« unterbrach sie meine Betrachtungen. »Meinem Vater ist eine kleine Rechenmaschine ausgefallen, und er braucht sie so dringend…«
»Mhm, ich habe freilich keine Werkzeuge hier. Und dann – was für ein Rechner ist es? Von den meisten verstehe ich nicht eben viel. Und was erst die Ersatzteile angeht…«
»Es ist einer Ihrer Bekannten.« Sie lächelte bittend. »Ein ,Neuraltron zwei’. Offenbar ist etwas mit dem Hauptspeicher nicht in Ordnung.«
Woher wußte sie, daß ich gerade diesen Rechner sehr gut kannte? Ich hatte an der Konstruktion des Doppeldirektors mitgewirkt. Seltsamer Zufall.
»Und Werkzeug haben wir unten auch«, fuhr sie fort. »Sonst hilft uns immer Mr. Fairey, der Assistent meines Vaters. Er hat aber Urlaub und kommt so bald nicht wieder.«
Ich konnte dem Bitten in ihren Augen schwer widerstehen und sträubte mich nicht länger. »Gut, ich werde sehen, was man tun kann. Muß mir nur etwas anderes anziehen. Wenn Sie vielleicht solange Platz nehmen wollen?«
»Danke, ich gehe inzwischen schon hinunter. Lassen Sie sich ruhig Zeit.«
Mein Interesse an der Reparatur war nicht eben groß. Konnte dieser Herr Wilton nicht bis morgen warten? Mußte es gerade jetzt sein? Damit er anschließend noch mehr… Halt! Das war ein Weg! Ich würde mir gleich auch die Störungen ansehen. Vielleicht konnte man sie beheben.
Ich warf mir den Arbeitsmantel über, suchte zusammen, was ich an Plänen und Notizen über die »Neuraltron«-Serien bei der Hand hatte, und ging hinunter. Das Mädchen erwartete mich an der Tür.
»Bitte, treten Sie ein«, flötete sie. Ich kann das Flöten nicht vertragen, meine Laune verbesserte sich keineswegs.
Das Zimmer war erheblich größer, als ich gedacht hatte. Man hätte es auch als Werkstatt bezeichnen können. Überall standen Apparate, zwischen

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