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Der Mann von Anti

Der Mann von Anti

Titel: Der Mann von Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ekkehard Redlin (Hrsg)
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leichtem Flimmerglanz verspiegelte Rock von allerhöchstens Knielänge. Diese Kleidung war unverwüstlich und auch sehr beliebt. Man sieht es der Folie auf dem glasklaren Gewebe nicht an, daß sie nur hauchdünn ist. Ihre Elastizität ist erstaunlich.
Über allem die langen goldblonden Locken, die in der Sonne glänzten. Zweifellos, zahlreiche Frauen beneideten sie darum, denn das Blond war echt.
Wimpern und Brauen hatte sie diesmal kaum nachgezogen. Nur die Lippen waren meiner Ansicht nach zu sehr korallenrot, um naturfarben zu sein. Geschmacksache.
»Nun, sind Sie fertig mit der Besichtigung?«
Sie lächelte – offensichtlich hatte sie meine Blicke bemerkt. Ich zog es aber vor, ihre Frage zu überhören, und erkundigte mich, wie es ihrem Vater gehe, ob seine Forschungen erfolgreich seien, und was man derartiges mehr fragen kann, wenn sonst kein Thema zur Hand ist.
»Tun Sie mir den Gefallen, und lassen Sie die Elektronik beiseite«, murmelte sie gereizt. »Ich kann es schon nicht mehr hören. Immer nur forschen und entwickeln und probieren und nichts weiter und nie etwas anderes!«
Ich schwieg betreten. Nach einer Weile entschuldigte ich mich.
»Wissen Sie«, sagte Cora, als wir in unsere Straße einbogen, »ich beschäftige mich wirklich gern mit der Technik. Aber immer dasselbe… Das hielte selbst das beste Gehirn Ihrer Firma nicht aus – und die sind ja besser als die natürlichen.«
»Besser gewiß nicht, nur schneller. Kein Kunsthirn kann je das menschliche ersetzen. Das ist viel zu universell.«
»Mag sein, mag sein. Aber mir fehlt einfach die Abwechslung. Mein Vater – Sie haben ja selbst gesehen, daß er an nichts anderes denkt als an seine Rechnerei. Und ich bin für ihn nur die Assistentin.«
»Gehen Sie spazieren!« schlug ich vor.
»Wozu?«
»Um auf andere Gedanken zu kommen.«
»Damit wäre wenig geholfen. Ich würde währenddessen doch nur an Vaters Rechner und seine Experimente denken. Das habe ich schon oft probiert.«
Wir standen an der Gartentür. Ich öffnete und ließ sie hinein. »Dann versuchen Sie es mal mit dem Stereokino! Schauen Sie sich ein paar aufregende Filme an! Es gibt doch so viele. Und wenn das auch nichts hilft, dann verlieben Sie sich mal!«
Sie errötete. »Lassen Sie das bitte!«
Womit sie in einem der Zimmer des Erdgeschosses verschwand.
Das ist wahr. Das hätte ich auch gleich richtig auslegen können. Für ein Kunstwesen ist es eigentlich nahezu unmöglich, sich von dem vorgegebenen Aufgabenkreis zu lösen, von seinem Arbeitsleben wegzukommen. Ohne Hilfe war das nicht zu schaffen. Aber wer sollte ihm schon helfen – beziehungsweise ihr?
Der Mensch kann viel – eines aber ganz gewiß nicht; ununterbrochen arbeiten. Deswegen gibt es den begrenzten Arbeitstag, und deshalb sollte man den Feierabend nicht ausschließlich für das Selbststudium benutzen.
Als mir der Kopf von Zahlen, Tabellen und Formeln schmerzte, legte ich alle Unterlagen weg und drückte die Auskunftstaste des Visiphons.
Die lange Liste von Vorträgen und Diskussionsabenden ließ mich in Anbetracht meines Kopfwehs kalt. Auch das Theater kam kaum in Frage – im übrigen stand der Vermerk »Ausverkauft« bereits neben der Ankündigung. Ich hätte mich über Fernseher einblenden können, aber das vermittelt nicht den zehnten Teil des Eindrucks. Die Atmosphäre fehlt.
Die Kinos zeigten diverse Filme: gute, schlechte, interessante und langweilige, lange und kurze. Ich sortierte ein bißchen, zauderte und entschied mich endlich für einen antiquierten Streifen – inzwischen auf Stereo zurechtgemacht, wie daneben stand –, der etwas mit der Südsee zu tun hatte. Die Mädchen von Tahiti und Umgebung sollen damals hübscher gewesen sein als heute – und derzeit sind sie ja auch nicht gerade häßlich.
Ich zog mich um, warf einen Blick nach draußen und verzichtete auf den Regenmantel. Die Uhr verriet mir, daß ich mehr als eine halbe Stunde Zeit hatte; ich könnte in aller Ruhe schlendern und würde trotzdem zu früh da sein.
Ich ging. Auf der Treppe wäre ich um ein Haar über Miß Wilton gestolpert. Sie betrachtete den Stromzähler und notierte dessen Ziffern.
»Hallo!« riefen wir beide gleichzeitig.
»Das Wort Feierabend ist in Ihrem Speicher wohl nicht enthalten?« erkundigte ich mich und lachte. »Sie werden noch den Robots Konkurrenz machen!«
Sie zuckte zusammen und sah verstört aus.
»Was sollte ich sonst tun?« flüsterte sie. »Herumsitzen kann ich nicht. Vater… Sie wissen ja, was er sagt, wenn

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