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Der Mann von Anti

Der Mann von Anti

Titel: Der Mann von Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ekkehard Redlin (Hrsg)
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ein Kind bekommen dürfte, das vermag die Technik nicht! –, sie ist gut und liebenswert und klug. Und wenn sie in der Lage ist, ein Mensch zu sein oder jedenfalls so zu sein wie ein Mensch, dann darf man sie nicht verurteilen.
Ich darf es nicht, ich muß ihr helfen, endlich glücklich zu werden. Im Gegenteil, sie hat mir ja gewissermaßen die Verantwortung dafür übertragen, als sie sich mir anvertrauen wollte. Wenn ich sie enttäuschen würde – ich glaube, dann wäre ich der schlechtere Mensch von uns beiden.
Also… ich werde es später verantworten müssen; aber ich werde es verantworten können.
Ich drückte auf die Klingel. Die Schritte des Arztes näherten sich. Die Tür klappte. Der Doktor kam herein und schaute mich fragend an.
»Nun?«
»Operieren Sie bitte!«
Wolfgang Kellner
Alarm aus Intimklause 87
Aus der Arbeit des Komitees zur Klärung schwieriger Fälle (KKsF)
     
»Mensch in Gefahr!«
    Im Ständigdienst der Stadt-GESPA (Gremium zur Erhaltung der Spannkraft) schrillte die Alarmglocke. Der Turnushabende ließ den Stickrahmen sinken.
»Mensch in Gefahr!«
    Schwere plastische Buchstaben leuchteten aus der Sichtwand. Daneben eine digitale Eins, die im Bruchteil einer Sekunde zu einer Zwei wurde. Gellendes rhythmisches Klirren in dreimaligem Wechsel mit durchdringendem 5000-Hertz-Pfeifen.
»Mensch in Gefahr!«
    Auf der intensiv rosa leuchtenden Sichtwand wechselten die Zahlen, ehe er sie erfassen konnte. Aus der Zwei wurde eine Drei.
    Mit der Vier hörte das Zahlenspiel auf. Der Turnushabende legte die Handarbeit beiseite und stellte den Ton ab. Kein Zweifel, vier Menschen schwebten in Gefahr. »Endlich mal eine Unterbrechung«, murmelte er und lehnte sich zurück. Ein kurzer Blick zur Uhr. Dreißig Sekunden noch, dachte er, dann müssen sich die Mitglieder des Soforteinsatzes gemeldet haben.
»Mensch in Not!«
    Erneut klirrte es gellend durch den Ständigdienst. Wieder der durchdringende 5000-Hertz-Ton. Die Sichtwand leuchtete jetzt in grellem Orange.
    »Mensch in Not!«
Neugierig wartete der Turnushabende, ob das Spiel der Zahlen wieder bis zur Vier vordringen würde. Er wurde befriedigt. Die Vier erschien und stand. Rund und plastisch, dick und
    nicht zu übersehen.
»Verdammt«, rief er, »was haben die angestellt?«
Er schaltete den Ton ab, und seine Hand zitterte. Warum
    meldet sich der Soforteinsatz nicht, dachte er, da grüßte schon der Klärer vom KKsF aus der Sichtwand, und im gleichen Augenblick hob neben ihm der Äskulap seine Hand zum Gruß.
    »Wo brennt’s denn?« fragte er wohlwollend.
Der Turnushabende winkte ab. »Ihr seid noch nicht vollzählig. Der Menschenkundler fehlt und der Instrumenten-Assi.
    Und das nennt sich Soforteinsatz.«
»Mach dir nicht in die Hosen!« rief der Klärer aus der Wand.
»Alarmstufe zwei hat eine Viertelstunde Karenzzeit.« Er hatte das letzte Wort noch nicht zu Ende gesprochen, als
die beiden Bilder verschwanden und sich die Sichtwand tief rot
färbte. Zum dritten Mal an diesem Abend setzte das Gellen,
Schrillen und Pfeifen der Alarmglocke ein. In den glutroten
Flammen der Wand erschien die Schrift:
»Mensch ohne Bewegung!«
Ungläubig starrte der Turnushabende auf die Buchstaben:
Vier Armbandinformatoren registrierten den Pulsschlag ihrer
Besitzer nicht mehr.
Wenn die beiden Säumigen jetzt nicht augenblicklich… Seine Sorge war unbegründet. Sowie die Schrift verlöscht
war, hatte er alle vier Mitglieder des Soforteinsatzes auf der
Wand.
»Hört ihr!« schrie er in seine Sprechlinse, aber die vier machten die Arme breit wie Leute, die nichts hören. Verdammt, ausgerechnet jetzt eine technische Panne? Dieses verfluchte Schrillen und Pfeifen… Ich Idiot! Er stellte die Alarmglocke
ab.
»Es sind vier«, sagte er jetzt ruhig, aber eindringlich.
»Schnappt euch noch drei Heilfritzen, und dann ab zur Intimklause siebenundachtzig. Wir bleiben mit euch kurzgeschlossen.«
Wenige Minuten später schwebten sieben Luftkissen im Stadtwald vor der Intimklause 87 aus.
    Die Insassen sprangen heraus. Sie stürzten zur Tür – aber wie gegen eine unsichtbare Wand geprallt, hielten sie ein. Das Besetztlicht! Ein Besetztlicht war tabu, noch dazu an einer Intimklause.
    Wie auf Kommando drehten sie ihre Köpfe zum Klärer. Der Mann vom Komitee zur Klärung schwieriger Fälle nickte unmerklich, seine Züge wurden ernst. Tief sog er die Luft ein, trat einen Schritt auf die Tür zu. »Es muß sein«, murmelte er, »sie sind ohne Bewegung.« Und riß die Tür auf.
Ein

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