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Der Mann von Anti

Der Mann von Anti

Titel: Der Mann von Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ekkehard Redlin (Hrsg)
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ein gegessen habender Mensch nicht ohnmächtig. Da liegt der Widerspruch und das Rätsel.«
In diesem Augenblick leuchtete das Rufzeichen auf. Es war der Instrumenten-Assi. Er meldete, daß die Raumluft einwandfrei gewesen war, ohne irgendwelche Beimischungen, und daß er in wenigen Minuten die Analyse der braunen Kügelchen bekommen würde.
Der Klärer freute sich. »Gerade hatte ich den Gedanken, ob vielleicht in der Luft ein Giftstoff…«
»Ein Gift!« Der Menschenkundler sprang auf. Der Klärer drückte den Erregten in die Polster zurück. »Schön wär’s«, sagte er, »aber nur, wenn’s wahr sein könnte. Dann nämlich wären wir längst weiter. Aber gerade ein Gift schließen die Heilfritzen aus.«
»Hat er nicht gesagt, ein Äskulap sei auch nur ein Mensch? Und Menschen irren sich hin und wieder! Ich bleibe dabei. Es war ein Gift! Was denn sonst?«
»Angenommen, du hättest recht, dann wär die Frage: Was haben sie gegessen, und woher haben sie es bezogen?«
»Woher schon. Woher bezieht ein Mensch Eßware? Vom nächsten Lukullusseum natürlich.« Der Menschenkundler war wieder aufgesprungen. Das Jagdfieber der Erkenntnis hatte ihn gepackt, und diesmal ließ ihn der Klärer im Zimmer umherspringen. Zuviel Aufwand, dachte er, einen leidenschaftlichen Menschen zur Ruhe bringen zu wollen. Aber bitte schön, möglich ist alles, und er gab eine Rundfrage an die umliegenden Lukullusseen heraus, ob eine der vier Personen in den letzten vierundzwanzig Stunden vor dem Notruf etwas Besonderes außer Haus bestellt hatte.
Während sie auf die Ergebnisse warteten, sagte der Klärer: »Wollen wir hoffen, daß sie es per Luftkissen bezogen haben. Nur dann sind die Daten noch im Speicher. Wegen der Produktenlenkung«, erläuterte er in die fragende Geste des Menschenkundlers. »Was direkt im Lukullusseum verzehrt wird, geht pauschal in die Datenbank.«
Ein kleines Kärtchen fiel aus dem Computer. Der Klärer nahm es und nickte.
»Negativ. Habe ich mir gleich gedacht. Es wäre ja auch zu schön gewesen. Als ob die vier sich Mühe gegeben hätten, alle Spuren zu verwischen. Bleiben noch die braunen Kügelchen. Na bitte, da ist die Analyse.«
Sie stürzten sich auf den Bericht – und wurden enttäuscht. Die Kügelchen enthielten keinerlei giftige, schädliche oder unbekannte Stoffe. Merkwürdig war nur, wie die Proteine, Kohlehydrate, Fette, Spurenelemente und Vitamine zueinander standen.
Eine ungenießbare Mischung.
Der Klärer schüttelte den Kopf. »Das kann es nicht gewesen sein. Selbst wenn sie es genossen hätten, davon fällt man nicht um.«
»Ich weiß nicht«, meinte der Menschenkundler. »Mir wird schon schwindlig, wenn ich mir vorstelle, ich sollte das essen.«
»Eben! Entweder man fällt vorher um, dann ißt man’s nicht. Oder man ißt es, aber dann fällt man nicht um.«
Zur Sicherheit fragte er im Regenerationshaus an.
Sie hatten Glück. Die Analyse des Mageninhalts lag bereits vor. Sie stimmte bei allen vier Personen überein und wies die gleiche Zusammensetzung auf wie die braunen Kügelchen vom Tisch.
Das Rätsel ließ sich nicht lösen. Die Ursache des alarmauslösenden akutmomentanen Spannkraftverlustes blieb geheimnisvoll.
»Moment doch mal!« Der Menschenkundler sprang wieder einmal von seinem Sessel auf. »Wir sehen immer nur auf den einen Rhapsoden, auf den, der vor Jahren an unmäßiger Eßsucht gelitten hat. Darum kommen wir keinen Schritt weiter. Der andere kann doch viel bedeutsamer für uns sein.«
»Wieso? Bei ihm find’ ich nicht einmal den Ansatz für eine Erklärung.«
Der Menschenkundler grinste leicht überlegen. »Bedenke den Fakt des Abrisses!«
»Ich sehe den Fakt, aber keinen Zusammenhang.«
»Was wissen wir?« Der Menschenkundler nahm den leicht dozierenden Ton des Klärers auf. »Wir wissen, daß er ein Schwartenfan ist. Und woher anders sollte der Papierabriß stammen als aus einer Schwarte? Wir wissen weiterhin, daß Schwarten sehr alte Bücher sind. Und jetzt paß auf! Irgendwo habe ich einmal gelesen, daß sich im Früher die Leute, wenn sie sich nicht leiden konnten, mittels vergifteter Buchseiten aus der Welt geschafft haben.«
»Donnerwetter!« Jetzt sprang der Klärer auf, während sich der Menschenkundler setzte. »Aus dir könnte ein brauchbarer Klärer werden. Nein, daß ich nicht daraufgekommen bin.« Er schüttelte den Kopf.
»Na, willst du nicht den Abriß zur Analyse schicken?« mahnte der Menschenkundler.
Als das Ergebnis eintraf, standen sie da, wie sie schon die

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