Der Mann von Anti
beschimpfte, am Boden liegend, den unschuldigen Kellner, was man an der Verzerrung seines Kugelkörpers ins Ovale erkennen konnte. Der Rest der Gruppe ignorierte den Vorgang.
Jason hatte bereits üble Erfahrungen mit Laopsen sammeln können. Mit Vorliebe täuschten sie Unkenntnis der irdischen Sprache vor, um daraus Vorteil zu schlagen, obwohl es keinen Laopsen gab, der nicht wenigstens zweihundert galaktische Sprachen und Dialekte beherrschte. Schließlich flüchtete der Weißbefrackte verzweifelt gestikulierend. Jason wandte sich vom Fenster ab.
»Wenn du einen von den jungen, unerfahrenen Bengels schicken willst«, sagte Raquil, »kannst du ihn ebensogut gleich aus dem Fenster schmeißen. Du bist der einzige erfahrene Pilot, der verfügbar ist. Du fliegst.«
»Ich lehne es ab.«
»Nimm dir eine kräftige Seife mit«, fuhr Raquil sachlich fort, »du wirst unterwegs schmutzige Finger bekommen.« Er wirkte klein in den Polstern des Sessels.
Jason haßte ihn nicht einmal. Er zählte die Schritte bis zum Schreibtisch. Es waren acht. Ohne Raquil noch einmal anzusehen, klemmte er sich ein zusammengeschnürtes Bündel Papiere unter den Arm, raffte die Kassette mit den Kursdaten vom Tisch und verließ grußlos den Raum.
»An Bord ist jemand, der dich einweisen wird«, rief Raquil ihm nach. »Sei nett zu ihm.«
Der Transporter ragte ungefähr einhundertfünfzig Meter in die Höhe. Die Bugscheinwerfer blendeten. Jason mußte die Augen zusammenkneifen, als er nach oben blickte. In dem harten Licht hob sich jede Flickstelle, jede Narbe in der Panzerung des Schiffes deutlich ab. Die Außenhaut wirkte wie von einem ungesunden Schorf bedeckt. Jason suchte Halt an einer der Teleskopstützen. Seine Hand rutschte von der glatten Oberfläche ab. Schwarzes Öl rann am Metall herunter und vermischte sich auf dem Beton mit Wasser zu einem kleinen, schillernden See. Resigniert wischte er sich die Hand an der Hose ab. Er versuchte Zeit zu gewinnen, das Unabwendbare hinauszuzögern wie ein Delinquent seine Hinrichtung, und redete sich eine Schwäche in den Beinen ein. Er kam sich bedauernswert vor. Automatisch betrat er die Plattform des Aufzuges, und knirschend setzte sich das Gefährt in Bewegung. In unregelmäßigen Abständen ruckte es, als wollte es aus den Führungsschienen brechen. Jason mußte sich festhalten, doch nach dem zweiten Stoß gab der Griff nach, und er warf ihn fluchend hinaus.
An der Luftschleuse hielt der Fahrstuhl mit einem eigenartigen Schleudern, welches Jason unvorbereitet traf und ihn fast durch das offenstehende Schott katapultiert hätte. Halt suchend, fegte seine Hand Rost und Reste eines grauen Anstrichs von einer Wand. Jason raffte sich auf und blickte sich um.
Die Luftschleuse war erstaunlich geräumig. In einer Ecke stand ein abgenutzter Gartenstuhl, auf dem es sich ein grauhaariger Mensch bequem gemacht hatte. Der Kopf war ihm auf die Brust gesunken, er gab leise Schnarchtöne von sich. Indem er die Füße auf ein an der Wand entlanglaufendes Rohr stützte, genauer auf ein an dieser Stelle befindliches Überdruckventil, hielt er den Stuhl auf den Hinterbeinen in der Balance.
Jason glaubte seinen Augen nicht zu trauen. »He«, schrie er, »bist du lebensmüde? Willst du wohl sofort die Füße dort herunternehmen! Jeden Augenblick kann die Leitung platzen.«
Der Alte ruckte schnaufend den Kopf hoch, blinzelte mit dem rechten Auge und erwiderte undeutlich, er brauchte beim Schläfen frische Luft. Dann schloß er das Auge wieder, ließ den Kopf auf die Brust sinken und schnarchte weiter.
Jason, zu keinerlei Zugeständnissen bereit, zerrte die Füße vom Ventil und starrte seinen Widersacher triumphierend an. Als interessiere ihn das alles nicht im geringsten, rutschte der Alte noch mehr in sich zusammen. Das von der Last befreite Ventil fauchte, ein erbärmlich schriller Ton erklang, und ehe Jason die Zusammenhänge ahnen konnte, schob sich das Panzerschott in die Öffnung der Luftschleuse.
Jason glaubte vor Wut ersticken zu müssen. »Was soll das?« schrie er. »Laß mich sofort aus diesem Affenkäfig! Wer hat dir erlaubt, das Schott zu schließen? Sofort machst du es wieder auf!«
Der Alte seufzte, schob sich auf seinem Stuhl nach oben und klappte die Augenlider hoch.
»Guten Abend, Söhnchen«, sagte er freundlich. Seine Stimme klang hell und kräftig, nicht wie die eines Greises. Er mochte etwa siebzig Jahre alt sein. Die Haut seines Gesichtes war dunkelbraun und von Falten durchzogen. Die
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