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Der Mann von Anti

Der Mann von Anti

Titel: Der Mann von Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ekkehard Redlin (Hrsg)
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Dann hatte er gelacht und Jason die Flugorder für eine zehn Lichtjahre lange Reise überreicht. Jason war sich veralbert vorgekommen, doch als Neuling hielt er es für besser, freundlich zu grinsen.
»Wie war die Reise?« erkundigte sich Raquil. Er lächelte nicht mehr. Fast ohne hinzusehen, schenkte er mit sicherer Hand einen Schnaps ein. »Gab es Ärger mit den Passagieren? Dein Kreuzer geht in die Werft.«
»Ich habe alles vorbereitet. Die Besatzung wird Urlaub nehmen.«
»Habt ihr euch verdient. Hast du was Bestimmtes vor?«
»Nein, nur so«, entgegnete Jason. »Ausspannen.«
»Na fein.« Raquil lächelte wieder.
Jason wurde aufmerksam. Das war ungewöhnlich. Niemand hatte Raquil zweimal an einem Tag lachen sehen.
»Übrigens«, sagte Raquil, »noch nachträglich meine Gratulation. Damit wärst du der jüngste Pilot, der den Kometenschweif trägt. Alle Achtung.«
Jason fuhr sich mit der Hand über die Kragenspiegel. Die Goldstickerei der Kometenschweife glitt weich unter seinen Fingern weg.
»Noch bißchen ungewohnt, wie?« erkundigte sich Raquil.
»Was willst du von mir, du willst doch was?« fragte Jason.
»Ach ja«, sagte Raquil, als erinnere er sich erst jetzt seines Anliegens. »Du warst sicherlich noch nie auf der Venus.«
»Nein«, entgegnete Jason vorsichtig. »Was soll ich da? Bin schließlich kein Vorortkutscher.«
»Richtig.« Raquil rieb sich das Kinn. »Du bist ja seinerzeit gleich mit Fernflügen eingestiegen.« Es klang, als wollte er noch mehr sagen, doch er schwieg.
Ich weiß nicht, was er von mir will, dachte Jason, ich darf mir keine Blöße geben. »Du hast natürlich recht«, sagte er sachlich, »ich war noch nie auf der Venus. Habe auch kein Verlangen. Alpha Centauri, Orion hin und zurück. Was soll ich da auf der Venus?«
»Zum Beispiel«, Raquil machte eine Pause, »um eingefrorene Schweine, Kartoffeln und Drahtbürsten hinzubringen und noch ein paar Kleinigkeiten.«
Jason holte tief Luft. Seine Stimme war übermäßig laut, als er sagte: »Ja, was wollen die denn mit Drahtbürsten?« Er trank sein Glas in einem Zug leer.
»Weiß ich auch nicht«, entgegnete Raquil. »Ein paar Tonnen Bohnerwachs noch«, fügte er ungerührt hinzu.
»Da spinnt doch einer.« Jason ereiferte sich. »Bohnerwachs auf der Venus!«
»Das Zeug mußte eigens nach alten Rezepten hergestellt werden. Am Südpol fanden sie einen schrulligen Alten, der noch auf Skiern aus Holz läuft; die wachst er immer. Der kannte so ein Rezept. Hoffentlich ist es auch das Richtige.«
»Ist mir egal«, knurrte Jason. »Schickt schnellstens einen los, ehe die Schweine Junge werfen.«
»Genau das haben wir vor«, sagte Raquil boshaft grinsend. »Du wirst fliegen.«
Das war es also. Sie wollten ihn verschaukeln. Dieser falsche Hund, dachte Jason. Nun, da er wußte, worum es ging, fühlte er sich erleichtert. »Ich werde Urlaub machen«, erwiderte er kalt.
»Sieh mal«, sagte Raquil freundlich, »nach so einem kleinen Ausflug macht ein Urlaub viel mehr Spaß. Man hat etwas zu erzählen. Auf diesen langweiligen Fernrouten geschieht doch nichts.« Er kicherte plötzlich. »Das Risiko ist nicht größer als sonst. Nur ein wenig Arbeit wirst du vielleicht haben. Ja. Wir können dir nicht das modernste Schiff zur Verfügung stellen, verstehst du. Die Zeit drängt.«
»Mir ist alles klar«, sagte Jason ironisch. »Also, wie alt ist der Kasten?«
»Ungefähr«, Raquil dachte nach, »nun, etwa achtzig bis hundert Jahre. Auf keinen Fall älter«, versicherte er.
»Älter nicht?« fragte Jason spöttisch. »Gewöhne dich an den Gedanken, daß ich nicht fliegen werde.«
Raquil betrachtete interessiert seine Fingernägel.
»Glaubt ihr denn«, schrie Jason, »ich lasse mich zum Teufel schicken? Der alte Kasten ist die beste Gelegenheit für einen jungen Burschen, sich seine Sporen zu verdienen!« Er entfloh der Enge des Sessels und rief vom Fenster her: »Euren besten Piloten wollt ihr für einen Quatsch aufs Spiel setzen?« Er drehte sich um und starrte aus dem Fenster.
Auf dem Dach des Flughafenrestaurants hatte sich eine Gruppe kugelrunder Laopsen breitgemacht, denen ein aufgebrachter Kellner, offenbar vergeblich, zu erklären versuchte, daß sie sich gefälligst hinunter ins Erdgeschoß zu begeben hätten, da die Dachkonstruktion für Superschwere Wesen nicht gedacht sei. Einer von ihnen hatte sogar versucht, sich in einen der Sessel zu zwängen, die immerhin einer Last von zwanzig Zentnern standhielten, und war damit zusammengebrochen. Er

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