Der Mann von Anti
auf dem Anti. Energiesorgen gäbe es auf lange Sicht nicht mehr, weder für Sie noch für uns. Ist das ein Angebot?«
»Ihr Vorschlag ist ohne Frage interessant«, erklärte Bratt gewunden. »Nur – verstehen Sie bitte – unter diesen Umständen… Das mit den Asterioden war mein Einfall. Es gibt bestimmt andere Möglichkeiten für Sie.«
»Das heißt, wir dürfen auf irdische Hilfe nicht rechnen?«
»So war es keineswegs gemeint. Zweifellos wird die Kooperation zustande kommen. Unsere Energetiker und die sirianischen Kollegen werden den Anti schon auf den Weg bringen.«
»Wohin, wenn nicht in Ihr System? Ich sagte Ihnen, wie lange wir uns um eine Lösung des Problems bemüht haben. Wir suchten eine andere Minuswelt, bisher fanden wir keine.«
»Der Raum ist groß.«
»Aha, abschieben wollen Sie uns. In die Unendlichkeit. Sie enttäuschen mich!«
»Sie irren! Der Rat wird Ihren Antrag mit größtem Verständnis…«
Knirschender Kies. Offenbar meine Schritte. Schluß.
Bratt ließ das Gerät in die Tasche gleiten. »Sie ahnen gar nicht, was mich das an Nerven gekostet hat. Der Kerl darf nicht auf dem Schiff bleiben. In Baikonur muß er von Bord.«
»Sie übertreiben.«
»Begreifen Sie doch, es ist ein Antimensch! Ein Mensch wie wir, aber aus Antimaterie. Stößt ihm etwas zu, ein lächerlicher Unfall vielleicht, und versagt sein Schutzfeld, dann explodiert er!«
»Nun bleiben Sie mal einen Moment ruhig«, bat ich, »wenn Sie mir aufgeregt auch viel besser gefallen. Nach den Schiffslisten gibt es keinen Exoterristen.«
»Dorette!« Er packte mich an den Schultern. Ich ließ es lächelnd geschehen und wunderte mich gar nicht darüber, daß er mich vertraulich ansprach »Mädchen! Das ist barer Unsinn! Haben Sie nicht seine Stimme gehört?«
»Es könnte sich jemand einen Scherz erlaubt haben. Sie sind ein bekannter Mann.«
»Ein Tölpel, meinen Sie, der auf einen dummen Streich hereinfiel und dem Spaßvogel die Asteroiden schenken wollte!«
»Großzügig sind Sie, das muß man Ihnen lassen.«
»Wir verlieren nur kostbare Zeit. Ich muß den Mann finden. Und sollte ich das ganze Schiff auf den Kopf stellen.«
»Das gäbe eine Panik. Seien Sie vernünftig!« beschwor ich ihn.
»Lieber Panik als Explosion!«
Ich sah keinen anderen Ausweg, als den Kommandanten anzurufen. Der fragte mich sogleich in seiner stoischen Art, wer mir diesen Bären aufgebunden habe.
Bratt hörte das, er trat ans Videophon. »Kein Verrückter, Kommandant, wenn Sie das vermuten. Ich bin Bratt, Jon Bratt!«
»Weiß ich. Trotzdem wiederhole ich, was Ihnen eben der Leutnant sagte: Hier ist kein Erdfremder registriert.«
»Vielleicht reist er inkognito.«
»Wo gibt’s denn so etwas? Beschreiben Sie den Mann.«
Das tat Bratt, und er setzte mit gehobener Stimme hinzu: »Der Mann ist eine wandelnde Bombe, Kommandant! Auf Ihrem Schiff mit zweitausend Passagieren. Das können Sie nicht verantworten!«
Der Kommandant ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Nehmen wir einmal an, der Mann von dem Dingsda sei tatsächlich an Bord. Dann…«
»Er ist an Bord!«
»Moment, bitte. Angenommen also, Sie hätten recht. Ist bis jetzt Bedrohliches passiert?* Nein. Der Exoterrist müßte demnach wirklich gut abgesichert sein. Somit bestände kein Grund zur Besorgnis und auch kein Anlaß zum Eingreifen.«
»Sie haben Nerven! Bedenken Sie doch, der Mann bewegt sich in einer ihm fremden Umgebung. Er ahnt wahrscheinlich gar nicht, in welche Gefahr er sich und uns bringt. Nehmen Sie ihn unter irgendeinem Vorwand in Gewahrsam, und lassen Sie ihn bei der nächsten Landung von Bord schaffen.«
»Und draußen darf er ruhig in die Luft gehen, nicht währ? Hoffentlich fällt Ihnen etwas Besseres ein, wenn Sie glauben, daß es nötig ist. Ich kann in der Sache nichts tun, solange nicht erwiesen ist, daß Gefahr für das Schiff besteht.« Der Kommandant verschwand vom Bildschirm.
Bratt strich sich das Haar aus der Stirn. »Wenn der Kommandant keine Einsicht zeigt, ist das seine Sache. Ich gebe nicht auf? Hier…« Er zog das Aufnahmegerät wieder aus der Tasche. »Hier ist der Beweis!«
»Ich glaube Ihnen ja«, beteuerte ich.
»Kommen Sie bloß nicht wieder damit, ich sei einem Witzbold ins Garn gegangen!«
»Es war durchaus nicht meine Absicht, Ihren Scharfsinn zu bezweifeln. Ich suchte nur nach einer plausiblen Erklärung, denn… den Mann habe auch ich gesehen.«
»Sie haben…? Dorette!«
»Als Sie im A-Deck auf mich warteten, wurde ich am Video Zeuge ihres Gesprächs.«
»Und
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