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Der Mann von Anti

Der Mann von Anti

Titel: Der Mann von Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ekkehard Redlin (Hrsg)
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das haben Sie dem Kommandanten verschwiegen?«
»Sollte ich ihm sagen, daß ich Passagiere belauscht habe? Im übrigen wäre damit noch nicht bewiesen, daß wir es mit einem so explosiven Fluggast zu tun haben, wie Sie befürchten.«
Er ergriff meine Hände. »Dorette! Jetzt ist mir wohler. Kommen Sie, wir suchen ihn. Wenn wir ihn gefunden haben, lassen wir ihn nicht mehr aus den Augen. Bis Baikonur. Mir wird schon etwas einfallen, wie man ihn von Bord locken kann.«
Angst und bang wurde mir bei dem Gedanken, das Abenteuer könne mit einem Riesenskandal enden.
»Sicherheitshalber nehmen Sie ein paar Leute von der Besatzung mit, die unauffällig in unserer Nähe bleiben«, schlug er vor, als er mein Zögern bemerkte.
»Ohne Einverständnis des Kommandanten ist das ausgeschlossen«, sagte ich. »Vielleicht wäre es überhaupt besser, erst einmal den Rat für interstellare Verbindungen anzurufen. Trifft Ihre Vermutung zu, dann soll der Rat das Notwendige unternehmen, und wir ersparen uns unnötigen Ärger.«
»Das ist einleuchtend.«
Ich atmete auf.
Wir eilten zur Funkzentrale, meldeten ein dringendes Gespräch an.
Bratt lief im Sprechraum auf und ab. Die Minuten wurden ihm zur Ewigkeit. Mehrmals hielt er lauschend inne. »Sind da nicht Stimmen auf dem Gang? Man hat ihn erwischt!«
»Aber nein, es ist nichts.«
»Der Teufel mag den Kerl holen, ihn und den ganzen Anti!«
»Schämen Sie sich!«
»Sie haben recht. Wir könnten ihnen wenigstens eine Umlaufbahn im transplutonischen Raum genehmigen.«
»Würden Sie dort leben wollen?«
Er wich meinem Blick aus und schwieg.
Endlich kam die Durchsage: »Ihre Verbindung mit dem Rat!«
Die Bildscheibe leuchtete auf. Es erschien der Kopf eines jungen Mannes. Er stellte sich als Assistent vor.
Bratt schilderte ihm sein Erlebnis.
Der Assistent ließ ihn kaum ausreden. »Es besteht keinerlei Gefahr«, sagte er. »Dieser Mann ist nicht auf dem Katamaran.«
»Erlauben Sie!« polterte Bratt los. »Er hat neben mir…«
»Trugschluß! Uns wurden schon mehrere solcher Fälle gemeldet. Wir haben die Fremden gebeten, das zu unterlassen. Sie verbreiten damit nur Unruhe.«
»Was sollen sie unterlassen?«
»Ihre Meinungsforschung. Sie wünschten sich vor den Verhandlungen zu informieren, was man auf Erden von dem Kooperationsprojekt hält.«
»Aber… wie machen sie das?«
»Durch Teleprojektion von ihrem Raumschiff aus. Auf diese Weise können sie mit jedermann Kontakt aufnehmen, als ständen sie vor ihm. Vermutlich verwenden sie dazu einen uns noch unbekannten Lasertyp.«
Bratt tat mir leid. Er brachte kaum ein Wort heraus. »Dann brauchte das Treffen doch nicht auf Basis achtzehn zu erfolgen.«
Der junge Mann nickte. »An sich richtig. Wir wollten trotzdem sichergehen, und der Chef der Antidelegation gab uns recht. Er sagte, das Raumschiff sei zwar hinreichend abgeschirmt, dennoch fände er es ratsamer, im Vorfeld der Erde zu parken, solange nicht beiderseits alle Voraussetzungen für einen gefahrlosen Verkehr zwischen unseren Planeten geschaffen sind.«
Bratt warf mir einen unsicheren Blick zu. Ich ahnte, daß ihn ein peinlicher Verdacht quälte. Und mit einiger Überwindung fragte er den Assistenten: »Kennen Sie den Chefdelegierten, ich meine – per Teleprojektion?«
»Gewiß, ich hatte ihn mehrmals gesprochen. Es ist ein älterer Mann…«
»Graue Hautfarbe, fransiges Haar?«
»Genau.«
Ich konnte nicht an mich halten und platzte laut lachend heraus: »Jon, Sie haben gewonnen und zugleich verloren! Das macht Ihnen so leicht keiner nach.«
Er biß sich auf die Lippen und murmelte: »Man sollte ihnen doch die Asteroiden…«
»Wie bitte?« fragte der Assistent.
Bratt winkte ab. »Nichts weiter, nur ein Gedanke. Wird der Rat den Leuten helfen?«
Der junge Mann schüttelte verwundert den Kopf. »Darüber kann es doch keinen Zweifel geben.«
»Nein, nein«, stammelte Bratt. »Bis morgen also, auf Basis achtzehn!«
Damit war das Gespräch beendet.
Bratt sah mich zerknirscht an. »Sie lachen, Dorette. Immer werden Sie über mich lachen, sooft Sie an diese Geschichte denken.«
»Keineswegs. Ich freue mich, daß der große Bratt auch nur ein Mensch ist.«
»Ja, ein Mensch. Das habe ich manchmal vergessen. Und lebte in einer anderen Welt, fern wie der – Sirius.«
Ich trat ans Fenster. Unter uns leuchteten Sterne. Ganz irdische, und sie waren so nah. Die Blinkfeuer von Baikonur.
    Seitdem sind nun etliche Jahre vergangen. Bratt ist inzwischen seßhaft geworden. Als Chef beim Kosmofunk. Und das

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