Der Mann von Anti
aufgelacht. »Dann war also ihr Mann vom Anti kein Verrückter.«
»Wie wahr! Ich muß ihn unbedingt noch einmal sprechen. Die Gelegenheit, vor der Konferenz weitere Informationen in der Tasche zu haben, kann ich mir doch nicht entgehen lassen. Werden Sie mir helfen, ihn zu finden?«
»Gern. Es dürfte nicht allzu schwierig sein. Aber was wird aus unserer… Verzeihung, aus Ihrer Reportage? Sie hatten sie unterbrochen.«
»Ein Kollege von Baikonur wird an Bord kommen.«
»Schade.«
»Ja, sehr schade!« Er sah mich bekümmert an. Ich hatte den Eindruck, daß er es ehrlich meinte. Die »nette Person« schien ihm doch nicht ganz gleichgültig zu sein.
Ich fragte ihn, wo ich ihn treffen könne, wenn ich den Fremden ausfindig gemacht habe.
»Wir sind bald in Baikonur. Ich muß packen. Kommen Sie am besten zu mir.«
»In Ihre Kabine?« Ich drohte ihm scherzhaft. »Das ist gegen die Dienstvorschrift.«
»Entschuldigung, habe mir gar nichts dabei gedacht«, brummte er.
»Ach so! Sagen wir also, lieber im Park des Oberdecks.«
Als ich den Park betrat, begegnete mir kaum jemand. Viele Passagiere waren noch beim Abendessen, andere hatten das Theater oder das Kino aufgesucht.
Mildes Lieht flimmerte über den Bäumen und blühenden Büschen. Das Laub wiegte sich im sanften Luftstrom der Klimatoren. Die Stille war wohltuend. Langsam schritt ich die Kieswege entlang, wartete auf Bratt. Und dachte über ihn nach. War es die kurze Bekanntschaft wert, daß ich mich fortwährend mit ihm beschäftigte, mit diesem ewigen Weltreisenden in Sachen Neuigkeit? Bald geht er von Bord. Ich verliere ihn aus den Augen, sicherlich für immer. Auch aus dem Sinn? Die Antwort darauf wußte ich nicht oder – um ehrlich zu sein – wollte ich nicht wissen.
Eilige Schritte knirschten auf dem Kies. Aus dem Schatten hoher Araukarien stürzte Bratt auf mich zu. »Er ist hier!« flüsterte er atemlos.
»Ihr Mann? Wo!«
»Na dort!« Bratt wies ins Leere. »Er ist gegangen«, stammelte er. »Ich habe ihn wohl gekränkt. Oh, ich Idiot! Es kann eine Katastrophe geben!«
Bratt in heller Aufregung, ein köstlicher Anblick. Ich konnte nicht ernst bleiben.
»Halten Sie mich für verrückt?« brauste er auf.
»Sie selber machten eben so eine Andeutung«, erinnerte ich. »Aber ich will nicht voreilig sein. Was ist hier überhaupt passiert?«
Er zwang sich zur Ruhe. »Ich war gerade heraufgekommen, da bemerkte ich eine Gestalt. Dort bei den Araukarien. In der Meinung, daß Sie es seien, ging ich sofort darauf zu. Er war es. Ich sagte ihm, wie sehr ich mich freue, ihn wieder zu treffen, und daß ich an den Verhandlungen auf Basis achtzehn teilnehmen werde. Zum Glück hatte ich das Aufnahmegerät bei mir.« Er zog den winzigen Apparat aus der Tasche, zeigte ihn mir triumphierend. »Mein Instinkt!«
»Natürlich«, sagte ich, »was wäre ein Reporter ohne Instinkt.«
»Das Gespräch mit ihm habe ich also aufgezeichnet«, fuhr Bratt fort. »Sie sollen es hören, sonst würden Sie mir wahrscheinlich nicht glauben.«
Eine Taste klickte. Das Tonband lief zurück. Zirpende, schrille Laute. Dann Stimmen.
»Auf der Konferenz werden wir uns wiedersehen«, sagte der Fremde.
Darauf Bratt: »Ich hoffe, Sie verübeln uns nicht die Wahl des Tagungsorts. Außerirdischen Besuch empfangen wir sonst auf der Erde oder auf einer nahe gelegenen Raumstation. Warum diesmal…«
»In diesem Fall ist die Wahl durchaus zu verstehen. Vergessen Sie nicht unsere Besonderheit.«
»Inwiefern Besonderheit?«
»Ich bitte Sie, wir kommen immerhin aus dem negativen Raum.«
Sekundenlang Stille. Dann Bratts bebende Stimme: »Antimaterie?«
»Sie behaupteten, daß sie Bescheid wüßten.«
»Gewiß, das sagte ich. Aber… wer vermutet gleich so etwas?«
Der Antimann seufzte. »Alle erschrecken zuerst. Weshalb eigentlich? Wir werden uns doch nicht selber eliminieren.«
»Hm, verstehe… Isolierung durch Magnetfelder. So machen wir es jedenfalls. Trotzdem erscheint es mir äußerst riskant, daß Sie sich unter… nun ja, unter normalen Menschen bewegen. Eine winzige Panne nur, und…«
»Wir haben schon lange Kontakt mit den Sirianern. Nie ist ein Zerknall gemeldet worden.«
»Hoffentlich sind Sie recht unterrichtet.«
»Immer noch mißtrauisch? Ich versichere Ihnen, unsere Ansiedlung in Ihrem System würde keinerlei Gefahr für Sie bedeuten. Im Gegenteil, beide Seiten hätten Vorteil davon. Wir könnten die Asterioden aufarbeiten, die ihren Raumverkehr sowieso stören, und Sie erhielten das Schürf recht
Weitere Kostenlose Bücher