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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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wandte Armstrong ein.
    »Sie wollen doch nicht etwa einknicken, Harriet?« Armstrong erwiderte nichts. »Indien wird uns den Einsatz eines Predators zur Luftraumaufklärung nicht gestatten,
deshalb schicken wir die Seals, unterstützt von ein paar Alibi-Black-Cats der indischen Nationalgarde, damit Delhi sich nicht beschwert. Ich bin sicher, Ihr Premierminister wird es verstehen, dass wir angesichts eines Präsidentenbesuchs kein Risiko eingehen können. Es gibt schon zu viele Risiken auf dieser Reise. Monk Johnson ist mit den Nerven völlig runter.«
    »Natürlich erkennen wir die Bedrohung, aber Marchant ist britischer Staatsbürger, und der Premierminister besteht darauf, dass er nicht getötet wird. Gegenwärtig steht eine Einheit des britischen Special Air Service in Delhi und könnte Sie unterstützen.«
    »Wir bekommen das schon allein hin, trotzdem danke für das Angebot. Ich sage Ihnen, was wir tun. Sobald wir Marchant aus dem Dschungel geholt haben, ist er Ihr Gefangener. Vielleicht können Sie ja mehr aus ihm herauskitzeln als wir in Polen. Wie klingt das?«
    Nicht besonders gut, dachte Armstrong. Leichensäcke sind bei Verhören nicht sehr gesprächig. »Ich werde COBRA über das Angebot informieren. Das Sicherheitskomitee versammelt sich gerade.«
    »Ihre Kooperation ist sehr willkommen, Harriet. Sie und ich denken in die gleiche Richtung. Haben Sie die Übertragungsdaten des Anrufs gesehen?«
    »Ja, vorhin.«
    »Gott, wir lagen goldrichtig mit Stephen Marchant. Wie der Vater, so der Sohn. Aber was ist mit Marcus? Daniel wurde an seine Privatnummer durchgestellt, und der Chef entscheidet sich, niemanden über das Gespräch zu informieren? Und jetzt hat er sich unerlaubt von der Truppe entfernt.«

    »Das bereitet dem Premierminister ebenfalls Sorgen.«
    »Freut mich, das zu hören«, sagte Straker, obwohl er nicht viel Aufrichtigkeit in Armstrongs Antwort entdecken konnte. »Weiß der Premierminister auch über Chadwick Bescheid?«
    »David?«
    »Sir David, Ritter des Königreiches.«
    »Was ist mit ihm?« Armstrong packte den Hörer fester. Sie mochte Chadwick, hatte sich sogar in ihren frühen Whitehall-Tagen zu ihm hingezogen gefühlt. Über ihn wollte sie kein schlechtes Wort hören.
    »Nun, es scheint, er hat sich hier drüben bei ein paar illegalen Websites registriert. Das FBI hat heute Morgen die Daten seiner Kreditkarte rübergeschickt, weil die dachten, wir sollten darüber Bescheid wissen.«
    Armstrong wollte das Gespräch beenden, denn sie spürte, wie sie langsam wütend wurde. Sie glaubte kein einziges Wort. Die Amerikaner befanden sich immer noch auf dem Kriegspfad, auch nachdem sie Stephen Marchant abgeschossen hatten, doch hier handelte es sich um neues Territorium. Als Nächstes würden sie den Premierminister angreifen.
    »Wie illegal?«
    »Hoffentlich hat er keine eigenen Kinder.«
     
    Marchant schob das Handy zurück unter das Magazin und legte sich wieder auf das Charpoy . Von dort beobachtete er, wie der Wächter zurückkehrte. Der Kerl schaute kurz zu Marchant, ehe er sich setzte und in seinen Zähnen stocherte. Es war gut gewesen, die Stimme der Telefonistin in London zu hören. Nur die besten arbeiteten
an der Notfallleitung. Ihre warme, tröstliche Art hatte in einem scharfen Gegensatz zu Anne Normans brüskem Benehmen gestanden.
    Fielding hatte wenig gesagt. Beide wussten, je kürzer das Gespräch dauerte, desto schwieriger wurde es, den Anruf zurückzuverfolgen. Aber es war nicht leicht, alles schnell zu erzählen und gleichzeitig zu umschreiben. Immerhin, und das war das Wichtigste, hatte er Fielding den wahren Grund für die Reise seines Vaters nennen können. Er hätte ihn auch gern wissen lassen, dass man Dhar möglicherweise umdrehen konnte. Dhar würde niemals für Amerika arbeiten, doch der Gedanke, er könne für Großbritannien spionieren, erschien plötzlich nicht mehr so abwegig.
    Er wusste, die Enthüllungen über seinen Vater hatte er noch längst nicht verdaut: das gegensätzliche Leben, das seine Söhne geführt hatten, von denen jeder auf einem anderen Kontinent aufwuchs und nichts vom anderen ahnte, obwohl sie im Abstand von wenigen Monaten geboren worden waren. Mit dem Anruf bei Fielding tauchte Marchant wieder in seine alte Berufswelt ein und vermied es so, sich persönlichen Konsequenzen stellen zu müssen. Sein Vater hatte sein Leben damit verbracht, die Geheimnisse anderer Menschen aufzudecken, und dabei selbst eins der größten Geheimnisse bewahrt.

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