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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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denke, damit habe ich mir eine Belohnung verdient, oder?«

47

    Marchant hörte das Handy klingeln, und im nächsten Moment kam der Militärhubschrauber, ein Sikorsky Sea Hawk, dicht über den Baumwipfeln herangeflogen. Er griff gerade nach dem Telefon, als der Wächter draußen zu Boden ging, in die Brust getroffen von der Kugel eines Scharfschützen.
    »Verschwinden Sie da!«, drängte ihn eine vertraute weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung. Während er noch versuchte, sie einzuordnen, riss eine laute Explosion das Dach von der Hütte und warf ihn zu Boden. Er robbte über den staubigen Untergrund, doch aus einer Wunde an der Stirn lief ihm warmes Blut in die Augen. Nachdem er sich das Gesicht abgewischt hatte, wälzte er sich zum hinteren Teil der Hütte, wo er durch ein Loch in der Verkleidung aus geflochtenen Palmblättern hinausschlüpfte. Überall hörte er Schüsse, hektische Rufe - von Amerikanern, Indern und Arabern - und das Geschrei von Krähen.
    Marchant überlegte, was die Krähen hier mitten in einem Feuergefecht zu suchen hatten, als sich eine Gruppe Black Cats den Hügel herauf auf ihn zu bewegte. Sie mussten zu Fuß gekommen sein und den langen Weg genommen haben. Wären sie nicht gewesen, hätte er fliehen können. Zwei von ihnen rissen ihn hoch und schleppten
ihn halb bewusstlos zur Seilwinde des Sea Hawks, der nun über der Lichtung schwebte.
    »Dhar ist nicht hier«, hörte Marchant einen der Black Cats in sein Helmfunkgerät schreien, und dann stieg er über das Dach aus Kokosblättern in den blauen Himmel hinauf.
     
    Leila schaute zur Decke des Tempels, zu dem Lotusblütenmuster am höchstem Punkt. Das frühe Morgenlicht strömte durch die Fenster und verlieh dem Inneren ein mystisches Leuchten. Bänke waren in ordentlichen Reihen in dem großen offenen Bereich aufgestellt worden, und Leila setzte sich ans Ende einer der Bänke. Der Tempel war so gut wie verlassen, abgesehen vom Reinigungspersonal, das den Boden polierte, und einer Gruppe indischer Polizisten, die am Haupteingang standen. Der Tempelkomplex war in den letzten vierundzwanzig Stunden viermal vom Secret Service durchsucht worden, und vor dem Besuch des Präsidenten am Abend würde es noch zwei weitere Sicherheitsüberprüfungen geben.
    Leila schaute sich um, zog ein Blatt Papier hervor und las still. Tränen stiegen ihr in die Augen. » O Du Vergeber der Sünden, öffne die Tore Deines Königreichs für diese erwachte Seele und lasse diesen Vogel, ausgebildet von Deiner Hand, aufsteigen in den ewigen Rosengarten. Sie ist entflammt vor Sehnsucht, Dir nahe zu sein; erlaube ihr, in Deiner Gegenwart zu weilen.«
    Sie hatte die Nachricht über ihre Mutter zwei Stunden zuvor erhalten. Von dem Moment an, in dem sie aufgewacht war, hatte sie einen inneren Drang verspürt, in Teheran anzurufen. Ihr Verstand spielte ihr schon Streiche
und drehte die Ereignisse so, als habe sie irgendwie vom Tode ihrer Mutter gewusst, ehe die Frau am Telefon es ihr mitgeteilt hatte. Die Frau, eine Nachbarin, hatte die ganze Nacht bei ihrer Mutter gesessen und sie getröstet, während sie im Sterben lag. Sie hätte es Leila nicht erzählen sollen, aber sie musste unbedingt mit jemandem darüber sprechen.
    »Sie ist entflammt vor Sehnsucht, Dir nahe zu sein«, las Leila weiter. »Erlaube ihr, in Deiner Gegenwart zu weilen, denn in der Trennung von Dir ist sie verzweifelt und bekümmert. Gestatte ihr Einlass ins Himmlische Reich.«
    Die vergangenen zwölf Stunden waren die schlimmste Zeit ihres Lebens gewesen. Sie war lange wach geblieben und hatte über Fariborz Sahba gelesen, den iranischen Architekten des Lotustempels. Ihre Mutter hatte oft von ihm gesprochen und von diesem wundervollen Haus der Andacht, das sie bald nach der Fertigstellung in den Achtzigerjahren besucht hatte. Sahba hatte die Metapher einer blühenden Lotosblume gewählt, in der Hoffnung, dass ein neues Zeitalter des Friedens und der religiösen Toleranz aus den »trüben Wassern« der Menschheitsgeschichte mit ihrer Ignoranz und Gewalt entstehen würde.
    Auch Spiro ignorierte viele Dinge, und gestern Nacht hatte er ihr zum ersten Mal seinen Willen aufgezwungen. Sie hatte sich gewehrt und wollte es ihm ausreden, doch er hatte damit gedroht, Monk Johnson über ihr unkontrolliertes Benehmen zu informieren. Nichts durfte das Schaulaufen des Präsidenten gefährden und die Rolle, die sie dabei spielen sollte, daher war sie mit ihm aufs Zimmer gegangen.

    Anschließend, in ihrem

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