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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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Nestbeschmutzer werden wie Tomlinson oder Shayler, würde er dafür sorgen, dass er die Höchststrafe bekäme. Sein Vater hätte genau das Gleiche gesagt: Er hatte solche Aussteiger ebenfalls verabscheut. Nur ein einziges Mal hatte Marchant über die Stränge geschlagen, in einem Pub nahe Victoria, als ein Abend in einer Prügelei endete. Man hatte einen jungen Beamten geschickt, der ihn aus dem Polizeigewahrsam befreit und die Angelegenheit aus der Welt geschafft hatte.

    »Wollen Sie nicht wissen, was tatsächlich passiert ist?«, gab Marchant zurück.
    »Ich habe bereits eine recht gute Vorstellung. Tony Bancroft hat seinen Bericht fast fertig.«
    »Aber er wird meinen Vater nicht entlasten, oder?«
    »Wussten Sie, dass niemand von uns seinen Abschied wollte? Er war sehr beliebt als Chef.«
    »Warum haben wir uns dann vom MI5 übers Ohr hauen lassen? Es gab keine Beweise und keine Aussagen gegen ihn.«
    »Ich weiß, Sie sind immer noch wütend, Daniel, aber Sie kommen am schnellsten auf Ihren Posten zurück, wenn Sie den Kopf einziehen und Tony seine Arbeit machen lassen. Der MI5 will nicht, dass Sie Ihren Dienst wieder antreten, ich hingegen schon. Sobald Bancroft einmal aktenkundig festgestellt hat, dass von Ihnen keine Gefahr ausgeht, kann es niemand mehr verhindern.«
    »Aber Bancroft wird den Namen meines Vaters nicht reinwaschen, oder?«, wiederholte Marchant.
    Sie gingen weiter, Fielding ein paar Schritte voraus. Marchant hatte sich mit Lord Bancroft und seinem Team getroffen und ihre Fragen beantwortet; er wusste, dass es keine Anklage gegen ihn geben würde. Sein Vater war unschuldig, doch der Premierminister brauchte einen Sündenbock. Großbritannien war im vergangenen Jahr von einer Terrorwelle bislang unbekannten Ausmaßes heimgesucht worden. Dabei hatte es keine spektakulären Anschläge gegeben, aber die öffentliche Besorgnis war groß genug, um den MI5 in permanentem Alarmzustand zu halten: Umspannwerke, Eisenbahndepots, mehrstöckige Parkhäuser. Die Ermittlungen wiesen bald auf eine Terrorzelle
in Südindien hin, die sich aus Arbeitern mit schlecht bezahlten Jobs in der Golfregion zusammensetzte.
    Der Druck, die Bedrohung auszuschalten, war gewachsen, doch die Terroristen waren offensichtlich immer einen Schritt voraus. Bald kursierten Gerüchte, es gebe in den oberen Etagen des MI6 einen Maulwurf, der die Gesuchten unterstütze. Daniels Vater war von dieser Idee besessen gewesen, trotzdem war es ihm nie gelungen, einen Beweis zu finden oder die Anschlagserie zu beenden. Schließlich war er selbst unter Verdacht geraten. Da er als Chef untragbar wurde, empfahl das Joint Intelligence Committee, der übergeordnete Geheimdienstausschuss der britischen Regierung, unter Vorsitz von Harriet Armstrong, Generaldirektorin des MI5, die Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand. Die Anschläge hatten aufgehört.
    Fielding blieb an der Stelle stehen, wo ihr Pfad einen anderen kreuzte. Als Marchant zu ihm aufschloss, sahen sie instinktiv in beide Richtungen, ehe sie den Weg überquerten, obwohl der Wald verlassen war. In der Ferne brüllte ein Muntjakhirsch.
    »Trinken Sie noch?«, fragte Fielding.
    »Wenn ich kann«, antwortete Marchant.
    »Ich bin nicht sicher, ob wir Sie ein zweites Mal raushauen können.«
    »Wie lange muss ich in diesem sicheren Haus bleiben?«
    »Das dient allein Ihrem Schutz. Irgendwer dort draußen ist nicht besonders erfreut, dass Sie ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht haben.«
    Sie gingen entspannt nebeneinander weiter, nur umgeben von den Geräuschen des Waldes. »So weit ich bisher
gelesen habe, gibt es in Bancrofts Bericht keine Überraschungen, es werden keine Maulwürfe enttarnt«, sagte Fielding, während sie einen Bogen zurück zum Wagen schlugen. »Das ist nicht Tonys Stil, und deswegen wurde er auch berufen. Er hat lediglich die Ereignisse unter der Aufsicht Ihres Vaters aufgelistet, gefolgt von einer vorsichtigen Einschätzung, ob noch mehr hätte getan werden können. Es waren einfach zu viele Anschläge, wie wir alle wissen.«
    »Und irgendwer musste den Hut nehmen.«
    »Der Premierminister war früher Innenminister. Er hat den MI5 immer bevorzugt.«
    Marchant hatte das alles schon gehört, aber Fieldings Benehmen ließ darauf schließen, dass er noch etwas zurückhielt.
    »Unglücklicherweise waren die Amerikaner damit nicht zufrieden und haben mit allen Mitteln versucht, Ihrem Vater eine Verschwörung und nicht lediglich Versäumnisse anzuhängen. Wir haben uns

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