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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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gesundheitlichen Risiken selbstständig umgehen konnten. Ihre Ratschläge betrafen ausschließlich den emotionalen Schaden, den berufliche sexuelle Affären nach sich ziehen konnten. Der Schlüssel dabei sei, so hatte sie erklärt, sich selbst als Schauspielerin zu begreifen, die in einem Film mitwirkt.
    Leila versuchte jetzt, sich die Kamera-Crew vorzustellen, während sie sich in ihrer schummrig beleuchteten Wohnung umblickte. Hassan hatte bei ihrem letzten Treffen in Doha angedeutet, er habe durchaus etwas für weniger gesitteten Sex übrig, aber sie hatte sich auf keine Experimente eingelassen. Heute würde es anders laufen. Heute würde die Filmzensur etwas zu tun bekommen.
    »Leila, das ist Wahnsinn«, sagte er. Er lag nackt auf dem Bett, seine Handgelenke und Fußknöchel waren fest mit Tüchern an die vier Bettpfosten gefesselt.
    »Das wird Heimvorteil genannt«, sagte sie und holte
zwei große brennende Kerzen hervor, die sie von Marchant geschenkt bekommen hatte. Damit ging sie hinüber zum Bett. In beiden Kerzen hatte sich unter der Flamme flüssiges Bienenwachs gesammelt, das heißer brannte als gewöhnliches Stearin. Noch in Unterwäsche stellte sie die Kerzen auf den Nachttisch, ging hinüber zum CD-Player und legte Natacha Atlas ein. Draußen schienen die Lichter des Canary Wharf Towers grell in die Nacht, denn die Banker arbeiteten bis spätabends. Einen Moment lang sehnte sie sich nach einem normalen Job. Sie zog die aus einem Souk stammenden Gardinen zu, die ihre Mutter ihr geschenkt hatte, holte ein weiteres Tuch aus einer Schublade und verband Hassan die Augen. Er seufzte zufrieden und spitzte seine Lippen zum Kuss. »Leila, Darling«, flüsterte er, aber sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen.
    »Pst«, sagte sie und steckte ihm das Mundstück der Ghalyun , einer iranischen Wasserpfeife, in den Mund. Ihr Vater hatte sie 1979 aus Teheran mitgebracht. Während Hassan die Mischung aus Tabak- und Haschischrauch tief in sich einsog, kletterte sie auf das Bett und setzte sich rittlings auf seine Brust, den Rücken seinem Gesicht zugewandt. Sie konnte es besser ertragen, wenn sie sein Gesicht nicht sah. Sie umfasste ihn mit einer Hand und nahm mit der anderen eine der Kerzen vom Nachttisch.
    »Bist du bereit?«, fragte sie leise und rieb ihn kräftig. Dann drehte sie sich um und nahm ihm die Wasserpfeife aus dem Mund.
    »Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so bereit wie jetzt«, antwortete er.
    Hassan war, so vermutete Leila, im Herzen ein Feigling, auch wenn er nach außen Mut zur Schau stellte. Ein bisschen
zu viel Schmerz, und er würde nach seiner Mami jammern. »Wie tapfer fühlst du dich?«, fragte sie, hielt die Kerze fünfzehn Zentimeter über ihn und führte sie dann noch ein Stück tiefer, damit das Wachs nicht so viel Zeit zum Abkühlen hatte.
    Er schrie, wie sie es vorausgeahnt hatte, und wand sich einige Sekunden lang, als das beinahe kochende Wachs auf seine empfindliche Haut tropfte. Aber sein Lächeln kehrte zurück, sobald das Wachs hart wurde. Hassan war doch schräger drauf, als sie gedacht hatte. Sie roch sein süßes Eau de Toilette und ließ wieder Wachs tropfen. Plötzlich wurde ihr seine Anwesenheit in ihrem Apartment unerträglich. Sie verabscheute ihn, ihre Arbeit, diese Bloßstellung, die sie erdulden musste; aber dann dachte sie daran, was sie Marchant antaten, wo auch immer er sein mochte, und sie hielt die Kerze noch tiefer.
    Eine halbe Stunde später gingen Leila die Tricks aus, und Hassan hatte ihr immer noch nichts erzählt. Vorhin im Taxi von der Park Lane zu den Docklands hatte er behauptet, seine Informationen seien derartig brisant für ihn und sein Land, dass er schon etwas Besonderes von ihrem Heimspiel erwarte. Nur dann würde er reden.
    Sie steckte Hassan die Wasserpfeife wieder in den Mund und sagte ihm, er solle tief inhalieren. Einen Augenblick befürchtete sie, ihn falsch eingeschätzt zu haben. Wenn er nun völlig wegtrat, ehe er redete? Aber Hassan tat, was sie verlangte, so wie schon den ganzen Abend, und schenkte ihr ein bekifftes Grinsen, während sie hinüber zum Kühlschrank ging und das Schnellgefrierfach öffnete.
    Ein Steward auf einem Nachtflug von Abu Dhabi hatte ihr einmal erklärt, wie man einen Mann dazu brachte, vor
Wollust zu weinen. Er war schwul gewesen, doch er war davon überzeugt, der »Narcissus« wirke bei den meisten Männern. Dieses Spielchen erschüttere sie in den Grundfesten ihres Egos, hatte er gesagt, besonders, wenn

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